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Flucht nach Avalon

Flucht nach Avalon

Titel: Flucht nach Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich nicht ablenken lassen durfte.
    Er würde bald kommen! Sehr bald schon. Und dann war er plötzlich da, ohne eine Vorwarnung abzugeben.
    Ich mußte bereit sein…
    Es war nicht still um mich herum. Alle Geräusche waren verfremdet und klangen geheimnisvoll.
    Mal ein Scharren, dann ein Kratzen oder ein leises, aber dumpf klingendes Blubbern aus einem der nicht weit entfernt liegenden kleinen Tümpel. Hin und wieder bewegten sich Zweige, dann sang der Wind mit ihnen zusammen seine Melodie.
    Ich wartete.
    Torfballen lagen aufeinander gestapelt in der Nähe. Sie wirkten wie abweisende, finstere Mauern. Auf den Loren lag die Feuchtigkeit wie ein nie abreißender Film.
    Hier war die Welt anders, hier war sie zu Ende, hier gab es nur das reine Überleben.
    Rechts von mir befand sich das Transportband. Über die graue Fläche hinweg bewegte sich ebenfalls der Dunst wie ein langsam fließendes Waser.
    Wann kam er?
    Oder war er schon da?
    Immer dann, wenn ich auf meinem Rücken ein Prickeln spürte, drehte ich mich behutsam um. Nichts war zu sehen.
    Nur der Dunst, der lautlos über den Boden strich, als wäre er mit den Botschaften geheimer Welten gefüllt.
    Ich rutschte vor und stellte mich in die Lore. Der Helm der Rüstung glänzte matt. Wieder dachte ich daran, mich verrechnet zu haben.
    Hoffentlich wollte er ihn auch holen und ließ ihn nicht im Stich. Ich hatte mein Kreuz offen vor die Brust gehängt. Es rührte sich nicht. Kein Flimmern, kein Blitzen.
    Das war nicht seine Welt.
    Plötzlich kippte ich zur Seite. Es war eine kantige Bewegung. Ich konnte mich soeben noch am Rand festhalten.
    Ich war nicht von selbst so umhergeturnt. Durch den Zug war ein heftiger Ruck gegangen, als hätte ihn jemand angestoßen. Wenn ja, dann konnte dies nur die lebende Rüstung gewesen sein, ein Mensch hätte die Kraft nicht besessen.
    Ich drehte mich um.
    Hinter mir war er nicht zu sehen.
    Er mußte sich am anderen Ende der Lorenreihe aufhalten und dort gezogen haben. Obwohl ich wußte, wie gefährlich er war, durchströmte mich doch ein Gefühl der Erleichterung. Endlich war er in meiner Nähe, endlich konnte ich ihn stellen.
    Der Zug rollte an.
    Ich überlegte, ob ich in der Lore stehenblieb oder abspringen sollte, da er nicht zu schnell rollte, blieb ich stehen und wartete darauf, was geschah.
    Zunächst tat sich nichts.
    Wir fuhren tiefer hinein in das Moor und bewegten uns dabei auf einem kleinen Damm, denn rechts und links öffneten sich die Gruben, aus denen die Arbeiter den Torf entnommen hatten.
    Wie Fahnen wischten die dünnen Dunstschilder vorbei. Sie rissen auf, sie zerfetzten, als würden Fäuste oder Hände in sie hineinstoßen, um Lücken zu reißen.
    Es war eine Reise, von der ich nicht wußte, wohin sie endete. Aber das Tempo blieb.
    Breitbeinig stand ich da, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die killende Rüstung war raffiniert, sie konnte von einem Moment auf den anderen erscheinen. Ich hatte diesen Gedanken noch nicht ganz über die Runden gebracht, als ich sie sah.
    Damit überraschte sie mich tatsächlich.
    Sie schwebte, sie ging über die Ränder der Loren hinweg. Sie schälte sich aus dem dünnen Nebel und war für mich nichts anderes als ein kopfloses Gespenst.
    LJnd – was für mich am wichtigsten war – sie wollte den Kampf, denn das Schwert hielt sie noch immer fest…
    ***
    Es war der Augenblick der Entscheidung. Ich wurde eiskalt.
    Ich dachte an die Opfer, die auf das Konto dieser Mordgestalt kamen, und wußte dabei, daß ich mich auf keinen Fall von meinen Gefühlen überwältigen lassen durfte.
    Ruhe und Nerven bewahren.
    Ich hörte nichts, die Rüstung bewegte sich beinahe lautlos. Sie war zum Glück noch so weit von mir entfernt, daß ich mich bücken und den Helm an mich nehmen konnte.
    Mit beiden Händen hob ich ihn an.
    Sie war wieder näher an mich herangekommen und nur zwei Loren von mir entfernt.
    Die Distanz reichte.
    Ich hob den Helm an und schleuderte ihn auf die Rüstung zu. Mit einem scheppernden Geräusch prallte er gegen die Brust, tickte von ihr weg, und bevor dieses Wesen noch nachfassen konnte, war er über den Rand der Lore hinweg auf den weichen Boden neben dem Damm gerollt.
    Gut so.
    Der Ritter wollte seinen Helm. Ich war plötzlich uninteressant für ihn geworden.
    Mit einer Drehung und einem anschließenden Sprung setzte er über den Rand hinweg.
    Er fiel in die Tiefe, war aus meinen Blicken verschwunden. Ich beeilte mich, nahm den Dunklen Gral hoch, kletterte auf den

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