Flucht Ins Chaos: Ein Pip& Flinx-Roman
voll aufgeblähten, rechteckigen Luftsäcken, deren hervorstehende Augen das Flussbett unter ihnen absuchten, trieben in nördlicher Richtung an ihnen vorbei. Der jetzt versiegte Strom hatte sich durch den verhältnismäßig weichen Kalkstein gegraben, den sandigen Spalt erzeugt, durch den Chraluuc und er nun gingen, und einen Kalksteinbogen darüber zurückgelassen. Längst abgestorbene Stalaktiten hingen an der Unterseite des Bogens - und das war bei Weitem nicht alles.
Fester als Glas und leichter als Quarz erstreckte sich ein Heer aus kristallinen Strukturen, die ebenso komplex ineinander wuchsen, wie sie wundersam aussahen, unter der Wölbung. Andere entsprangen den gegenüberliegenden Seiten der Klamm oder strebten aus dem Boden empor. Die meisten Motive waren sehr abstrakt, allerdings nicht alle, denn es gab auch Klingen und Widerhaken, Spiralen und Dornen, Kugeln in anderen Kugeln und verrückte, verwirbelte Verläufe von pergamentdünner Farbe, die an ungekämmtes Haar erinnerten. Die Muster und Geräte spiegelten nicht nur die Tradition, sondern auch die Stimmungen der AAnn wider. Sogar als Mensch konnte er auf die physikalische Schönheit der Kunst reagieren, obgleich es ihm unmöglich war, die emotionalen Zwischentöne in ihrer Komplexität zu erfassen.
Wann immer die Sonne auf die gefärbten, schimmernden Oberflächen traf, explodierte farbiges Licht in alle Richtungen. Es war, als hätte jemand eine Schiffsladung Saphire genommen, sie in tausend neue Formen gebracht, das Resultat mit sehr viel transparentem Kleber versehen und in der Schlucht in alle Richtungen geschleudert, in der Hoffnung, dass es irgendwo hängen bliebe.
Die komplementäre Musik entsprang einem Instrumentaltrio. Die Instrumente selbst waren Flinx zwar unbekannt, doch erkannte er zwei der drei Musiker als Mitglieder des Ordens. Alle drei hielten inne und sahen die Neuankömmlinge an, wobei eine von ihnen zum Gruß ihren Schwanz schwang. Der Apparat, den sie festhielt, war doppelt so groß wie sie und mit zahlreichen Fingerlöchern und Registern ausgestattet; sein blumenartiger Terminus ruhte auf dem Boden vor ihr.
»Dass isst ein Vourak.« Chraluuc führte ihn zu den Musikanten, die auf dem Felsen oder nacktem Sand saßen. »All diesse Insstrumente, die für die Erzeugung dess Konfektss verwendet werden, ssind Windinsstrumente. Die Bindung reagiert besssser auf die Vibrationen, die ssie erzeugen, alss auf dass Vibrato von Streichinstrumenten oder dass Schlagen von Trommeln.«
»Bindung?« Pip, die auf seiner Schulter saß, war wach und aufmerksam. Sie mochte Musik.
»Passssen Ssie auf.« Chraluuc blieb stehen.
Das Musikertrio spielte weiter. Das sonore Tuten des Vouraks und der anderen Instrumente wurde lauter und stieg empor, und mit ihm stiegen die Materie-Partikel aus dem gewaltigen Reservoir, das sich am Boden der Klamm gesammelt hatte. Während Flinx fasziniert zusah, flossen die verdrehten Ströme aus schwebendem Sand durch einen großen Mechanismus, der sich an der hinteren Wand der schmalen Schlucht befand, und drangen transformiert aus den Rohren darüber wieder hervor.
Chraluuc erklärte es ihm: »Da drinnen wird der Ssand Hitze und Druck aussgesetzt, ssodassss er zu einer Ceramossssilikat- Mischung wird. Dann wird ihm eine Reihe von Spurenmineralien zugefügt, um verschiedene Farben zu erhalten. Wie Ssie ssehen können, arbeiten die Künsstler momentan mit der Farbe Lila.«
Tatsächlich wirbelten drei dünne Ströme von intensiver Farbe aus ebenso vielen Rohren empor. Flinx beobachtete staunend, wie sie zur Musik der Künstler tanzten und sich wanden. Bestimmte Noten bewirkten, dass sie zu einem tänzelnden Strom wurden, während andere die bereits stark verzierte Kreation entlang des Bogens, der Wände und des Bodens am Ende der Schlucht zu beeinflussen schienen. Die beste Analogie, die ihm dazu einfallen wollte, war die eines wachsenden, sich entwickelnden dreidimensionalen Fensters aus gefärbtem Glas. Dieses wurde nicht etwa per Hand oder durch Programme erzeugt, sondern durch Töne, während die Ströme aus intensiv gefärbtem Material von der Musik des hochkonzentrierten Trios manipuliert und an den rechten Fleck bewegt wurden.
»Das ist wunderschön«, murmelte er schließlich.
»Dass Konfekt isst eine Schöpfung dess gesamten Ordenss, ein Aussdruck all dessssen, wass wir zu vollbringen ssuchen. Gleichzeitig isst die Arbeit daran ssehr entspannend. Hier verssuchen wir unss mit den von unss aussgewählten
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