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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ließ die Kapuze aber auf dem Rücken hängen. Dann wandte er sich ihr zu. Sein Gesicht war so hart wie das von Lan, seine blaugrauen Augen blickten beinahe genauso kalt, aber in dem gefrorenen Stein in ihrem Kopf pulsierten Adern aus Gold. Sie wollte die Hände in dem schwarz gefärbten Haar versenken, das beinahe seine Schultern berührte, und ihn ohne Rücksicht auf etwaige Zuschauer küssen. Stattdessen verschränkte sie die Arme unter den Brüsten, hob das Kinn und brachte ihre Missbilligung deutlich zum Ausdruck.
    Auch sie wollte nicht, dass er dort starb, und sie würde nicht zulassen, dass er den Eindruck gewann, sie würde nachgeben, nur weil er stur war.
    Er versuchte nicht, sie in den Arm zu nehmen. Er nickte, als würde er sie tatsächlich verstehen, und nahm die Handschuhe von dem kleinen Tisch neben der Tür. »Ich bin zurück, so schnell ich kann, Min. Dann besuchen wir Cadsuane.« Jene goldenen Adern glühten noch, als er den Raum gefolgt von Lan verlassen hatte.
    Nynaeve blieb an der Tür noch einmal stehen. »Ich passe auf die beiden auf, Min. Alivia, bitte bleibt bei ihr und achtet darauf, dass sie nichts Dummes anstellt.« Sie war kühl und erhaben, die Haltung einer Aes Sedai. Bis sie in den Korridor rauschte. »Da soll man sie doch verbrennen!«, stieß sie hervor. »Sie gehen!« Und sie rannte los und ließ die Tür halb offen stehen.
    Alivia schloss sie. »Sollen wir etwas spielen, um uns die Zeit zu vertreiben, Min?« Sie setzte sich auf den Stuhl vor dem Kamin und holte ein Stück Bindfaden aus der Gürteltasche. »Das Fadenspiel?«
    »Nein danke, Alivia.« Min schüttelte beinahe den Kopf über den Eifer der Frau. Rand mochte die Taten, die in Zukunft von Alivias zu erwarten waren, ja willfährig akzeptieren, aber sie hatte sich vorgenommen, die Frau kennen zu lernen, und das, was sie herausgefunden hatte, hatte sie überrascht. Oberflächlich gesehen schien die ehemalige Damane eine reife Frau in mittleren Jahren zu sein, streng und wild und sogar einschüchternd. Sie schüchterte sogar Nynaeve ein. Nynaeve sagte nur selten ›bitte‹ zu jemandem, aber bei Alivia machte sie eine Ausnahme. Aber man hatte sie mit vierzehn zur Damane gemacht, und ihre Liebe zu Kinderspielen war nicht das Einzige, das seltsam an ihr war.
    Min wünschte sich, es hätte eine Uhr in dem Raum gegeben, obwohl das einzige Gasthaus mit einer Uhr in jedem Zimmer vermutlich eine Unterkunft für Könige und Königinnen gewesen wäre. Unter Alivias aufmerksamen Blicken ging sie auf und ab, zählte im Geist die Sekunden und versuchte abzuschätzen, wie lange es dauern würde, bis Rand und die anderen außer Sichtweite des Gasthauses sein würden. Als sie zu dem Schluss kam, dass genug Zeit vergangen war, nahm sie den Umhang von der Garderobe.
    Alivia stürmte zur Tür und versperrte sie mit in die Hüften gestemmten Fäusten und ihr Ausdruck hatte nichts Kindliches an sich. »Ihr werdet ihnen nicht nachgehen«, sagte sie entschlossen. »Das würde alles nur noch schwieriger machen und das kann ich nicht zulassen.« Mit den blauen Augen und dem goldfarbenen Haar stimmten die Farben zwar nicht, aber sie erinnerte Min an ihre Tante Rana, die immer zu wissen schien, wann man etwas falsch gemacht hatte und die immer dafür sorgte, dass man es nicht noch einmal tun wollte.
    »Erinnert Ihr Euch an unsere Unterhaltungen über Männer?«, wollte Min wissen. Alivias Wangen färbten sich blutrot. »Ich meine die, in denen es darum ging, dass sie nicht immer mit ihrem Verstand denken!«, beeilte sie sich hinzuzufügen. Sie hatte oft gehört, wie sich Frauen höhnisch darüber äußerten, dass andere Frauen nichts über Männer wussten, aber ihr war nie so jemand begegnet, bis sie Alivia kennen gelernt hatte. Die wusste wirklich nichts! »Rand wird sich auch ohne mich in Schwierigkeiten bringen. Ich werde zu Cadsuane gehen und wenn Ihr mich aufhalten wollt...« Sie hob die geballte Faust.
    Alivia sah sie einen langen Augenblick mit gerunzelter Stirn an. Schließlich sagte sie: »Lasst mich meinen Umhang holen, dann begleite ich Euch.«
    In der Blaue-Karpfen-Straße waren weder Sänften noch livrierte Diener zu sehen, und Kutschen hätten niemals durch die schmale, gewundene Gasse gepasst. Rechts und links erhoben sich mit Schieferdächern gedeckte Läden und Häuser aus Stein, die größtenteils zwei Stockwerke hoch waren; manchmal grenzten sie direkt aneinander, aber manchmal verliefen auch kleine Durchgänge dazwischen. Der

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