Flucht Der Sklaven
und Könige verabscheuen es geradezu. Glaubt mir, ich weiß es aus eigener Erfahrung. Sie finden eine Möglichkeit, es dich bereuen zu lassen.« Der Behüterbund spiegelte ihre Wut und Enttäuschung wider.
»Ich will sie ja überraschen, Birgitte. Vielleicht hilft es mir ja herauszufinden, was sie alles über mich wissen.« Elayne verzog das Gesicht und schob das vollgekleckerte Blatt zur Seite und nahm ein neues aus dem Papierkästchen aus Rosenholz. Merililles Neuigkeiten hatten ihre Müdigkeit verscheucht, aber in klarer, sauberer Handschrift zu schreiben schien schwierig zu sein. Außerdem musste auch die Formulierung stimmen. Das sollte kein Brief von der Tochter-Erbin von Andor sein, sondern von Elayne Trakand, Aes Sedai der Grünen Ajah. Sie mussten das sehen, was sie wollte.
»Versuch du ihr, Verstand beizubringen, Aviendha«, murmelte Birgitte. »Und falls du es nicht schaffst, sollte ich schon mal damit anfangen, eine halbwegs anständige Eskorte zusammenzustellen.«
»Keine Eskorte, Birgitte. Nur du. Eine Aes Sedai und ihre Behüterin. Und Aviendha natürlich.« Elayne hielt beim Schreiben inne, um ihre Schwester anzulächeln, aber sie erwiderte das Lächeln nicht.
»Ich kenne deinen Mut, Elayne«, sagte Aviendha. »Ich bewundere deinen Mut. Aber selbst Sha'mad Conde weiß, wann es vorsichtig zu sein gilt!« Sie sprach von Vorsicht? Aviendha würde Vorsicht nicht mal dann erkennen, wenn sie sie ... nun, wenn sie sie in die Nase biss!
»Eine Aes Sedai und ihre Behüterin?«, rief Birgitte aus. »Ich habe dir gesagt, dass du nicht länger herumreisen kannst, um Abenteuer zu erleben!«
»Keine Eskorte«, sagte Elayne energisch und tauchte die Feder für den nächsten Versuch ein. »Das ist kein Abenteuer. Es ist nur die Art und Weise, wie es gemacht werden muss.« Birgitte warf die Hände in die Luft und knurrte ein paar Flüche, aber nichts davon war Elayne neu.
Zu ihrer Überraschung hatte Hauptmann Mellar keine Einwände dagegen, sie nicht zu begleiten. Ein Treffen mit vier Herrschern würde kaum so langweilig sein wie mit Kaufleuten, aber er bat darum, bleiben zu können und sich um seine Pflichten zu kümmern, da sie ihn nicht brauchte. Das kam ihr entgegen. Ein Hauptmann der Königlichen Garde würde nur dafür sorgen, dass die Grenzländer sie früher als die Tochter-Erbin betrachteten, als ihr recht war. Ganz zu schweigen davon, dass es Mellar möglicherweise in den Sinn kam, sie lüstern anzugrinsen.
Allerdings wurde Hauptmann Mellars Unbekümmertheit nicht vom Rest ihrer Leibwache geteilt. Eine der Gardistinnen war anscheinend auf dem schnellsten Wege zu Caseille gelaufen, denn die hoch gewachsene Arafelinerin kam in das Wohnzimmer gestürmt, noch während Elayne schrieb, und verlangte, sie mit der ganzen Leibwache zu begleiten. Birgitte musste ihr schließlich befehlen, den Raum zu verlassen, um ihre Proteste zu beenden.
Wenigstens dieses eine Mal schien Birgitte zu begreifen, dass sich Elayne nicht umstimmen lassen würde, darum ging sie mit Caseille, um sich umzuziehen. Nun, genau genommen stapfte sie fluchend davon und knallte die Tür hinter sich zu, aber wenigstens ging sie. Eigentlich hätte man annehmen können, es würde sie freuen, für kurze Zeit den Mantel des Generalhauptmanns ausziehen zu können, aber der Bund hätte genauso gut ein Echo ihrer Flüche sein können. Aviendha fluchte nicht, aber sie machte mit ihren Belehrungen weiter. Aber da alles in Windeseile geschehen musste, hatte Elayne eine Entschuldigung, sie zu ignorieren.
Essande wurde gerufen und fing an, passende Kleidung bereitzulegen, während Elayne hastig ihr Mittagessen etwas früher einnahm. Sie hatte nicht danach geschickt; darum hatte sich offensichtlich Aviendha gekümmert. Anscheinend hatte Monaelle gesagt, dass das Versäumen von Mahlzeiten genauso schlimm war, wie zu viel zu essen. Frau Harfor wurde davon in Kenntnis gesetzt, dass sie sich um die Glasmacher und auch die anderen Delegationen kümmern musste, und sie nickte zustimmend, jedoch nicht, ohne leicht die Stirn zu runzeln. Bevor sie ging, verkündete sie, dass sie Ziegen für den Palast gekauft hatte. Elayne musste Ziegenmilch trinken und zwar eine Menge davon. Careane stöhnte, als sie hörte, dass sie an diesem Abend die Windsucherinnen unterrichten musste, aber wenigstens sparte sie sich eine Bemerkung über Elaynes Speiseplan. Tatsächlich hoffte Elayne, bei Einbruch der Nacht wieder zurück im Palast zu sein, aber sie erwartete auch, so
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