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Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman

Titel: Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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dann: »Klingt das zu weit hergeholt?«
    »Nein. Man muss kein Psychologe sein, um sich das zusammenzureimen«, antwortete ich.
    »Also, ich schlage Folgendes vor«, sagte Ethridge und blickte mir in die Augen. »Überlassen Sie Sparacino mir. Ich möchte, dass Sie, wenn irgend möglich, nichts mehr mit ihm zu tun haben. Sie dürfen ihn nicht unterschätzen, Kay. Selbst wenn Sie meinen, dass Sie ihm fast nichts gesagt haben, liest er zwischen den Zeilen. Er ist ein Meister darin, Schlüsse zu ziehen, die unheimlich genau zutreffen können. Ich weiß nicht, wie weit er in die Geschichte mit Beryl Madison und den Harpers wirklich verwickelt ist und welchen Plan er gefasst hat. Wahrscheinlich hat er einige unerfreuliche Dinge vor. Ich will auf keinen Fall, dass er mehr Einzelheiten über diese Todesfälle erfährt, als er ohnehin schon weiß.«
    »Er hat schon zu viele Informationen darüber bekommen«, erwiderte ich. »Beryl Madisons Polizeibericht, zum Beispiel. Fragen Sie mich nicht, wie ...«
    »Sparacino hat viele Beziehungen«, unterbrach mich Ethridge. »Ich rate Ihnen, Ihre Berichte nicht in den normalen Verteiler zu geben, sondern nur den Leuten zukommen zu lassen, die sie unbedingt brauchen. Erschweren Sie den Zugang zu Ihrem Büro, bringen Sie den Sicherheitsdienst auf Vordermann, und halten Sie alle Akten hinter Schloss und Riegel. Stellen Sie sicher, dass Ihre Mitarbeiter keine Information über diese Fälle herausgeben, wenn Sie nicht hundertprozentig sicher sind, dass der Auskunftssuchende auch wirklich der ist, für den er sich ausgibt. Sparacino wird jedes Fitzelchen zu seinem Vorteil ausnutzen. Für ihn ist esein Spiel, aber viele Leute könnten dabei Schaden nehmen, Sie selbst eingeschlossen. Was dann los sein wird, wenn die Fälle erst einmal vor Gericht kommen, möchte ich mir jetzt lieber nicht ausmalen. Wenn Sparacino erst einmal einen seiner typischen Publicity-Coups gelandet hat, können wir den verdammten Gerichtsstand in die Antarktis verlegen.«
    »Vielleicht rechnet er damit, dass Sie das tun werden«, sagte ich ruhig.
    »Dass ich mich zum Blitzableiter machen werde? Selbst in den Ring steige, anstatt die Sache einem Assistenten zu übergeben?« Ich nickte.
    »Nun, das wäre möglich«, antwortete er.
    Ich war mir dessen sicher. Sparacino hatte es nicht auf mich abgesehen. Er war darauf aus, sich zu rächen. Aber Sparacino konnte den Generalstaatsanwalt niemals direkt angreifen. Er würde nicht an den Wachhunden, den Adjutanten und Sekretärinnen vorbeikommen. Und deshalb stürzte sich Sparacino stattdessen auf mich und erreichte damit genau das, was er wollte. Der Gedanke daran, dass ich auf diese Weise benutzt wurde, machte mich nur noch wütender, und auf einmal musste ich an Mark denken. Was für eine Rolle spielte er in diesem Spiel?
    »Ich kann Ihnen nicht verübeln, dass Sie verärgert sind«, meinte Ethridge. »Aber Sie müssen Ihren Stolz und Ihre Gefühle für diesmal vergessen, Kay. Ich brauche Ihre Hilfe.«
    Ich sagte nichts und hörte nur zu.
    »Ich hege den starken Verdacht, dass die Fahrkarte, die uns aus Sparacinos Wunderland herausbringt, dieses Manuskript ist, für das sich alle so brennend interessieren. Sehen Sie irgendeine Möglichkeit, es doch noch zu finden?«
    Ich spürte, wie mein Gesicht auf einmal heiß wurde. »Mein Büro hat nichts damit zu tun, Tom.«
    »Kay«, stellte er mit Bestimmtheit fest, »das war nicht meine Frage. Ihr Büro hat mit einer Menge von Dingen nichts zu tun, und trotzdem schaffen Sie es, ihnen auf den Grund zu gehen. Bestimmte Medikamente, auf die niemand geachtet hat, zum Beispiel.Oder niemand kümmert sich darum, dass ein Opfer über Schmerzen in der Brust klagt, bevor es plötzlich tot umfällt, oder Sie kitzeln aus einem Familienmitglied heraus, dass das Opfer Selbstmordabsichten geäußert hat. Sie dürfen niemanden verhaften, aber Sie stellen Untersuchungen an. Und manchmal finden Sie deshalb etwas heraus, was niemand jemals der Polizei mitteilen würde.«
    »Ich möchte nicht einfach ein Zeuge sein, Tom.«
    »Sie sind eher eine Sachverständige. Natürlich sind Sie kein einfacher Zeuge«, entgegnete er.
    »Und Polizisten sind besser im Führen von Verhören«, fügte ich hinzu, »weil sie nicht erwarten, dass die Leute ihnen die Wahrheit sagen.«
    »Erwarten Sie das?«, fragte er.
    »Das erwartet der freundliche Hausarzt von nebenan nun einmal. Er erwartet, dass die Leute ihm die Wahrheit sagen, wie sie sie sehen. Nach bestem Wissen

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