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Flucht in die rote Welt

Flucht in die rote Welt

Titel: Flucht in die rote Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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untergetaucht. Sie hatten sich den Damen und Herren von der Presse auf mysteriöse Weise entzogen.
    Kirby dachte über Wilma und Betsy nach. Sie würden sich unterhalten, und er konnte sich Wilmas Jungmädchengeständnisse vorstellen: »... und er hat schreckliche Angst vor Frauen. Sie hätten sehen sollen, wie entsetzt er vor mir davonlief.«
    Er war erschöpft, aber seine Gedanken rasten weiter. Und dann hatte er wilde Alpträume. Wilma öffnete kichernd Reißverschlüsse in den langen, bleichen Hüften, um ihm zu zeigen, daß sie mit Dollarnoten ausgestopft waren. Charla hatte eine kleine Goldschere, mit der sie kleinen rosa Kaninchen die Ohren abschnitt. Sie war nackt und dampfend, und als sie sich umdrehte, sah er die ordinäre kleine Tätowierung: »Einfaltspinsel«. Er betrat das Zimmer in dem kleinen Teleskop und sah Onkel Omar grinsend in einer Ecke stehen. Er hatte ein Kartenpaket in der Hand und forderte ihn auf, eine Karte zu nehmen. Als er sie nahm, war sie schwer und weich, und plötzlich befand er sich auf dem Rücksitz seines Wagens, und er hatte ein glattes, rundes Geschöpf neben sich. Er versuchte es wegzustoßen, aber es kam in sanfter Aggression immer näher, und dann verlor er seine Furcht und kam endlich zu seinem langersehnten Ziel.
    Vage überlegte er, ob er Charla, Betsy oder Wilma neben sich hatte – doch dann war es ihm egal. Er war zu sehr mit dem Augenblick beschäftigt.
    Und plötzlich war er hellwach. An seiner Schulter preßte sich ein Kopf, und das Mädchen atmete heftig und streichelte ihn mit zärtlichen Handbewegungen.
    »Hallo – Junge«, flüsterte sie. »He, Bernie! Du bist doch der Beste.«
    »Hmmm«, sagte er, froh darüber, daß sich sein Herz entschlossen hatte, innerhalb des Brustkastens zu bleiben.
    »Überrascht, was, mein Süßer? War's eine nette Überraschung?«
    »Mmm.«
    »Der verdammte Schlüssel wollte erst nicht passen, und ich dachte schon, du hättest das Schloß ändern lassen. Doch dann klappte es, und ich tastete mich zum Bett hin. Ich hatte schon zwei Paar Füße erwartet, Bernie-Boy, und da hättest du den herrlichsten Krach in deinem jungen Leben bekommen ...«
    »Mm.«
    »Du redest nicht viel, dafür, daß wir uns so lange nicht gesehen haben, Schatz. Du glaubst doch nicht, daß ich gekommen bin, um eine Rolle in einem dieser Mist-Fernsehstücke zu kriegen, bei denen immer so spillerige Tanten herumtanzen? Nein, mein Lieber, ich bin hier, weil es mir bei dir Spaß macht, und Spaß hat es gemacht, oder?«
    »Mm.«
    Sie fuhr mit der Fingerspitze über seine Oberlippe. »He! Du hast ihn abrasiert. Also da bin ich aber neugierig, wie das aussieht!«
    Sie spielte mit den Knöpfen am Bettende, und plötzlich war ein grelles Licht auf sein Gesicht gerichtet. Er schloß die Augen und blinzelte.
    Sie kniete neben ihm, ein tiefgebräuntes, langbeiniges Mädchen. Ihre braunen Augen waren rund und groß. Ihr Mund war zu einem entsetzten O geformt. Ihre runden Brüste wirkten neben dem übrigen Körper hell. Die beinahe weißen Locken umrahmten ein reizendes, unschuldiges Gesicht.
    »Also Sie – Sie Hundskerl!« kreischte sie. »Was war das für ein Trick, he? Ich reiße Ihnen den Kopf ab!« Ihre Finger krümmten sich.
    »Moment mal!«
    »Weshalb? Und wo ist überhaupt Bernie?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Verdammt noch mal, ich dachte, Sie seien er.«
    »Das kann ich doch nicht wissen.«
    »Man müßte Ihnen ein rostiges Messer zwischen die Rippen jagen.«
    Er setzte sich auf und funkelte sie wütend an. »Was zum Teufel ist denn los mit Ihnen«, brüllte er. »Ich habe fest geschlafen. Ich wußte nicht, wer Sie sind, und ich weiß es auch jetzt noch nicht. Ich habe so fest geschlafen, daß ich nicht einmal merkte, was Sie waren.«
    Ein Mundwinkel zuckte. »Sie hätten auf den allgemeinen Gedanken kommen können, daß ich ein Mädchen bin.«
    »Das allerdings!«
    »Brüllen Sie mich nicht so an, Sie hinterhältiger Knilch! Sie sind früh genug aufgewacht, und Sie hätten sich denken können, daß es sich um einen Irrtum handelt, wenn Sie schon in Bernies Bett schliefen. Aber Sie haben keinen Ton gepiepst!«
    Er starrte sie an. »Wann hätte ich denn etwas sagen sollen? Und was? Mein Gott, Mädchen, das ist, als wenn einer vom Dach 'runterfiele und Sie erwarteten, daß er unterwegs seine Schuhe zubindet und die Uhr aufzieht.«
    Wieder zuckte ihr Mundwinkel. Und dann schlug sie plötzlich die Hände vor die Augen und begann ohne Warnung zu schluchzen. Sie rollte

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