Flucht in die Arme des Maharadschas
wenigstens noch einen Rest Haltung zu bewahren, indem sie den Morgenmantel vor der Brust zusammenzog und stolz das Kinn hob.
„Ich … ich wollte nicht …“ Verzweifelt brach er. Wie sollte er seiner Frau nur das Gefühlschaos erklären, das in ihm tobte? Hilflos rang er nach Worten.
Aber Sophia war ohnehin nicht in der Stimmung, ihn weiterreden zu lassen. Nach der Erkenntnis, dass sie ihren komplizierten, verschlossenen Ehegatten entgegen jeder Vernunft liebte und sich wieder Hoffnungen gemacht hatte, als er in ihrem Schlafzimmer aufgetaucht war und sie geküsst hatte, fühlte sie sich jetzt zutiefst enttäuscht und … wütend!
„Du willst mich nicht mehr, weil ich inzwischen schwanger bin und du damit endlich hast, was du wolltest? Ist es das, was du dich laut auszusprechen scheust? Was ist denn mit der unglaublichen, sexuellen Chemie , die du ständig angeführt hast, als du mich zur Heirat überredet hast?“, fragte sie in der Absicht, Ash ebenso empfindlich zu treffen, wie sie sich durch sein Verhalten verletzt fühlte.
„Oder findest du mich nicht mehr attraktiv, nachdem ich jetzt mit Zwillingen schwanger bin? Ist ja auch egal …“, behauptete Sophia im nächsten Atemzug mit schwankender Stimme und hoffte nur, nicht auch noch in Tränen auszubrechen. Damit wäre die Demütigung perfekt. „Nur eins will ich dir noch sagen! Einfach so hier reinzuplatzen und … und das zu tun, was du mit mir getan hast, nur um mich dann ein weiteres Mal zurückzustoßen, ist eines Mannes, der angeblich so viel von Respekt und Verantwortung hält, einfach nicht würdig. Es … es ist grausam und unfair!“
Mit hängenden Armen und schneeweißem Gesicht stand Ash vor ihr.
Er ignorierte sie, blendete sie einfach nur aus, weil er sie nicht in seinem Leben haben wollte! Das war endgültig zu viel für Sophia. „Hast du mich überhaupt jemals wirklich begehrt, Ash?“, fragte sie rau. „Ich meine mich , als Sophia , nicht als Prinzessin, Maharani und Mutter deiner zukünftigen Kinder?“
„Dich nicht begehren?“ Es klang wie ein Schrei in höchster Not, der sich seiner schmerzenden Kehle entrang und Sophia bis ins Mark traf. „Mehr als mein Leben!“
„Aber du bist seit Wochen nicht …“
„Ich sterbe fast vor Angst um dich und die Zwillinge“, unterbrach er sie heiser. „Ständig muss ich daran denken! Ich will einfach nichts falsch machen und habe Angst, die Babys zu gefährden – oder dich! Du … du bist so zart und schmal gebaut und hast zwei Kinder in deinem Bauch …“
Kein Zweifel, dass Ash aufrichtig war und wirklich meinte, was er sagte. Und wie sollte man gegen so viel überbordende Fürsorge argumentieren? Aber warum hatte er ihr das nicht schon viel früher gesagt?
„Ich bin eine Frau, Ash“, erklärte Sophia mit nachsichtiger, fast mütterlicher Stimme, „und damit von der Natur dafür vorgesehen, deine Söhne sicher auszutragen und zur Welt zu bringen. Auch schwangere Frauen haben Sex, weißt du?“, fügte sie schelmisch hinzu, im Versuch, ihren besorgten Gatten zu entspannen.
Er schien immer noch nicht ganz überzeugt. „Ich wollte einfach kein Risiko eingehen“, verteidigte er sich.
Sophia konnte seine Ängste und Befürchtungen durchaus nachvollziehen. Aber warum redete er nicht mit ihr darüber, sondern zog sich zurück und stürzte sie beide damit ins Unglück? Weil er mit Gefühlen einfach nicht umgehen kann! erinnerte sie sich selbst, und erneut überfielen sie Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit.
Ash sah den Glanz in ihren Augen schwinden und spürte einen heftigen Stich in der Brust.
„Was ist los?“, fragte er alarmiert.
„Ich weiß, wie viel dir die Zwillinge bedeuten, Ash, aber ich habe schreckliche Angst, dass du niemals in der Lage sein wirst, es ihnen auch zu zeigen. Ich selbst weiß nur zu gut, wie schmerzhaft es ist, einen Vater zu haben, dem nichts an einem zu liegen scheint. Und ich wünsche mir so sehr, dass unsere Kinder den wahren Ash kennenlernen dürfen. Den Ash, den ich kannte, als ich aufwuchs … den verständnisvollen Träumer, der zuhören und trösten konnte, den glücklichen, humorvollen Ash, den ich so sehr geliebt habe …“
Sie brach ab, schüttelte hilflos den Kopf und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen.
„Doch ich befürchte, das wird nie geschehen, weil es diesen Ash nicht mehr gibt. Du hast ihn irgendwo in ein Verlies gesperrt und wirst ihn nicht mehr freilassen, damit er mit seinen Kindern spielen und
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