Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
noch ein Treffen mit einer Delegation der Glasmacher auf der Tagesordnung, danach fünf weitere mit Kaufleuten und Handwerkern; es war ein geschäftiger Tag, voller glattzüngiger Plattitüden und Doppeldeutigkeiten. Und da Nynaeve und Merilille weg waren, war sie am Abend mit dem Unterricht für die Windsucherinnen dran, eine bestenfalls weniger angenehme Erfahrung als die schlimmste Audienz mit Kaufleuten. Was ihr nur wenig Zeit lassen würde, um das Ter 'angreal zu studieren, das sie aus Ebou Dar mitgebracht hatten, bevor sie dann so müde war, dass sie nicht länger die Augen offen halten konnte. Es war peinlich, wenn Aviendha sie halb zum Bett tragen musste, aber sie konnte nicht kürzer treten. Es gab zu viel zu tun und der Tag hatte nicht genug Stunden.
    Bis zur Ankunft der Glasmacher war fast noch eine Stunde Zeit, aber Aviendha hatte für ihren Vorschlag, jetzt einen Blick auf die Gegenstände aus Ebou Dar zu werfen, nicht mal ein Lächeln übrig.
    »Hat Birgitte mit dir gesprochen?«, wollte Elayne wissen, während ihre Schwester sie eine schmale Treppe beinahe hinaufzerrte. Vier Gardistinnen gingen voraus und die anderen folgten ihnen, und sie alle ignorierten beflissen ihre Unterhaltung mit Aviendha. Obwohl sie den Eindruck hatte, dass Rasoria Domanche, eine stämmige Jägerin des Horns mit blauen Augen und blonden Haaren, wie man es gelegentlich unter Tairenern fand, leicht schmunzelte.
    »Brauche ich sie, um zu wissen, dass du zu viele Stunden im Palast verbringst und zu wenig schläfst?«, erwiderte Aviendha verächtlich. »Du brauchst frische Luft.«
    Die Luft in dem hohen Säulengang war mit Sicherheit frisch. Und kühl, obwohl die Sonne hoch am grauen Himmel stand. Ein kalter Wind wehte um die glatten Säulen, so dass die Gardistinnen, die bereit standen, sie vor den Tauben zu beschützen, ihre befiederten Hüte festhalten mussten. Elayne weigerte sich störrisch, die kühle Brise zu ignorieren.
    »Dyelin hat mit dir geredet«, murmelte sie zitternd. Dyelin behauptete, eine Schwangere würde jeden Tag lange Spaziergänge brauchen. Sie hatte es eilig gehabt, Elayne daran zu erinnern, dass sie, ob nun Tochter-Erbin oder nicht, zurzeit eigentlich nur die Hohe Herrin von Haus Trakand war, und falls die Hohe Herrin von Trakand mit der Hohen Herrin von Taravin sprechen wollte, dann entweder nur, wenn sie die Palastkorridore erklomm, oder gar nicht.
    »Monaelle hat sieben Kinder geboren«, erwiderte Aviendha. »Sie sagt, ich muss dafür sorgen, dass du an die frische Luft kommst.« Obwohl sie nur ihr Schultertuch hochgezogen hatte, gab es keinerlei Anzeichen, dass sie den Wind fühlte. Aber Aiel waren so gut wie die Schwestern darin, die Elemente zu ignorieren. Elayne verschränkte die Arme und schaute finster drein.
    »Hör auf zu schmollen, Schwester«, sagte Aviendha. Sie zeigte nach unten auf einen der Stallhöfe, der hinter den weißen Ziegeldächern noch gerade eben zu sehen war. »Schau, Reanne Corly sieht bereits nach, ob Merilille Ceandevin zurückkehrt.« Der vertraute waagerechte Strich aus Licht erschien auf dem Stallhof und rotierte zu einer zehn Fuß breiten und hohen Öffnung in der Luft.
    Elayne sah mürrisch auf Reannes Kopf hinunter. Sie schmollte nicht. Vielleicht hätte sie Reanne das Schnelle Reisen nicht beibringen sollen, da die Kusine noch keine Aes Sedai war. Aber keine der anderen Schwestern war stark genug, um das Muster weben zu können, und wenn es die Windsucherinnen lernen durften, dann hatten ihrer Meinung nach die paar Kusinen, die dazu in der Lage waren, das gleiche Recht dazu. Davon abgesehen konnte sie nicht alles allein machen. Licht, war der Winter so kalt gewesen, bevor sie gelernt hatte, sich weder von Hitze noch von Kälte berühren zu lassen?
    Zu ihrer Überraschung ritt Merilille durch das Wegetor und schüttelte Schnee von ihrem mit dunklem Pelz gesäumten Umhang, gefolgt von den Gardesoldaten, die man vor sieben Tagen zusammen mit ihr losgeschickt hatte. Zaida und die Windsucherinnen hatten ihr Verschwinden sehr unwirsch aufgenommen, um es höflich auszudrücken, aber die Graue hatte sich förmlich auf die Gelegenheit gestürzt, ihnen für kurze Zeit zu entkommen. Es war nötig gewesen, jeden Tag nach ihr Ausschau zu halten und ein Tor an derselben Stelle zu öffnen, doch Elayne hatte sie bestenfalls in einer Woche zurückerwartet. Als der letzte der zehn Soldaten mit den roten Umhängen den Hof betrat, stieg die schlanke Graue Schwester aus dem Sattel, gab ihre

Weitere Kostenlose Bücher