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Flucht Der Sklaven

Flucht Der Sklaven

Titel: Flucht Der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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ist eine Quelle«, lachte sie hinter vorgehaltener Hand, »oder zumindest ein Fass! Und es ist voller Saidar! Zwar nicht sehr viel, aber um es aufzufüllen, muss ich nur durch sie hindurch Saidar umarmen, so als wäre es ein Angreal. Ist das nicht wunderbar?«
    »Wunderbar«, sagte er ohne große Begeisterung. Also trug Cadsuane ständig Ter'angreale in ihrem Haar, und aller Wahrscheinlichkeit nach eine dieser »Quellen«, da sie sie sonst nicht erkannt hätte. Licht, er war immer davon überzeugt gewesen, dass niemals jemand zwei Ter'angreale mit gleicher Funktion gefunden hatte. Sie am Abend zu treffen wäre auch ohne das Wissen, dass sie selbst an diesem Ort die Macht lenken konnte, schlimm genug gewesen.
    Er wollte Min fragen, ob sie ihn begleitete, als Frau Keene herbeieilte; der weiße Haarknoten auf ihrem Kopf war so fest gezogen, dass es den Anschein hatte, als wollte sie sich die Haut vom Gesicht ziehen. Sie schenkte Rand und Lan einen missbilligenden Blick und schürzte die Lippen, als würde sie darüber nachdenken, was sie wohl angestellt hatten. Er hatte beobachtet, dass sie die Kaufleute, die in dem Gasthaus logierten, mit dem gleichen Blick bedachte. Wären die Unterkünfte nicht so bequem und das Essen so gut gewesen, hätte sie vermutlich überhaupt keine Kunden gehabt.
    »Frau Farshaw, das hier wurde heute Morgen für Euren Mann abgegeben«, sagte sie und gab Min einen Brief, der mit einem unordentlichen roten Wachsklumpen versiegelt war. Das spitze Kinn der Wirtin hob sich. »Außerdem hat sich eine Frau nach ihm erkundigt.«
    »Verin«, sagte Rand schnell, um Fragen zuvorzukommen und die Frau loszuwerden. Wer wusste, dass man ihm an diese Adresse einen Brief schicken konnte? Cadsuane? Einer der Asha'man, die sie begleiteten? Vielleicht eine der anderen Schwestern? Er sah das zusammengefaltete Stück Papier in Mins Hand stirnrunzelnd an und wartete ungeduldig darauf, dass die Wirtin verschwand.
    Mins Lippen zuckten, und sie bemühte sich so krampfhaft, ihn nicht anzusehen, dass er wusste, dass er der Auslöser für dieses Lächeln war. Ihre Belustigung tröpfelte durch den Bund. »Danke, Frau Keene. Verin ist eine Freundin.«
    Das spitze Kinn ging noch weiter in die Höhe. »Wenn Ihr mich fragt, Frau Farshaw, wenn man einen hübschen Mann hat, muss man auch auf seine Freunde ein Auge haben.«
    Als Min beobachtete, wie die Frau in Richtung des roten Torbogens ging, funkelte in ihren Augen die Heiterkeit, die durch den Bund floss, und ihre Lippen kämpften darum, nicht einfach drauflos zu lachen. Statt Rand die Botschaft zu geben, erbrach sie das Siegel mit dem Daumen und entfaltete den Brief selbst, so als wollte sie der Welt zeigen, dass auch sie eine Bewohnerin dieser verrückten Stadt war.
    Sie runzelte leicht die Stirn, während sie las, aber ein kurzes Aufflackern im Bund war die einzige Warnung, die Rand erhielt. Sie zerknüllte das Blatt und wandte sich dem Kamin zu; er sprang von der Bank auf und riss ihr gerade noch rechtzeitig den Brief aus der Hand, bevor sie ihn in die Flammen werfen konnte.
    »Sei kein Narr«, sagte sie und griff nach seinem Handgelenk. Sie starrte zu ihm hoch; in ihren großen dunklen Augen lag tödlicher Ernst. Der Bund übermittelte nur grimmige Intensität. »Bitte sei kein Narr.«
    »Ich habe Verin versprochen, keiner zu sein«, sagte er, aber Min lächelte nicht.
    Er glättete den Brief auf seiner Brust. Die spinnenartige Handschrift war ihm unbekannt, es gab keine Unterschrift.
    Ich weiß, wer Ihr seid, und ich wünsche Euch alles Gute, aber ich wünsche auch, dass Ihr Far Madding verlasst. Der Wiedergeborene Drache hinterlässt nur Tod und Zerstörung. Ich weiß auch, warum Ihr hier seid. Ihr habt Rochaid getötet und Kisman ist auch tot. Torval und Gedwyn haben die Räume über einem Schuster namens Zeram in der Blaue-Karpfen-Straße gemietet, direkt oberhalb vom Illian-Tor. Tötet sie und geht, und lasst Far Madding in Ruhe.
    Die Uhr im Frauenraum schlug die volle Stunde. Bevor er Cadsuane treffen musste, blieben ihm noch viele Stunden lang Tageslicht.

KAPITEL 12
    In der Blaue-Karpfen-Straße
    Min saß im Schneidersitz auf dem Bett, eine Position, die im Reitgewand nicht ganz so bequem war wie in Hosen, und ließ eines ihrer Messer über die Oberseite ihrer Finger rollen. Thom hatte ihr gesagt, es sei eine völlig nutzlose Fertigkeit, aber manchmal erregte man damit die Aufmerksamkeit der Leute, ohne zu anderen Maßnahmen greifen zu müssen. In der Mitte des

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