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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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beträchtlich größer als alle anderen und bestand aus hellem Segeltuch mit einem einzigen Spitzkegel. Er half ihr herunter. Er wusste nicht, ob er bei Aviendha und Birgitte das Gleiche tun sollte und zögerte, aber die Behüterin löste sein Dilemma, indem sie anmutig abstieg und die Zügel einem bereitstehenden Soldaten gab, während die Aiel mehr oder weniger vom Sattel fiel. Aviendha hatte ihre Reitfertigkeiten verbessert, aber Aufsitzen und Absteigen bereiteten ihr noch immer Probleme. Sie schaute finster in die Runde, um zu sehen, ob jemand lachte, dann glättete sie die voluminösen Röcke, wickelte das Tuch vom Kopf und drapierte es sich um die Schultern. Birgitte sah zu, wie ihr Pferd fortgeführt wurde, und es hatte den Anschein, als wünschte sie, Bogen und Köcher vom Sattel genommen zu haben. Kayen öffnete einen der Zelteingänge und verbeugte sich.
    Mit einem letzten tiefen Atemzug führte Elayne die beiden anderen Frauen hinein. Sie konnte nicht zulassen, dass man sie als Bittstellerin betrachtete. Sie war nicht gekommen, um zu betteln oder um sich zu verteidigen. Es wird Situationen geben, hatte ihr Gareth Bryne als Kind ein mal gesagt, in denen Ihr Euch einer Überzahl gegenübersehen werdet, ohne einen Fluchtweg zu haben. Tut immer das, womit Euer Feind am wenigsten rechnet, Elayne. In diesem Fall müsst Ihr angreifen. Sie musste von Anfang an angreifen.
    Merilille kam ihr über die Teppiche am Boden entgegengerauscht. Das Lächeln der zierlichen Grauen konnte man nicht unbedingt als erleichtert bezeichnen, aber sie war offensichtlich froh, Elayne zu sehen. Außer ihr waren nur fünf andere Personen anwesend, zwei Frauen und drei Männer, und bei einem der letzteren handelte es sich um einen Diener. Den O-Beinen und dem vernarbten Gesicht nach zu urteilen, war es ein alter Kavallerist, der näher trat und Umhänge und Handschuhe einsammelte - wobei er Aviendha kurz anstarrte -, bevor er sich zu einem einfachen Holztisch zurückzog, auf dem ein silbernes Tablett mit einem hohen Krug und einer Reihe Pokale stand. Die anderen vier Personen herrschten über die Nationen der Grenzländer. Ein paar lehnenlose Faltstühle und vier große Kohlenpfannen mit glühenden Kohlen vervollständigten die Möblierung des Zeltes. Das war nicht die Art von Empfang, die die Tochter-Erbin von Andor erwartet hätte: Höflinge und viele Diener und höfliche Konversation, die erfolgen musste, bevor man sich den ernsten Gesprächen zuwandte, sowie Männer und Frauen, die hinter den Herrschern standen und sie berieten. Was Elayne hier vorfand, war genau das, worauf sie gehofft hatte.
    Bevor Merilille den Palast verließ, hatte eine kurze Heilung die dunklen Ringe unter ihren Augen verschwinden lassen, und sie besorgte Elaynes Vorstellung mit einfacher Würde. »Das ist Elayne Trakand von der Grünen Ajah, wie ich Euch sagte.« Das war alles. Elayne hatte genug von Vandene erfahren, um die vier Herrscher voneinander unterscheiden zu können.
    »Ich heiße Euch willkommen, Elayne Sedai«, sagte Easar von Schienar. »Möge Euch der Frieden und das Licht gnädig sein.« Er war ein kleiner Mann, kaum größer als sie, der in seinem bronzefarbenen Mantel schlank wirkte und dessen Gesicht trotz des langen weißen Haarschopfes, der eine Seite seines Kopfes bedeckte, keine Falten aufwies. Als sie in seine traurig blickenden Augen sah, rief sie sich in Erinnerung, dass er als weiser Herrscher, erfahrener Diplomat und guter Soldat galt. Dem äußeren Anschein nach war er nichts davon. »Darf ich Euch Wein anbieten? Die Gewürze sind nicht frisch, aber sie haben durch das Alter an Schärfe gewonnen.«
    »Ich muss gestehen, als Merilille uns sagte, Ihr würdet heute den ganzen Weg von Caemlyn kommen, hätte ich Ihre Worte angezweifelt, wäre sie keine Aes Sedai.« Ethenielle von Kandor war vielleicht eine halbe Hand größer als Merilille und dick; ihr schwarzes Haar war leicht mit Grau durchsetzt, aber trotz ihres Lächelns hatte sie nichts Mütterliches an sich. Königliche Erhabenheit kleidete sie genauso sehr wie die feine blaue Wolle ihres Gewands. Ihre Augen waren ebenfalls blau; sie blickten klar und ausgeglichen.
    »Wir freuen uns, dass Ihr gekommen seid«, sagte Paitar von Arafel mit einer überraschend tiefen, wohlklingenden Stimme, die Elayne irgendwie das Gefühl vermittelte, willkommen zu sein. »Wir haben viel mit Euch zu besprechen.« Vandene hatte gesagt, er sei der hübscheste Mann in allen Grenzländern, und

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