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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Zügel einem Stallmädchen und eilte mit einer solchen Hast in den Palast, dass das Mädchen ihr kaum den Weg frei machen konnte.
    »Ich genieße die frische Luft«, sagte Elayne, die nur mühsam ein Zähneklappern unterdrücken konnte, »aber wenn Merilille zurück ist, muss ich nach unten.« Aviendha zog die Brauen zusammen, als würde sie vermuten, dass die Ablenkung nicht zufällig geschah, aber sie war die Erste, die in Richtung Treppe ging. Merililles Rückkehr war wichtig und ihrer Eile nach zu urteilen brachte sie entweder sehr gute oder schlimme Neuigkeiten.
    Als Elayne und ihre Schwester das Wohnzimmer betraten - natürlich gefolgt von zwei Gardistinnen, die zu beiden Seiten der Tür Aufstellung nahmen -, erwartete Merilille sie bereits. Ihr feuchter Umhang lag über einer Stuhllehne, die hellgrauen Reithandschuhe steckten hinter ihrem Gürtel, und ihr schwarzes Haar hätte eine Bürste gebrauchen können. Mit den purpurfarbenen Halbmonden unter den Augen sah Merililles blasses Gesicht so müde aus, wie Elayne sich fühlte.
    So schnell sie vom Stallhof hinaufgekommen war, war sie dennoch nicht allein. Birgitte stand stirnrunzelnd da, eine Hand auf den verzierten Kaminsirns gelegt. Mit der anderen hielt sie ihren langen goldenen Zopf; dabei sah sie fast wie Nynaeve aus. Heute trug sie ausladende dunkelgrüne Hosen und ihren kurzen roten Mantel, eine Kombination, die die Augen schmerzen ließ. Und Hauptmann Mellar verbeugte sich artig vor Elayne und wedelte mit dem mit einer weißen Feder geschmückten Hut herum. Er hatte hier nichts zu suchen, aber sie ließ ihn bleiben und schenkte ihm sogar ein Lächeln. Ein herzliches Lächeln.
    Die pummelige junge Dienerin, die gerade ein großes Silbertablett auf einer Anrichte abgestellt hatte, blinzelte und starrte Mellar mit großen Augen an, bevor sie sich daran erinnerte, vor dem Gehen einen Hofknicks zu machen. Elayne behielt das Lächeln bei, bis sich die Tür geschlossen hatte. Was auch immer ihr Baby beschützte, sie war bereit, es zu tun. Auf dem Tablett standen heißer gewürzter Wein für alle und dünner Tee für sie. Nun, wenigstens war er heiß.
    »Ich hatte ziemliches Glück«, sagte Merilille seufzend, als sie saß, und warf Mellar über den Weinpokal einen argwöhnischen Blick zu. Sie kannte die Geschichte, wie er Elaynes Leben gerettet hatte, aber sie war aufgebrochen, bevor die Gerüchte begannen. »Wie sich herausstellte, hatte Reanne ihr Wegetor keine fünf Meilen von den Grenzländern entfernt geöffnet. Sie sind seit ihrer Ankunft nicht weitergezogen.« Sie rümpfte die Nase. »Bei jedem anderen Wetter wäre der Gestank der Latrinen und des Pferdedungs überwältigend gewesen. Ihr hattet Recht, Elayne. Alle vier Herrscher sind da, in vier ein paar Meilen voneinander entfernt liegenden Lagern. In jedem ist ein Heer. Ich fand die Schienarer am ersten Tag und ich verbrachte die meiste Zeit mit Gesprächen mit Easar von Schienar und den anderen dreien. Wir trafen uns jeden Tag in einem anderen Lager.«
    »Ich hoffe, Ihr habt auch etwas Zeit darauf verwendet, Euch umzusehen«, sagte Birgitte respektvoll von ihrer Position vor dem Kamin. Sie behandelte jede Aes Sedai mit Respekt. Nur die nicht, mit der sie verbunden war. »Wie viele sind es?«
    »Ich nehme nicht an, dass Ihr eine korrekte Zahl habt«, warf Mellar ein und klang, als würde er es auch nicht erwarten. Dieses eine Mal lag auf seinem schmalen Gesicht kein Lächeln. Er sah in seinen Weinpokal und zuckte mit den Schultern. »Doch was auch immer Ihr gesehen habt, könnte von Wert sein. Falls es genug sind, könnten sie verhungern, bevor sie Caemlyn bedrohen. Ohne Proviant besteht das größte Heer der Welt nur aus wandelnden Leichen.« Er lachte. Birgitte starrte ihn finster an, aber Elayne hob kaum merklich ihre Hand und bedeutete der anderen Frau, den Mund zu halten.
    »Sie haben nicht viele Vorräte, Hauptmann«, sagte Merilille kühl und setzte sich trotz ihrer offensichtlichen Erschöpfung aufrecht hin, »aber sie sind auch noch nicht am Verhungern. Ich würde mich nicht darauf verlassen, dass es so weit kommt, was das angeht.« Nach der kurzen Trennung vom Meervolk hatten ihre großen Augen den ständig überraschten Ausdruck verloren, und trotz ihrer aalglatten Aes Sedai-Beherrschung war es offensichtlich, dass sie beschlossen hatte, Doilin Mellar nicht zu mögen, ganz egal, wessen Leben er gerettet hatte. »Was ihre Zahl angeht, ich würde sagen, es sind etwas mehr als

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