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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. R. Terrie
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das noch einmal machst, verpass ich dir einen neuen Haarschnitt.“
    Er lachte und hielt die Tür weiter auf, damit ich aussteigen konnte.
    „Guten Morgen, Prinzessin! Niedliche Karre hast du da“, meinte er, nachdem ich abgesperrt hatte. Er verarschte mich eindeutig!
    Es war ein alterschwarzer BMW. Die Stoßstange war bereits dreimal ausgetauscht worden und der Kühlergrill fiel ständig beim Stehenbleiben ab, aber ansonsten hatte er vier Räder und brachte mich sicher von einem Ort zum anderen. Mehr wollte ich gar nicht.
    „Mir genügt es.“
    „Sehr bescheiden.“
    Die rote Haarwand, die ihm immer quer übers Gesicht hing, wurde von einem Windstoß hochgehoben und zerzaust. Er zog eine Augenbraue hoch und wuschelte seine Haare durcheinander, worauf sie schließlich wieder gesittet an ihren eigentlichen Platz fielen. Solch gehorsame Haare hätte ich auch gerne , dachte ich und merkte gleichzeitig, dass ich ihn anstarrte.
    „Na?“, sagte er und zwinkerte mir zu. „Stehst du jetzt auf mich? Ich könnte es dir nicht übel nehmen. Wenn ich ein weibliches Ich hätt, würd es sicher auch auf mich stehen.“
    „Idiot!“
    Wir lachten beide, als wir uns auf das Schulgebäude zu bewegten. Das hatte ich schon lange nicht mehr gemacht. Lachen.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich einer aus einem höheren Jahrgang näherte. Auf einem Skateboard. Ich dachte schon, er wirft sich jetzt laut lachend auf Cass, aber er hielt geschickt neben ihm an und klatschte ihm auf die Schulter. „Hey, Cass! Du könntest dich wieder mal auf dem Field blicken lassen. Is’ schon ’ne Weile her, seit ich dich dort das letzte Mal gesehen hab.“
    Cass zuckte mit den Schultern. „Wirst du mir jetz’ immer damit in den Ohren liegen, Greg? Hab zurzeit echt keinen Bock drauf.“
    „Aber du warst immer der Beste!“, bettelte der braunhaarige, schlaksige Typ, der immer noch auf seinem Board stand und langsam neben uns herrollte. Cass schien nicht daran zu denken, stehen zu bleiben.
    „Vergiss es!“, wehrte er ab, machte eine knappe Handbewegung, die ein deutliches Nein war.
    „Und ich werd dich trotzdem jeden Tag aufs Neue fragen, verlass dich drauf!“ Greg trat auf das eine Ende seines Skateboards, sodass es hochsprang. Er fing es geschickt ab und trug es ins Gebäude.
    „Ein Freund von dir?“, fragte ich fast schon schüchtern, was nun wirklich nicht zu mir passte.
    „Ja, wir warn im selben Club, aber ich hab keine Zeit mehr dafür.“ Greg – Gregory? - verschwand in dem allmorgendlichen Trubel aus Schülern.
    „Wie sieht’s eigentlich aus?“, fragte Cass und hielt mir die Tür auf. Wer machte so etwas heutzutage noch? „Hast du schon jemanden gefunden, der sich für Nachhilfe aufopfert?“
    „Aufopfert? Bin ich so anstrengend?“
    „Keineswegs“, wehrte er ab und machte eine seltsame Geste mit der Hand. „Ich denke, dir is’ irgendwie nicht bewusst, dass du mehr als ’n halbes Jahr hier versäumt hast. Wie willst du die Abschlussexamen schaffen?“
    Ich blieb erschrocken stehen. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht! Andererseits wunderte mich das auch gar nicht, so wie sich mein Leben gerade entwickelte. So viel zu meinem Plan, den Abschluss so schnell wie möglich hinter mich zu bringen und von hier abzuhauen.
    Nachdem Cass meine Hautunreinheiten lang genug angestarrt hatte, ließ er seinen Nacken knacken – was ich wirklich hasste! – und spielte dann mit den Fingern an seinem Kopfhörer herum.
    „Ich bin zwar kein Ass hier, aber … In dem einen oder andern Fach kann ich sicher zumindest meine Notizen beisteuern. Wenn du willst, schau doch einfach mal bei mir vorbei.“
    Ich starrte ihn an. Meinte er das ernst? Seiner verlegenen Miene nach zu urteilen, meinte er das todernst! Und … wurde er tatsächlich rot? Oh Mann!
    Ich war noch nie bei einem Jungen daheim gewesen. Nur bei Simon, aber das war etwas anderes.
    „Außer meiner Sis is’ nie wer da, aber die is’ ganz cool drauf, also keine Bange.“
    Wollte er mir damit jetzt den Es-kann-nichts-passieren- Kodex aufschwatzen? Wir waren doch keine Vierzehnjährigen, die auf verliebt machten.
    Aber ich überlegte nur kurz, bevor ich nickte. Alles war besser, als zu Hause zu sein. Noch dazu, da das Schimmern meines Vaters nicht verschwunden war, sondern stattdessen zugenommen hatte und er sich immer schlechter zu fühlen schien.
    Matthew Tempson:
    „Ich muss was dagegen unternehmen!“
    „Alter, warte! Was?“ Nick wedelte mit der Hand in der Luft herum,

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