Flucht Der Sklaven
vergewissern, dass es da war.
Sie warteten im Schutz der Bäume, abseits von Merililles Spuren, und sowohl die Männer wie auch die Pferde verharrten so reglos, dass Elayne sie beinahe für irgendwelche natürlichen Felsformationen gehalten hätte, bis sie die seltsamen Federbüschel auf ihren Helmen sah. Die Pferde waren nicht gepanzert, wie es bei schienarischer Kavallerie oftmals vorkam, aber die Männer trugen Harnische und Kettenhemden; Schwerter mit langen Griffen hingen an ihren Gürteln oder Sätteln. Viele trugen auch Keulen. Ihre dunklen Augen blinzelten nie. Eines der Pferde wedelte mit dem Schweif und die Bewegung erschien überraschend.
Ein scharfgesichtiger Mann mit rauer Stimme ergriff das Wort, als Elayne und die anderen beiden Frauen vor ihm die Pferde zügelten. Der Federbusch auf seinem Helm sah aus wie schmale Schwingen. »König Easar übersendet Euch die Garantie Eurer Sicherheit, Elayne Sedai, und ich füge die meine noch hinzu. Ich bin Kayen Yokata, Lord von Fal Eisen, und möge der Frieden mich verlassen und die Fäule meine Seele fressen, sollte Euch oder sonst jemandem in Eurer Begleitung in unserem Lager ein Leid geschehen.«
Das war nicht so tröstlich, wie Elayne es sich gewünscht hätte. Diese ganzen Sicherheitsgarantien machten nur deutlich, dass sie zur Debatte gestanden hatten und es vielleicht noch taten. »Braucht eine Aes Sedai Versicherungen von Schienarem?«, fragte sie. Sie begann mit einer Novizinnenübung für Ruhe und wurde sich bewusst, dass sie sie nicht brauchte. Sehr seltsam. »Ihr dürft uns den Weg zeigen, Lord Kayen.« Er nickte bloß und wendete sein Pferd.
Einige Schienarer sahen Aviendha ausdruckslos an, da sie sie als Aiel erkannten, aber die meisten trieben nur ihre Pferde an und schlössen sich ihnen an. Die Stille während des kurzen Ritts wurde nur von den Hufen gebrochen, die den unter dem Neuschnee liegenden Schnee knirschend zertraten. Elayne hatte Recht gehabt. Das schienarische Lager war ganz in der Nähe. Schon Minuten später kamen mit Rüstungen bekleidete Wachposten in Sicht und kurz darauf ritten sie in das Lager.
Das zwischen den Bäumen liegende Heerlager erschien größer, als sie erwartet hatte. Ob sie nun nach links, recht oder geradeaus sah, so weit das Auge reichte, breiteten sich Zelte und Kochfeuer, Halteseile mit angebundenen Pferden und Reihen mit Wagen aus. Soldaten schauten neugierig zu ihnen auf, als sie und ihre Eskorte vorbeiritten, hartgesichtige Männer, deren Köpfe bis auf einen Haarschopf in der Mitte, der manchmal bis zu den Schultern reichte, völlig glatt rasiert waren. Nur wenige trugen Teile ihrer Rüstungen, aber Waffen und Panzer lagen immer in Reichweite. Der Geruch war nicht so schlimm, wie Merüille behauptet hatte, aber der Geruch dessen, was auch immer in den Kesseln vor sich hinkochte, konnte den Gestank von Latrinen und Pferdedung nicht ganz überdecken. Keiner schien zu hungern, obwohl viele sehr schlank waren. Aber es war nicht die Schlankheit von Hunger, sondern die von Männern, die nie besonders dick gewesen waren. Ihr fiel auf, dass über keinem Feuer ein Spieß zu sehen war. Fleisch würde schwerer zu besorgen sein als Getreide, obwohl Korn in dieser Phase des Winters ebenfalls knapp wurde. Gerstensuppe konnte einem Mann nicht dieselbe Kraft wie Fleisch geben. Sie mussten bald weiterziehen; kein Ort konnte vier Heere dieser Größe für lange Zeit ernähren. Sie musste nur dafür sorgen, dass sie in die richtige Richtung zogen.
Natürlich war nicht jeder Mann ein Soldat mit geschorenem Kopf, obwohl die anderen beinahe genauso unbeugsam aussahen. Es gab Wagner, die an Fuhrwerken arbeiteten; Hufschmiede, die Pferden neue Hufeisen anpassten; Wäscherinnen, die in kochenden Kesseln umrührten; Frauen, die nähten, bei denen es sich entweder um Näherinnen oder Ehefrauen handelte. Einem Heer folgten immer viele Menschen, manchmal genauso viele, wie es Soldaten gab. Aber sie entdeckte niemanden, der eine Aes Sedai hätte sein können; natürlich war es unwahrscheinlich, dass sich Schwestern die Ärmel hochkrempelten und mit Holzlöffeln Waschkessel umrührten oder sich hinsetzten und Hosen flickten. Warum blieben sie in ihren Verstecken? Sie widerstand dem Verlangen, die Quelle zu umarmen, durch das an ihrer Brust angesteckte Angreal in Form einer Schildkröte Saidar aufzunehmen. Eine Schlacht nach der anderen und zuerst musste sie für Andor kämpfen.
Kayen stieg vor einem Zelt vom Pferd. Das Zelt war
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