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Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman

Titel: Flucht - Ein Kay-Scarpetta-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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findet.
    »K-O-M-M«, buchstabierte Will laut. Seine Augen hinter der altmodischen schwarzen Brille waren stark gerötet, sein junges Gesicht sah müde aus. Er musste noch lernen, sich in Geduld zu üben.
    Ich schrieb das Wortfragment auf mein bereits halbgefülltes Notizblatt.
    »Kommen, ankommen, angekommen«, fügte er hinzu und seufzte.
    »Was könnte es sonst noch heißen?«
    »Entkommen, verkommen oder kommod«, dachte ich laut. »Kommod?«, fragte Marino scharf. »Was zum Teufel soll denn das sein?«
    »Ein anderes Wort für bequem«, antwortete ich.
    »Ein bisschen zu weit hergeholt für meinen Geschmack«, sagte Will humorlos.
    »Vermutlich nicht nur für den Ihren«, gab ich zu und wünschte, ich hätte das Röhrchen mit Aspirin, das unten in meiner Handtasche lag, mit heraufgenommen. Ich hatte hartnäckige Kopfschmerzen und führte das darauf zurück, dass meine Augen überanstrengt waren.
    »Mein Gott«, klagte Marino. »Wörter, Wörter, nichts als Wörter. Ich habe in meinem ganzen leben noch nie so viele Wörter auf einem Haufen gesehen. Die Hälfte davon habe ich noch nie gehört, was mir allerdings auch nicht besonders leidtut ...«
    Er lehnte sich in seinem Drehstuhl zurück, legte die Füße auf den Tisch und las das, was Will aus dem Farbband von Cary Harpers Schreibmaschine hatte entziffern können. Es war kein Karbonband, was bedeutete, dass die Seiten, die Miss Harper verbrannt hatte, nicht aus der Maschine ihres Bruders stammen konnten. Es schien so, als habe der Schriftsteller in einem Anfall von Schreibwut wieder einmal den Versuch eines Romans unternommen. Das meiste, was Marino las, ergab nicht allzu viel Sinn. Ich hatte das Ganze schon vorher durchgelesen und mich gefragt, ob Cary Harper seine Inspirationen wohl hauptsächlich aus Flaschen bezogen hatte.
    »Ob man diesen Quatsch wohl verkaufen kann?«, fragte Marino.
    Will zog ein weiteres Satzfragment aus dem grauenvollen, rußigen Durcheinander, und ich beugte mich hinunter, um es zu untersuchen.
    »Wissen Sie«, fuhr Marino fort, »sie bringen doch immer irgendetwas heraus, wenn ein berühmter Schriftsteller gestorben ist. Das meiste davon ist Bockmist, den der arme Kerl selber nie veröffentlicht hätte.«
    »Ja. Sie könnten es Brosamen von einem literarischen Bankett nennen.«
    »Häh?«
    »Vergessen Sie’s. Wir haben hier nicht einmal zehn Seiten,Marino«, murmelte ich geistesabwesend »Dürfte ziemlich schwierig sein, daraus ein Buch zu machen.«
    »Gut. Dann wird es halt im Esquire oder vielleicht im Playboy veröffentlicht. Vielleicht lassen sich damit doch noch ein paar Mäuse machen«, meinte Marino.
    »Dieses Wort hier weist mit Sicherheit auf einen Eigennamen, einen Ort oder eine Firma hin«, sinnierte Will, der unser Gespräch gar nicht mitbekommen hatte. »Hier ist ein großes C und ein kleines o.«
    Ich sagte: »Interessant. Sehr interessant.« Marino stand auf, um es sich anzusehen. »Passen Sie auf, dass Sie nicht ausatmen«, warnte Will, der die Pinzette so ruhig in seiner Hand hielt wie ein Chirurg sein Skalpell. Er drehte geschickt ein Stückchen weiße Asche um, auf dem in winzigen schwarzen Lettern zu lesen war: »bor Co.«
    »County, Company, Country, College«, schlug ich vor. Mein Blut begann wieder zu fließen. Auf einmal war ich wieder hellwach.
    »Ja, aber was endet auf bor ?«, rätselte Marino.
    »Ann Arbor?«, schlug Will vor.
    »Wie wäre es denn mit einem County in Virginia?«, fragte Marino.
    uns fiel kein County in Virginia ein, das auf die Buchstaben bor endete.
    »Harbor«, sagte ich, »also Hafen.«
    »Gut. Aber warum sollte darauf Co folgen?«, erwiderte Will zweifelnd.
    »Vielleicht irgendeine Hafengesellschaft, eine ›Harbor Company‹«, bot Marino an.
    Ich schaute ins Telefonbuch. Ich fand fünf Eintragungen, die mit Harbor begannen: Harbor East, Harbor South, Harbor Village, Harbor Imports und Harbor Square.
    »Sieht ganz so aus, als wären wir auf dem falschen Dampfer«, kommentierte Marino.
    Es erging uns auch nicht viel besser, als ich die Auskunft anriefund nach den Namen von irgendwelchen Firmen fragte, die Harbor-irgendwas hießen. Es gab nichts, außer einem großen Apartmentgebäude. Als Nächstes rief ich Detective Poteat von der Polizei in Williamsburg an, und auch er kannte nichts außer dem Apartmenthaus.
    »Vielleicht sollten wir uns nicht zu sehr darauf versteifen«, meinte Marino gereizt.
    Will war schon wieder mit seiner Kiste voller Asche beschäftigt.
    Marino schaute über

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