Flucht in die rote Welt
von Joseph und mir herum. Ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll. Kirby, es könnte sein, daß sie dich zu einer Schlüsselfigur in ihren Träumen machen will. Und wenn das der Fall ist, wirft sie sich vermutlich an dich.«
»Sie wirft sich ...«
»Es wird wieder eines der kleinen Dramen sein, die sie sich zurechtträumt. Wenn es tatsächlich geschehen sollte, kann ich dir nur raten, sie nicht zu beachten. Aber sei nett zu ihr, ja? Sie kann nichts dafür ...«
»A-aber ...«
»Vielen Dank, Liebling. Du bist so verständnisvoll. Ich werde versuchen, sie irgendwo in der Filmwelt unterzubringen. Hübsch ist sie ja. Oder hältst du es für besser, sie einzusperren?«
»N-nein, vielleicht doch nicht.«
»Wie gefällt dir dein neues Zimmer, Liebling? Ich habe es persönlich ausgesucht. Morgen gehen wir beide einkaufen. Ich weiß genau, welche Kleider dir am besten stehen. Und dein Haarschnitt ist langweilig, wenn du mir die Bemerkung gestattest. Es ist, als wolltest du durch das Leben schleichen, ohne gesehen zu werden. Dabei hast du solche Möglichkeiten, Liebes. Wenn ich dich eingekleidet habe, wirst du aussehen wie ein Mann, dem die Welt gehört. Die Frauen werden dir nachstarren und alles mögliche versuchen, um mit dir bekannt zu werden.«
»Ich weiß nicht, ob ich das ...«
»Glaube mir, du wirst es genießen. Komm jetzt, Liebling. Joseph wartet in der Suite auf uns. Wir nehmen ein paar Drinks, und um halb acht lassen wir uns in ein todschickes Restaurant bringen.«
*
Um halb elf Uhr abends fiel es Kirby Winter sehr schwer, sich deutlich auszudrücken. Wenn er ein Auge schloß, sah er Joseph so verschwommen.
»Nett von euch, mich auf eine Kreuzfahrt einzuladen«, sagte er. »Aber ich möchte nicht ...«
»Unsinn! Wir haben wirklich Platz. Und es macht uns Spaß«, unterbrach ihn Joseph.
Kirby drehte sich um. »Wo ist sie?«
»Vielleicht macht sie sich frisch.«
»Ich tanze nicht oft, Joseph. Ich wollte ihr nicht so fest auf den Fuß treten.«
»Sie hat es dir verziehen.«
»Aber mir klingt immer noch der Schrei in den Ohren.«
»War nicht so schlimm.«
»...staunliche Frau«, sagte Kirby feierlich. »Sehr ers-staunlich.«
»Mir ist da eben etwas eingefallen, mein Junge. Damit du keine Hemmungen hast, uns auf der Glorianna zu begleiten, kannst du ja eine Arbeit mitnehmen. Und ich wüßte etwas Großartiges.«
»Ja?«
»Du kennst Omar Krepps besser als jeder andere. Ein phantastischer Mann mit einer phantastischen Karriere. Es wäre doch eine Geste von Zuneigung, wenn du eine Biographie von ihm schreibst. Später kann ein Journalist die Sache ja überarbeiten. Überlege nur, wie großartig es wäre, wenn jetzt, nach seinem Tode, all die Wohltaten bekanntwerden, die auf sein Konto gingen. Und du könntest viel Geld damit machen.«
»Interessant.«
»Ich glaube, daß du für ein solches Projekt ohne weiteres seine persönlichen Papiere ausgehändigt bekommst.«
»Und die nehme ich dann mit an Bord, was?«
»An Bord läßt es sich sicher bequem arbeiten.«
»Das Geheimnis von Omar Krepps.«
»Hübscher Titel.«
»Manchmal redest du wie ein englischer Snob.«
»Ich wurde ein paar Jahre in England ausgebildet.«
»Dann könntest du mir eigentlich dabei helfen, die Kisten mit den persönlichen Dingen zu sortieren.«
»Ist denn soviel da?«
»Ja, verflixt noch mal.«
»Wenn du mich brauchst, stehe ich dir natürlich zur Verfügung.«
Kirby kam sich schlau wie ein Fuchs vor. »Ist alles unter meinem Namen im Hotel Birdline stationiert. Kisten mit allem möglichen Kram.«
»Das hast du letzthin gar nicht erwähnt.«
»Muß ich vergessen haben.«
»Wenn die Glorianna einläuft, können wir alles an Bord schicken lassen.«
»Ja, natürlich.«
»Du kommst mir ein bißchen komisch vor, Kirby.«
»Ich? Komisch?« Als er lachte, kippte der Raum und kam nur allmählich ins Gleichgewicht. »Joseph, alter Freund, sind wir nicht alle komisch? Jeder auf seine Weise? Du, ich, Charla und Betsy.«
Er grinste breit und trank sein Glas leer. »Betsy ist besonders komisch. Sie kann einem sagen, was passiert, noch bevor es überhaupt passiert ist. Ich glaube, sie ist eine Hexe.«
Josephs großes, glänzendes Gesicht war plötzlich ganz dicht vor seinen Augen. »Was hat sie denn vorhergesagt, Kirby?«
Plötzlich, aber zu spät, rasselte die Alarmanlage in seinem Gehirn.
»Wer sagt was vorher, Joseph?«
»Hat Betsy mit dir gesprochen?«
»Entschuldige, mir ist schlecht.«
Er
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