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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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unterbrach Paitar sie freundlich. Er hatte sich nicht gesetzt, sondern war stehen geblieben und trank gelegentlich von seinem Wein. Elayne war froh, dass sie seine Falten sehen konnte. Diese Stimme hätte sonst den Verstand einer Frau verwirren können.
    Ethenielle schenkte Tenobia noch einen bösen Blick, während sie Platz nahm, und murmelte etwas vor sich hin. Elayne glaubte, das Wort »Heirat« in einer bedauernden Betonung gehört zu haben, aber das ergab keinen Sinn. Zumindest wandte sie ihre Aufmerksamkeit Elayne zu, sobald sie saß. »Zu einem anderen Zeitpunkt könnte mir Euer Temperament gefallen, Elayne Sedai, aber es macht keinen großen Spaß, in einen Hinterhalt zu geraten, bei dem einer Eurer Verbündeten seine Hand im Spiel hatte.« Tenobia runzelte finster die Stirn, obwohl Ethenielle ihren scharfen Blick nicht in ihre Richtung richtete. »Was in Fahne geschehen ist«, fuhr die Königin von Kandor fort, »ist weniger wichtig als das, was sich daraus ergeben hat. Nein, Paitar, wir müssen ihr sagen, was sie wissen muss, denn sie weiß bereits zu viel. Elayne, Ihr wart in Fahne eine der Gefährtinnen des Wiedergeborenen Drachen. Vielleicht eine Freundin. Ihr habt Recht, wir sind nicht gekommen, um zu erobern. Wir sind gekommen, um den Wiedergeborenen Drachen zu finden. Und wir sind den ganzen Weg marschiert, nur um herausfinden zu müssen, dass keiner seinen derzeitigen Aufenthaltsort kennt. Wisst Ihr, wo er ist?«
    Elayne verbarg ihre Erleichterung über die direkte Frage. Würden sie sie für mehr als eine Gefährtin oder Freundin halten, hätten sie sie niemals gestellt. Sie konnte also genauso direkt sein. Greif an und hör nicht mehr damit auf. »Warum wollt Ihr ihn finden? Boten könnten ihm jede beliebige Nachricht zukommen lassen.« Was so gut wie die Frage war, warum sie große Heere mitge -bracht hatten.
    Easar hatte sich keinen Wein genommen und er stand mit in die Hüften gestemmten Fäusten da. »Der Krieg ge -gen den Schatten wird entlang der Fäule geführt«, sagte er grimmig. »Die letzte Schlacht wird in der Fäule stattfinden, wenn nicht sogar im Shayol Ghul selbst. Und er ignoriert die Grenzländer und beschäftigt sich mit Gegenden, die seit den Trolloc-Kriegen keinen Myrddraal mehr gesehen haben.«
    »Der Car'a'carn entscheidet, wo der Tanz der Speere getanzt wird, Feuchtländer«, höhnte Aviendha. »Wenn Ihr ihm folgt, dann kämpft Ihr dort, wo er es befiehlt.« Keiner sah sie an. Sie starrten alle Elayne an. Keiner machte sich die Bresche zunutze, die Aviendha geboten hatte.
    Elayne zwang sich dazu, gleichmäßig zu atmen und erwiderte ihre Blicke, ohne zu blinzeln. Ein Grenzländer-Heer war eine zu aufwendige Falle für Elaida, um Elayne Trakand zu fangen, aber Rand al'Thor, der Wiedergeborene Drache, war ein anderes Kaliber. Merilille rutschte auf ihrem Stuhl herum, aber sie hatte ihre Anweisungen. Ganz egal, wie viele Verträge die Schwester der Grauen ausgehandelt hatte, sobald Elayne das Wort ergriff, hatte sie zu schweigen. Selbstvertrauen floss durch den Bund mit Birgitte. Rand war ein Stein, unleserlich und weit weg. »Ihr kennt die Proklamation der Weißen Burg?«, fragte sie ganz ruhig. Mittlerweile mussten sie sie kennen.
    »Die Burg belegt jeden mit einem Bann, der sich dem Wiedergeborenen Drachen ohne ihre Vermittlung nähert«, sagte Paitar genauso ruhig. Nun setzte auch er sich und sah sie ernst an. »Ihr seid eine Aes Sedai. Sicherlich zählt das als das Gleiche.«
    »Die Burg mischt sich in alles ein«, murmelte Tenobia. »Nein, Ethenielle, ich werde das sagen! Die ganze Welt weiß, dass die Burg gespalten ist! Folgt Ihr Elaida oder den Rebellen, Elayne?«
    »Die Welt weiß selten, was sie zu wissen glaubt«, sagte Merilille mit einer Stimme, die die Temperatur des Zeltes zu senken schien. Die kleine Frau, die losrannte, wenn Elayne es ihr befahl, und kreischte, wenn die Windsucherinnen sie ansahen, saß aufrecht da und schaute Tenobia als Aes Sedai an, und ihr glattes Gesicht war so frostig wie ihr Tonfall. »Die Angelegenheiten der Burg betreffen nur die Aufgenommenen, Tenobia. Wenn Ihr etwas erfahren wollt, bittet darum, dass man Euren Namen in das Novizinnenbuch einträgt, und in zwanzig Jahren werdet Ihr dann vielleicht etwas wissen.«
    Ihre Erleuchtete Majestät Tenobia si Bashere Kazadi, Schild des Nordens und Schwert der Fäulnisgrenze, Hohe Herrin von Haus Kazadi, Lady von Shahayni, Asnelle, Kunwar und Ganai, starrte Merilille mit unbändiger Wut an.

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