Flucht in die Arme des Maharadschas
trauen. Dachte Sophia wirklich, dass er diesen unglaublich aufregenden, erfüllenden Sex mit ihr hätte haben können, wenn er seine Exfrau noch lieben würde?
„Nein!“, platzte er brüsker als beabsichtigt heraus. „Ich liebe Nasreen schon lange nicht mehr.“ In der nächsten Sekunde hielt er den Atem an und lauschte in sich hinein, als habe dieses unerwartete Bekenntnis etwas in ihm in Gang gesetzt, das er nicht mehr aufhalten konnte. Eine Verlagerung der Bürde, die schon viel zu lange auf seinen Schultern lastete und hinter der er sich bisher erfolgreich versteckt hatte. Worte, die er nie von sich selbst erwartet hätte zu hören, außer in seinen geheimsten Gedanken, drängten als Reaktion auf Sophias Anschuldigung unaufhaltsam nach außen wie ein Erdrutsch. „Die Wahrheit ist, dass ich Nasreen nie wirklich geliebt habe.“ Das kam schon fast einem Sakrileg gleich, erleichterte Ash aber auf eine Weise, wie er es nie erwartet hätte.
Bei Sophia löste seine Behauptung zunächst nichts als Unglauben und Verwirrung aus. Geschockt sah sie ihren Mann an, doch ein unerwartetes, tiefes Verständnis, das nicht allein auf ihrer früheren Freundschaft beruhte, sagte ihr, dass er die Wahrheit sprach.
Und jetzt, da der Damm einmal gebrochen war, spürte Ash, dass er gar nicht aufhören konnte zu reden. „Ich hätte sie lieben sollen, es wäre meine Pflicht gewesen“, stieß er gepresst hervor. „Unsere Ehe sollte mit Liebe erfüllt sein, wie die meiner Urgroßeltern. Da ich früh zur Waise wurde und alles zum Thema Erwachsenenliebe allein aus den Geschichten meines Kindermädchens gelernt habe, dachte ich wirklich, es würde reichen, mir einfach vorzunehmen, meine zukünftige Braut zu lieben. Das war natürlich ebenso naiv wie arrogant.“
Atemlos wartete Sophia darauf, dass er weitersprach.
„Was meine erste Ehe betraf, war sie schon vor Beginn zum Scheitern verurteilt. Obwohl unsere Heirat seit Kindheitstagen feststand und Nasreen unbestritten eine sehr schöne Frau war, zeigte sich schnell, dass wir nicht zueinanderpassten, da wir ganz verschiede Ziele im Leben verfolgten. Zu spät erkannte ich, wie verwöhnt, selbstsüchtig und habgierig Nasreen war. Und plötzlich wurde mir klar, dass ich in meiner Arroganz und grenzenlosen Selbstüberschätzung einen großen Fehler gemacht hatte und es ebenso wenig wert war wie sie, die Verantwortung für mein Land und die Menschen zu tragen, die auf mich angewiesen waren. Und noch weniger als Nasreen durfte ich die große und einmalige Liebe für mich beanspruchen, die meine Urgroßeltern miteinander geteilt hatten.“
Gegen Ende war Ash immer lauter und heftiger geworden. Seine Selbstanklage hörte sich in Sophias Ohren so erbarmungslos an, dass sie unwillkürlich protestierte. „Nein, das darfst du nicht sagen!“
„Aber ich hätte Nasreen niemals heiraten dürfen!“
„Du hattest keine Wahl.“
„Ich … ich hätte von meinem ursprünglichen Ziel abrücken und damit zufrieden sein müssen, eine Ehe zu führen, wie sie seit Jahrhunderten in unseren Kreisen geführt wird, um … um die Nachfolge zu sichern und …“
Und wie wir sie jetzt führen! beendete Sophia für sich den abgebrochenen Satz. Der Stich in ihrem Herzen hatte nichts zu bedeuten, immerhin liebte sie Ash ebenso wenig wie er sie, oder? Als junges, dummes Ding hatte sie sich nur in die Vorstellung verliebt, in ihm ihren Traumprinzen zu sehen. Inzwischen war sie glücklicherweise erwachsen und nicht mehr so naiv wie mit sechzehn.
„Stattdessen habe ich mich von meinen Emotionen leiten lassen und von der Wut und Frustration über meine zerstörten Pläne. Nasreen war in dieser Hinsicht viel realistischer und pragmatischer“, resümierte Ash bitter. „Gleich in der Hochzeitsnacht eröffnete sie mir, dass unsere Heirat nur eine Art diplomatisch-dynastischer Union wäre und sie ihr Herz schon vor langer Zeit einem anderen Mann geschenkt habe.“
„Sie … sie hat dir gesagt, dass sie jemand anderen liebt?“ Sophia war fassungslos. „In eurer Hochzeitsnacht?“
„Bemitleidest du mich jetzt etwa?“, fragte Ash zynisch. „Das ist nicht nötig. In Wahrheit war ich eher erleichtert als geschockt, weil ich wenigstens nicht noch die Last einer erdrückenden Liebe vonseiten meiner Frau auf mich nehmen musste, die ich doch nie hätte erwidern können. Wie auch immer … da ich nicht bereit war, Nasreens Verhältnis mit einem verheirateten Mann klaglos zu akzeptieren und sie sich rundheraus
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