Flucht in die Arme des Maharadschas
dunkle Schatten, die ihn an die Vergangenheit ketteten? Dass sie Ash nicht offen darum bitten konnte, verstand sich von selbst, und schon gar nicht, was ihre eigenen unbefriedigten Bedürfnisse betraf. Aber würde eine Mutter nicht rein instinktiv alles für ihr Kind tun? Besonders wenn es darum ging, ihm die Liebe seines Vaters zu sichern?
Das Gel, das der Gynäkologe auf ihrem noch flachen Bauch verteilte, um eine erste Aufnahme zu machen, fühlte sich kalt und fremd an. Sophia konnte es kaum fassen, dass sie eine der ersten Frauen war, die in dem gerade eröffneten Krankenhausflügel für Geburtshilfe neben dem hypermodernen Ultraschallgerät lag, das Ash, zusammen mit anderen medizinischen Geräten, aus eigenen Mitteln finanziert hatte.
Vor allem aber freute es sie, dass er wie selbstverständlich darauf bestanden hatte, sie zu begleiten und bei dem Scan dabei zu sein. Sie durfte nur nicht den Fehler machen, die rührende Fürsorglichkeit ihres Mannes, die natürlich dem zu erwartenden Erben galt, auf sich zu beziehen. Daran musste sie sich inzwischen mehrmals täglich erinnern, weil es wirklich verführerisch war, sich geliebt und angebetet zu fühlen, wenn sie das zärtliche Leuchten in Ashs dunklen Augen sah und seinem eindringlichen Blick begegnete, wann immer sie zufällig in seine Richtung schaute.
Und erst recht, als er jetzt kurz nach ihrer Hand griff und sie sanft drückte. Ein unartikulierter Laut ließ ihn allerdings zurückzucken und sich dem perplexen Gynäkologen zuwenden.
„Euer … Euer Hoheit!“ , stammelte der ältere Mann etwas atemlos. „Die Maharani ist mit Zwillingen schwanger! Und wie man mit der neuen Technik ausgezeichnet erkennen kann, sind es zwei Jungen.“
Der herb männliche Duft von Ashs sonnenwarmer Haut, als er sich über sie lehnte, um die Konturen auf dem Monitor besser in Augenschein nehmen zu können, erfüllte Sophia ganz plötzlich mit schmerzhaftem Verlangen. Und mit der Sehnsucht, diesen Blick voll männlichen Stolzes auf sich gerichtet zu sehen, anstatt auf die schemenhafte Abbildung der Embryos. Doch gleich darauf schämte sie sich zutiefst über die unsinnige Eifersucht auf ihre eigenen Babys.
Meine Babys … zwei kleine Jungen! Sie konnte es kaum fassen.
Dies sollte ein ganz besonderer Moment für Ash und sie als zukünftige Eltern sein. Stattdessen fühlte Sophia sich plötzlich unsichtbar in dem klinisch kargen Raum, der vom aufgeregten Gemurmel des medizinischen Personals erfüllt war, das angesichts der spektakulären Nachricht von allen Seiten herbeigeeilt war. Ash, der stolze Maharadscha von Nailpur, nahm würdevoll die ehrerbietigen Gratulationen entgegen, während Sophia einfach nur die Frau im Hintergrund war, die Nailpurs zukünftige Herrscher unter dem Herzen trug.
Es half nichts, sich daran zu erinnern, dass es ihr als Prinzessin in einer europäischen Vernunftehe möglicherweise kaum anders ergangen wäre. Im Grunde hatte man sie für diese Rolle erzogen, aber nicht umsonst war Sophia die Rebellin unter ihren Geschwistern gewesen.
Ihr Herz schlug schmerzhaft gegen die Rippen. Natürlich war sie glücklich über die Schwangerschaft. Aber warum fühlte sie sich dann wie die einsamste Frau auf der Welt, wenn sie eigentlich bewundert, angebetet, verehrt … geliebt werden wollte?
Sophia presste eine Hand auf ihr wild hämmerndes Herz. Niemand im Raum, eingeschlossen Ash, nahm Notiz von ihr. Wenn er sie doch nur für einen Sekundenbruchteil anschauen würde, mit diesem besonderen Blick, der auf einen Schlag alles gutmachte, was sie mit Angst erfüllte oder bedrückte!
Stattdessen wandte er ihr den Rücken zu und unterhielt sich angeregt mit Dr. Kumar. Konnte ein Mann, der seine Frau in so einem wichtigen Moment ignorierte, wirklich der hingegebene und liebende Vater sein, den sie sich für ihre Zwillingssöhne wünschte? War es normal für eine Frau, die vor Glück völlig aus dem Häuschen sein sollte, sich derart verletzlich und ängstlich zu fühlen wie sie im Moment?
Ash wagte nicht, sich umzudrehen und Sophia anzuschauen. Der kaum bezwingbare Drang, sie angesichts der aufregenden Nachricht in die Arme zu reißen und ihr Gesicht mit Küssen zu bedecken, erschreckte und verstörte ihn. Stattdessen biss er die Zähne zusammen, ballte seine Hände in den Taschen zu Fäusten und versuchte zu verfolgen, was der königliche Hofgynäkologe ihm weitschweifig erklärte.
Dabei wankte das sorgfältig geplante und errichtete Gebäude seiner Vernunftehe
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