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Flucht ins Ungewisse

Flucht ins Ungewisse

Titel: Flucht ins Ungewisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. R. Terrie
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allen Farben drum herum bildeten einen starken Kontrast zu ihrer restlichen blassen Haut. „Schon gut, blöde Frage“, lenkte ich ein.
    Sie wirkte, als wollte sie sich jeden Augenblick in meine Arme werfen, aber sie ließ es glücklicherweise bleiben. Ich wüsste nicht, was ich dann getan hätte. Ich fühlte mich nicht gerade fit und dasselbe galt für Lora. Wahrscheinlich raubten wir uns auch noch gegenseitig Kraft. In solchen Situationen war man nahezu unberechenbar.
    „Ich dachte schon, du wärst …“ Sie flüsterte die Worte zu ihren Füßen. „Ich bin froh, dass es dir gut geht!“
    Ich sah sie erstaunt an. Das war wohl das Normalste und Netteste, das sie jemals zu mir gesagt hatte.
    Sie kratzte sich unsicher ihren Handrücken, schüttelte dann den Kopf. „Woher hast du gewusst, wo ich bin?“, fragte sie berechtigterweise, rollte den Anhänger der Kette zwischen ihren Fingern. „Was ist mit Nick, ist er auch weggesperrt? Was soll Cass mir erklären? Und Matt … Was hat sie damit gemeint?“ Sie kam einen Schritt näher und griff nach meinem Shirtärmel, klammerte sich daran. War das ihre Art, Hautkontakt zu vermeiden und mir dennoch nahe zu sein? „Als Amanda sagte, es ist mir angeboren. Was ist mir angeboren?“
    „Ich … weiß es nicht“, gestand ich, spürte eine pulsierende Wärme, als ihre Finger meine Haut streiften. „Ich bring dich erst mal hier raus und dann werden wir …“
    „Ich gehe nicht ohne Simon!“ Sie hielt den Blick gesenkt, fuhr mit leiser Stimme fort: „Es ist meine Schuld, dass er hier ist und vielleicht auch noch gefoltert wird.“
    Ich presste meine Lippen zusammen. Dann nahm ich ihre Hand, die sich immer noch an mir festhielt, in meine, was meine Schmerzen etwas minderte und mich gleichzeitig weiterhin schwächte. „Ich kann gut nachvollziehen, wie du dich fühlst“, erklärte ich. „Aber wenn wir ungeplant einfach so durch die Gänge laufen, bringt uns das nicht weiter. Im Gegenteil, sie werden uns wieder fangen und …“
    „Ich versteh schon!“ Mit jedem meiner Worte waren ihre schmalen Schultern ein Stück weiter nach unten gerutscht. Doch sie fing sich schneller wieder, als ich gedacht hätte. „Gut, dann überlegen wir uns jetzt eben, wie wir ihn befreien können!“
    Ich ließ ihre Hand los und schüttelte den Kopf. „Nein, zuerst müssen wir hier raus! Wenn sie mich finden, wüsste ich nicht, wie ich mich noch wehren sollte. Diese ganzen Schlägereien haben mir ziemlich zugesetzt.“
    Ihr Blick wurde einen Moment starr, dann nickte sie bedrückt.

5
    Lorianna Ambers:
    „Mission erfolgreich beendet! Oder?“
    Matt machte mir eine Räuberleiter und hob mich so hoch, dass ich mich ziemlich ungeschickt, aber relativ einfach in den Schacht ziehen konnte. Das Blech knarrte, als ich mein Gewicht damit belastete. Wie hat Matt es angestellt, dass ich ihn nicht gehört hab?
    Meine Turnschuhe quietschten leise, als ich mich in dem schmalen Tunnel wand und wieder hinunter zu Matt sah. „Soll ich dich hochziehen?“
    Zuerst sah er mich nur an, doch dann grinste er mich breit an, belustigt. „Als ob du mich halten könntest. Geh einfach von dem Loch weg!“ Ich murrte etwas, das ich selbst nicht verstand, robbte etwas zurück.
    Ich hörte, wie er etwas Schweres durch den Raum zog. Vorsichtig spähte ich über den Rand nach unten. Matt hatte den Tisch leer gefegt und in die Mitte des Raumes, direkt unter das Loch, platziert. Er stellte sich auf die glatte, weiß lackierte Holzplatte und schien sich zu sammeln. Gespannt sah ich zu, wie er etwas in die Knie ging und sich dann mit erstaunlicher Kraft von dem Tisch abstieß. Mit nur einem Satz erwischte er mit den Händen den Schachtrand, hievte sich schnell und in fließenden Bewegungen zu mir hoch.
    Wir wären fast mit unseren Köpfen aneinandergestoßen, wenn ich nicht ausgewichen wäre. Er sah mich vorwurfsvoll an. „Hab ich nicht gesagt, du sollst zurückbleiben?“
    „Wer konnte schon ahnen, dass du so hochkommst …“, murrte ich missverstanden.
    Er winkte ab, was ich nur in einem seltsamen Spiel aus Schatten und Licht wahrnahm. „Schon gut, geh du als Erste!“
    Der Gedanke gefiel mir zwar nicht wirklich, aber ich hatte auch nicht groß Lust auf eine sinnlose Diskussion. Simon war gerade wichtiger.
    Langsam setzte ich mich in Bewegung, tastete mich halb blind durch den kühlen Schacht. Doch ich kam nicht weit, da erstreckte sich ein tiefes Loch vor mir. „Ähm, Matt?“
    „Ich weiß …“, brummte er.

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