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Flucht nach Avalon

Flucht nach Avalon

Titel: Flucht nach Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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legte seine Hände zusammen. »Es kommt darauf an, wie weit Sie zurückgehen und welche Geschichten Sie meinen?«
    »Die um einen Abt, der einmal Herr über das alte, nicht mehr vorhandene Kloster gewesen ist?«
    »Ich hörte davon. Er wandte sich den alten Göttern zu, denen der Kelten, der Urzeitgötzen.«
    »Stimmt.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Gehen Sie davon aus, daß sein Körper starb, sein Geist aber zurückkehrte.«
    Ich erwartete, ihn sehr erstaunt zu sehen, aber er reagierte ungewöhnlich kühl. »Dann wird es Tote geben.«
    »Es hat sie schon gegeben.«
    In seinen blauen Augen blitzte es auf. »Wer starb?«
    »Alva und Kilian Versy.« Ich erklärte ihm, welch ein Anblick ihn in der Gaststube erwartete und sah, daß er schwankte. Ich stützte ihn.
    Erschnappte nach Luft.
    Nach einer gewissen Zeit hatte er sich wieder gefangen. Er stützte sich mit dem Rücken an meinem Wagen ab. »Warum denn?« keuchte er.
    »Warum ist das geschehen?«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen, Hochwürden.«
    »Die anderen Kräfte melden sich zurück. Sie wollen wieder in das Geschehen eingreifen. Über Jahrtausende hinweg hat diese Gegend den Fluch getragen. Es gab gute und schlechte Zeiten. Jetzt sind die schlechten wieder angebrochen.«
    »Der Geist des Abts ist da. Er hat sich in einer Rüstung verborgen. Er trägt ein Schwert, das zu einer furchtbaren Mordklinge geworden ist. Das alles sind keine Märchen, sondern Tatsachen, Hochwürden. Aber es hat keinen Sinn, Ihnen jetzt die Zusammenhänge erklären zu wollen. Bei mir drängt die Zeit.«
    Wieder holte der Pfarrer Luft. »Können Sie mir denn sagen, was Sie vorhaben?«
    »Ich will den Geist vernichten.«
    »Und wie?«
    »Das schaffe ich schon.«
    Er nickte. »Sie sind ein Mensch, und Menschen kommen gegen die anderen Mächte nicht an.«
    »Es gibt Ausnahmen.«
    Als er mich so sprechen hörte, schaute er mich an und versuchte, in meinem Gesicht zu forschen. Ich blieb gelassen, hielt dem Blick stand, und der Pfarrer nickte. »Ja, versuchen Sie es.«
    »Danke.«
    »Und wo wollen Sie hin?«
    »Ich will vor allen Dingen, daß es keine Toten mehr gibt. Es sind zu viele Menschen gestorben. Er will mich, weil ich etwas von ihm habe. Ich werde aus Glastonbury heraus und ins Moor fahren.«
    »Eine gute Idee.«
    »Ich hoffe, daß wir uns später noch einmal sehen. Hochwürden.« Nach diesen Worten stieg ich in meinen Rover. Der Pfarrer trat zurück.
    Ich zog die Tür zu. Schnallte mich an. Startete den Motor, rollte langsam an.
    Der Pfarrer schaute mir nach.
    Ich sah, wie er ein Kreuzzeichen schlug…
    ***
    Der Weg hatte mich in eine dunstige, unheimliche Welt geführt. Sie war real, sie war nicht Avalon, obgleich sie mir hier unrealistisch vorkam.
    Unzählige Geister schienen sich um mich versammelt zu haben, um ihren lautlosen Reigen zu tanzen.
    Ich hatte die Wege verlassen müssen und war durch das normale Gelände bis zu meinem Ziel gerollt. Es war genau die Stelle, wo die Gleise vor einem alten Prellbock endeten und die hintereinander stehenden Loren eine lange Schlange bildeten.
    Ich hockte auf dem Rand der ersten Lore und hatte den Helm sowie den Dunklen Gral vor mir auf den Boden gestellt, denn beide waren für mich ungemein wichtig.
    Damit wollte ich den Ritter locken.
    Schon einmal hatte er versucht, mich zu töten. Der Gral hatte es verhindert, und auf seine Gegenkraft hoffte ich auch jetzt. Da konnte kommen, was wollte, dieser irrsinnige Geist war einfach gezwungen, sich den Helm zurückzuholen.
    Wenn das eintrat, hoffte ich, daß ich stärker war als er und ihn endgültig besiegen konnte.
    Ich wartete also.
    Vor mir bewegte sich der Dunst. Wie lange, graue Kleider kroch er über die Loren hinweg. Manchmal, wenn ein stärkerer Windstoß gegen ihn fuhr, wurden einige kompakte Teile zerrissen wie alte, zu dünn gewordene Laken.
    Die nächsten sechs, sieben Loren konnte ich noch erkennen. Danach verschwamm sie im Dunst, bei dem ich das Gefühl hatte, als würde er die Zeit von mir wegtransportieren und sie durchlässig machen, damit ich die Bilder einer längst vergangenen Zeit wieder hatte.
    Manchmal stellte ich mir Gesichter vor, wie sie aus den Schwaden hervortauchten.
    Ich sah meine Freunde, auch Nadine. Sie als Mensch und als Wölfin, und ich sah wieder ihre neue Welt, ihre jetzige Heimat vor mir, ein Meer aus Gerüchen und Blüten.
    Ich wischte über meine Augen. Die Bilder verschwanden. Sie waren nur Einbildung gewesen, die ich wiederum als gefährlich ansah, weil ich

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