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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Raums hielt Rand sein in der Scheide steckendes Schwert in die Höhe, um die Schnitte zu mustern, die er in den Friedensbund gemacht hatte, und ignorierte sie dabei völlig. Die Drachenköpfe auf seinen Handrücken glitzerten metallisch rot und golden.
    »Du hast zugegeben, dass es eine Falle ist«, fauchte sie ihn an. »Lan gibt es zu. Eine blinde Ziege in Seleisin hat mehr Verstand, als in eine Falle zu laufen! ›Nur Narren küssen Hornissen oder beißen ins Feuer!‹«, zitierte sie.
    »Eine Falle ist keine Falle mehr, wenn man weiß, dass es eine ist«, sagte er gedankenverloren und bog ein Ende eines der durchtrennten Drähte ein Stück zurecht, damit er besser zu seinem Gegenstück passte. »Wenn man weiß, dass es eine Falle ist, dann findet man vielleicht einen Weg, in sie hineinzugehen, ohne dass sie zuschnappt.«
    Sie warf das Messer so hart, wie sie nur konnte. Es flog an seinem Gesicht vorbei und blieb zitternd in der Tür stecken. Sie zuckte leicht zusammen, als ihr einfiel, wann sie dies das letzte Mal getan hatte. Nun, jetzt lag sie nicht auf ihm, und Cadsuane würde leider auch nicht eintreten. Sollte der Mann doch zu Asche verbrennen, das vor Kälte erstarrte Bündel aus Gefühlen in ihrem Kopf war nicht einmal erzittert, als das Messer vorbeiraste, es war nicht mal überrascht gewesen! »Selbst wenn du Gedwyn und Orval dort findest, weißt du doch genau, dass die anderen in einem Versteck lauern werden. Licht, sie könnten dort fünfzig Söldner versteckt haben!«
    »In Far Madding?« Er hielt in seiner Tätigkeit inne und betrachtete das in der Tür steckende Messer, aber nur, um dann den Kopf zu schütteln und sich wieder dem Friedensbund zuzuwenden. »Min, ich bezweifle, dass man in der ganzen Stadt zwei Söldner finden dürfte. Glaube mir, ich will dort nicht umgebracht werden. Falls ich keine Möglichkeit finde, die Falle auszulösen, ohne dabei erwischt zu werden, werde ich nicht in ihre Nähe gehen.« In ihm war nicht mehr Furcht als in einem Stein! Und genauso viel Verstand! Er wollte nicht umgebracht werden! Als wenn jemand das je gewollt hätte!
    Sie kroch vom Bett und öffnete die Tür des Nachtschränkchens lange genug, um die Peitsche herauszuholen, die Frau Keene dort deponiert hatte, wie sie es in allen Zimmern tat, selbst wenn sie sie an Ausländer vermietete. Das Ding war so lang wie ihr Arm und so breit wie ihre Hand, mit einem Holzgriff an dem einen Ende und drei einzelnen Riemen am anderen. »Vielleicht sollte ich das hier mal bei dir benutzen, um deine Nase so frei zu machen, dass du riechen kannst, was sich vor dir befindet!«, rief sie.
    Das war der Augenblick, in dem Nynaeve, Lan und Alivia eintraten. Nynaeve und Lan waren in Umhänge gehüllt, außerdem trug Lan sein Schwert an der Hüfte. Nynaeve hatte sämtlichen Schmuck abgelegt bis auf einen mit Juwelen besetzten Armreif und den juwelenbesetzten Gürtel, der die Quelle darstellte. Lan schloss leise die Tür. Nynaeve und Alivia starrten Min an, die die Peitsche über den Kopf erhoben hielt.
    Hastig warf sie das Ding auf den geblümten Teppich und trat es unters Bett. »Ich verstehe nicht, warum du Lan das erlaubst, Nynaeve«, sagte sie so entschlossen, wie sie konnte. Was in diesem Moment nicht besonders entschlossen war. Warum mussten andere Leute auch immer im ungünstigsten Augenblick hereinkommen?
    »Manchmal muss eine Schwester dem Urteil ihres Behüters vertrauen«, sagte Nynaeve kühl und zog die Handschuhe an. Nach den Gefühlen zu urteilen, die sich auf ihrem Antlitz spiegelten, hätte sie genauso gut eine Porzellanpuppe sein können. Oh, sie war bis zu den Zehennägeln eine Aes Sedai.
    Er ist nicht dein Behüter, er ist dein Ehemann, wollte Min sagen, und du kannst wenigstens mitgehen und auf ihn aufpassen. Ich weiß nicht, ob mein Behüter mich jemals heiraten wird, und er hat gedroht, mich zu fesseln, falls ich den Versuch unternehme mitzukommen! Nicht, dass sie lange über diesen Punkt diskutiert hatte. Wenn er sich wie ein Narr benehmen wollte, gab es bessere Möglichkeiten, ihn zu retten, als jemanden erstechen zu wollen.
    »Wenn wir das tun wollen, Schafhirte«, sagte Lan grimmig, »dann sollten wir es tun, solange es noch hell ist.« Seine blauen Augen blickten kälter als je zuvor und waren so hart wie polierte Steine. Nynaeve warf ihm einen besorgten Blick zu, der Min beinahe Mitleid für sie verspüren ließ. Beinahe.
    Rand gürtete das Schwert über seinen Mantel und warf sich dann den Umhang um,

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