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Flucht in die rote Welt

Flucht in die rote Welt

Titel: Flucht in die rote Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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sich zusammen und heulte wie ein kleines Kind.
    »Was soll das?« fragte er verzweifelt.
    »Hi-hinterhältiger K-knilch!«
    »Weshalb weinen Sie denn?«
    »W-weil Sie mir das angetan haben. Ich hatte noch nie im Leben was mit einem Kerl, den ich nicht kannte. Ich komme mir vor wie eine Sch-schlampe.«
    »Jetzt beruhigen Sie sich doch!«
    »Sie wissen nicht mal, wie ich heiße.« Wieder schluchzte sie. »Bonny Le Beaumont, verdammt noch mal.«
    »Ich heiße – äh – Kirk Winner.« Er zog ihre Rechte von ihrem Gesicht weg und schüttelte sie. »So, nun sind wir vorgestellt. Und nun hören Sie endlich zu heulen auf.«
    »Aber zuerst habe ich Sie doch nicht gekannt.«
    »Wenn Sie gewußt hätten, daß ich ein Unbekannter bin, hätte es doch nicht geschehen können, oder?«
    Sie hob plötzlich den Kopf und sah ihn an. »Wie war das noch mal?«
    »Sie dachten, ich sei Bernie. Stimmt's? Also haben Sie gar keinen Grund, sich zu schämen.«
    Sie schwieg einen Moment lang, schluckte und nickte. »So kann man's wohl auch sehen. Aber ich habe einen geheimen Schwur getan, als ich vierzehn war. Ich wollte nie mit einem Mann schlafen, den ich nicht liebte. Es ist zwar ein Mißgeschick, aber immerhin – es ist passiert. Und außerdem können wir uns duzen, weil es eben passiert ist. Wie heißt du?«
    »Kirk Winner.«
    »Ein Freund von Bernie?«
    »Um ein paar Ecken.«
    »Auch beim Fernsehen?«
    »Nein.«
    »Verheiratet?«
    »Nein.«
    Sie hielt den Kopf schräg. »So schlecht siehst du übrigens gar nicht aus.«
    »Danke.«
    Die glatte junge Stirn runzelte sich nachdenklich. »Was mich stört, Kirk, ist, daß es so toll war. Ich meine, ich habe mir immer eingebildet, man muß verliebt sein, damit es toll ist, aber wenn es mir auch anders gefällt, komme ich mir wie ein Tier vor.«
    »Du hast nur die Liebe ausgedrückt, die du für Bernie fühlst. Deswegen war es so schön, Bonny Lee.«
    Sie lachte. »Du findest feine Ausreden für mich. Du willst wohl alle meine Probleme lösen?«
    »Gern, wenn ich kann.«
    »Ich frage mich immer noch, wie Bernie ohne Schnurrbart aussehen würde. Verdammt, darum hast du mich nun gebracht.«
    »Wie alt bist du, Bonny Lee?«
    »Praktisch zwanzig.«
    »Du liebe Güte! Wohnst du bei deinen Leuten?«
    »Bei meinen Leuten? Du hast wohl 'n Knall? Meine Leute haben ein Stück Pachtboden unten in Südkarolina. Ich machte mit vierzehn einen Schönheitswettbewerb mit, bei dem man eigentlich sechzehn sein mußte. Ich kann dir sagen, ich sah wie sechzehn aus. Beim Talenttest war ich nicht besonders gut, aber ich gewann eine Reise nach New Orleans, und von dort bin ich nie wieder heimgegangen. War einmal verheiratet, aber das ging nicht glatt, und ich bin den Kerl schnell wieder losgeworden – er spielte Klarinette und war dauernd blau. Dann fing ich zu singen an. Im Augenblick bin ich im Rio in Nord-Miami. Ich singe und strippe ein bißchen, aber nicht zu toll. Für mich zählt jetzt nur die Karriere, weil ich nach der vermurksten Heirat die Nase voll habe. Aber Bernie war gut zu mir, und wir haben uns verstanden. Ich kann dir ganz ehrlich sagen, daß das Zusammentreffen mit dir mich ziemlich fertiggemacht hat.«
    Sie ging mit langen Schritten vom Bett weg, und er sah die beiden hellen Streifen des Bikinis.
    »Meine Leute!« sagte sie und fauchte. »Ich habe von morgens bis abends die Hacke geschwungen, und wenn ich unten geblieben wäre, hätte ich jetzt schon eine Herde von halbnackten kleinen Fratzen. Wenn man bei uns unten mit fünfzehn noch nichts Kleines hat, muß man schon häßlich wie ein Frosch sein. Und das war ich nicht.«
    »Nein, ganz bestimmt nicht.«
    Sie nahm ihre Kleider vom Boden, schüttelte sie aus und hängte sie ordentlich über den Stuhl. Dann kam sie mit einer kleinen Tasche zurück, holte zwei Zigaretten heraus und zündete sie an. Sie gab ihm eine.
    Kirby merkte erst jetzt, wie prächtig er sich fühlte. Er hätte einen Handstand machen und mit den Zehen Teller jonglieren können.
    »Was findest du denn so komisch?« fragte sie.
    »Oh – ich habe gar nicht gemerkt, daß ich lachte.«
    »Wovon lebst du, Kleiner?«
    »Ich – ich suche gerade nach einem neuen Job.«
    »In welcher Richtung?«
    »Äh – Investments.«
    »Und du hast Pech gehabt? Tja, so geht es manchmal, Freund.«
    »Äh – Bonny Lee?«
    »Ja?«
    »Du – äh – du sagst, es hätte dir Spaß gemacht?«
    »So tief hast du nicht geschlafen, stimmt's, mein Lieber? Und was willst du nun? Eine Ehrenmedaille? Ich hoffe,

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