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Flucht in die rote Welt

Flucht in die rote Welt

Titel: Flucht in die rote Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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daß ich eines schönen Tages auf einen Mann treffe, dem ich nicht hoch und heilig versichern muß, daß er der Beste war. Was ist nur mit euch Männern los? Ein Mädchen will geliebt werden, das ist alles. Aber ihr verflixten Männer versucht gleich, einen olympischen Wettbewerb daraus zu machen. Ihr habt wohl Angst, ihr könntet euch blamieren. Und hinterher marschiert ihr herum, als hättet ihr eine Heldentat vollbracht. Dabei schafft es jeder Mäuserich schneller als ihr. Na schön, durchgefallen bist du jedenfalls nicht. Zufrieden?«
    »Tut mir leid, daß ich überhaupt davon gesprochen habe.«
    »Mir auch, Liebling, mir auch. Es langweilt mich zu Tode, über solche Dinge quasseln zu müssen. Was ist, wenn du einen guten Drink gehabt hast? Starrst du hinterher das leere Glas an und überlegst, welche Temperatur er hatte?«
    »Ich sagte, daß es mir leid täte.«
    »Jesusmaria, brüll mich nicht so an. Du hast ein ganz schönes Temperament.« Sie seufzte. »Ich mache uns jetzt ein paar Sandwiches. Das bessert die Laune. Weißt du, daß es drei Uhr morgens ist?«
    Sie ging in die Kochnische und schaltete das Licht ein. Er stopfte sich ein paar Kissen in den Rücken, um sie besser beobachten zu können.
    Sie summte vor sich hin und begann dann zu singen. Ihr Gesang war mindestens eine Oktave tiefer als ihre Sprechstimme. Kirby kam das Lied bekannt vor.
    »Billie!« sagte er plötzlich.
    Sie drehte sich um und lachte ihn an. »Ich habe ihre Platten gespielt, bis sie nur noch ein Rauschen von sich gaben. Ohne Lady Day hätte ich kaum Karriere gemacht, Liebling. Magst du einen ihrer Songs besonders gern?«
    »God Bless the Chile.«
    Sie klatschte begeistert in die Hände. »Verdammt, Kirk, das ist mein Song. An die siebentausendmal habe ich ihn nun gesungen, aber es dreht mir immer noch das Herz dabei um. Ich könnte heulen, wenn ich an das arme Mädchen denke, das von der Welt so geschunden wird. Nach dem Essen machst du die Augen zu, und ich singe es dir vor. Du wirst mich nicht von ihr wegkennen. Magst du einen Longdrink mit Eis?«
    »Prima, Bonny Lee.«
    Sie brachte die Gläser und dicke Sandwiches auf weißen Servietten. Kirby hatte das Gefühl, noch nie etwas Besseres gegessen zu haben. »Ich bin ein Nachtmensch«, gestand sie. »Um drei oder vier könnte ich ein Spanferkel anknabbern. Dafür stehe ich erst mittags auf. Ich schwimme ein paar Runden, das hält mich fit.«
    Sie trug das Tablett weg. »So und jetzt mach die Augen zu und höre dir Billie an.«
    Sie sang wunderbar, mit einer sanften, rauchigen Stimme.
    Er ließ sich zurücksinken, und sie löschte das Licht und kam zu ihm. Nach einer Weile fragte sie: »Kirk, sag mal, warum zitterst du so? Bedeutet es dir soviel?« Und als sie es wußte, flüsterte sie: »Dann bedeutet es für mich zehnmal soviel, und du sollst es merken. Jesusmaria, da verknalle ich mich schon wieder und ausgerechnet in einen Yankee, der mich dauernd anbrüllt. Ich glaube, ich fange zu heulen an.«
     

 
8
     
    Eine Hornisse von der Größe einer Seemöwe saß vor seinem Gesicht und surrte. Sie hatte graugrüne Augen, ein verquollenes Gesicht und einen häßlichen kleinen Mund, auf dem dick Lippenstift verschmiert war.
    Und dann war sie weg. Ein Telefon klingelte. Er setzte sich auf und sah sich immer noch vorsichtig nach der Hornisse um. Am anderen Ende des Riesenbettes kamen ein paar Locken und ein schlanker Nacken aus den Kissen. Die Erinnerung warf sich wie eine Lawine über ihn.
    Das Telefon klingelte weiter. Neunzehn, zwanzig ...
    Die Logik sagte ihm, daß es Betsy war. Jeder andere hätte längst aufgegeben. Er fand den Apparat in einer Nische links vom Nachtkästchen.
    »Ja?«
    »Guten Morgen, Kirby«, sagte Joseph, und sein dunkler Bariton klang wie Gelatine.
    »Äh – wie ...«
    »Du machst uns in letzter Zeit sehr viel Arbeit, Kirby. Aber das alles wollen wir vergessen, wenn du uns jetzt hilfst. Der Angriff auf den armen Kellner war ein dummer Fehler. Aber du scheinst recht geschickt vorzugehen, und so wird es dir sicher gelingen, von diesem komischen Apartment zur Glorianna zu gelangen. Hör genau zu, Junge. Die Jacht liegt an der Biscayne Marina, Dock E. Du mußt bis spätestens zehn an Bord sein.«
    »Wieviel Uhr ist es jetzt?«
    »Zwanzig nach sieben. Du hast also genug Zeit.«
    »Aber ich ...«
    »Betsy ist ein dummes, gefühlsbetontes Kind. Sie wollte überschlau sein. Vielleicht rechnete sie auch mit einer Sentimentalität, die nicht existiert. Oder sie wollte

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