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Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman

Titel: Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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beteiligt und ist unter anderem auch Teilhaber an diesem Hotel«, antwortete Mr. Bland. »Es war sein Wunsch, dass Miss Harper hier umsonst untergebracht würde, und nach seinem Tod haben wir das beibehalten.«
    Ein paar Minuten später steckte ich dem Türsteher einen Dollarschein zu und stieg mit Marino in ein Taxi.
    »Würden Sie mir freundlicherweise erzählen, wer um alles in der Welt Joseph McTigue ist?«, fragte Marino, als wir in den Verkehr eintauchten. »Ich habe das Gefühl, dass Sie etwas über ihn wissen.«
    »Ich habe seine Frau in Richmond besucht. In Chamberlayne Gardens, das habe ich Ihnen doch erzählt.«
    »Mein lieber Schwan.«
    »Ja, mich hat es auch umgehauen.«
    »Würden Sie mir vielleicht sagen, wie, in drei Teufels Namen, Sie sich das zusammenreimen?«
    Ich wusste es auch nicht genau, aber in mir begann sich ein Verdacht zu regen.
    »Mir kommt das alles ziemlich spanisch vor«, fuhr er fort. »Warum nimmt Miss Harper den Zug, während Beryl fliegt, obwohl doch beide dasselbe Ziel haben?«
    »Das ist doch gar nicht so ungewöhnlich«, erwiderte ich. »Sie konnten doch auf keinen Fall zusammen reisen, Marino. Weder Miss Harper noch Beryl konnten dieses Risiko eingehen. Erinnern Sie sich, die beiden durften doch nichts miteinander zu tun haben! Vielleicht holte Cary Harper seine Schwester am Bahnhof ab, und wenn sie und Beryl zusammen gereist wären, hätte Beryl dort kaum unerkannt verschwinden können.« Ich machte eine kurze Pause, denn mir kam ein Gedanke. »Es könnte ja sein, dass Miss Harper Beryl bei ihrem Buch geholfen und ihr Hintergrundinformationen über die Familie Harper beschafft hat.«
    Marino schaute aus dem Fenster auf seiner Seite.
    Er fragte provozierend: »Wollen Sie wissen, was ich glaube? Für mich waren die beiden Damen Lesben, die es hinter verschlossenen Türen trieben.«
    Ich sah, wie der Fahrer uns im Rückspiegel neugierig musterte. »Ich glaube, dass sie sich liebten«, sagte ich einfach.
    »Und vielleicht hatten sie eine kleine Affäre miteinander, trafen sich alle zwei Monate hier in Baltimore, wo niemand sie kannte oder sich um sie kümmerte. Wissen Sie«, beharrte Marino, »vielleicht ist Beryl deshalb auch ausgerechnet nach Key West geflohen. Als weibliche Schwule hat sie sich dort wahrscheinlich zu Hause gefühlt.«
    »Ihre Homophobie ist schon fast pathologisch, und außerdem geht sie mir schrecklich auf die Nerven, Marino. Sie sollten sich vorsehen. Manche Leute könnten sich fragen, was mit Ihnen los ist.«
    »Ja, stimmt«, sagte er humorlos.
    Ich schwieg.
    Er fuhr fort: »Vielleicht hat sich auch Beryl da unten eine kleine Freundin angelacht.«
    »Dann sollten Sie diesem Verdacht mal nachgehen.«
    »Ohne mich. Ich lasse mich in der Aids-Hochburg von Amerika von keinem gottverdammten Moskito stechen. Und außerdem verstehe ich unter Spaß etwas anderes, als mit einem Haufen Schwuler zu reden.«
    »Haben Sie veranlasst, dass die Polizei in Florida ihre Kontakte dort unten überprüft?«, fragte ich ernsthaft.
    »Ein paar Polizisten haben sich dort umgesehen. Sie erzählten, es sei ein trauriger Job gewesen. Sie trauten sich nicht, etwas zu essen oder das Wasser zu trinken. Eine von den Schwuchteln aus dem Restaurant, von dem sie in ihren Briefen geschrieben hat, starb gerade an Aids, als sie mit ihm sprachen. Die Polizisten mussten die ganze Zeit Gummihandschuhe tragen.«
    »Während der Verhöre?«
    »Ja, und Gesichtsmasken, jedenfalls, als sie mit diesem sterbenden Kerl sprachen. Er hat ihnen auch nicht weitergeholfen, keine der Informationen war einen Pfifferling wert.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, bemerkte ich. »Wenn Sie die Leute wie Aussätzige behandeln, werden sie Ihnen kaum etwas erzählen.«
    »Wenn Sie mich fragen, sollte man diesen teil Floridas absägen und aufs Meer hinaustreiben lassen.«
    »Nun, glücklicherweise fragt Sie niemand«, entgegnete ich.
     
    Als ich am Abend nach Hause kam, warteten eine Reihe von Mitteilungen auf meinem Anrufbeantworter auf mich.
    Ich hoffte, dass eine von Mark dabei wäre. Ich setzte mich auf die Kante meines Betts, trank ein Glas Wein und hörte gleichgültig auf die Stimmen, die aus dem Gerät tönten.
    Bertha, meine Haushälterin, hatte die Grippe und teilte mir mit, dass sie morgen nicht kommen könne. Der Generalstaatsanwalt wollte mich morgen zum Frühstück treffen und berichtete mir ferner, dass Beryl Madisons Nachlassverwalter wegen des verschwundenen Manuskripts Klage eingereicht habe. Drei

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