Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
sich weiter auf Alek und Sarah zuarbeiteten. Inmitten der dicht gedrängten Masse verwesenden Fleisches und morscher Gebeine verlor der Bäcker Lorn aus den Augen.
»Wir sind von den anderen abgeschnitten«, stellte er fest und bemühte sich, nicht in Panik zu verfallen. Seine Hände zitterten, als er sein Koboldmesser aus Stein ergriff. »Wir müssen uns zur Wehr setzen.«
Während sich die Kreaturen von vorne und hinten näherten, stellte er seine leuchtende Schatulle auf den Boden und reichte Sarah die Hand. Sie zitterte zwar, nickte jedoch mit verkniffener Miene und zog ihren Steindolch. Vermutlich war es eine zwecklose Geste, aber sie kamen stillschweigend überein, nicht kampflos aufzugeben.
Dann trafen die ersten der grauenerregenden Gestalten bei ihnen ein. Skelette längst verstorbener Elben griffen nach ihnen, und Alek stieß mit seiner Klinge zu. Scharfkantiger Stein traf auf uralte Knochen, und die Hand des vordersten Skeletts wurde am Gelenk abgetrennt und landete auf dem Boden, wo sie zu Staub zerfiel. Als das Ding näherkam, schwang Alek das Messer erneut; die Klinge fuhr durch morsche Halswirbel. Der solchermaßen enthauptete Schädel und der Rest des zuckenden Körpers fielen in unterschiedliche Richtungen und zerbarsten auf dem Boden in unzählige Stücke.
Von diesem ersten Erfolg angespornt, versuchte es Alek mit einer neuen Vorgehensweise. Als sich ihm das zweite Skelett näherte, trat er heftig gegen dessen Leibesmitte. Sein Fuß durchstieß das brüchige Rückgrat des Dings, das darob ebenfalls zu Boden sackte und in tausend Brocken zerstob. Die Untoten rückten weiter heran, doch nun fühlte sich Alek nicht mehr so bar jeder Hoffnung, als er sich ihnen entgegenstellte.
»Diese Dinger sind zerbrechlich, Sarah!«, rief er. »Ein ordentlicher Tritt, und sie fallen auseinander wie ein Kartenhaus.«
Aus dem Augenwinkel sah Alek, wie das Mädchen kräftig gegen das Knie eines auf sie zuwankenden Leichnams trat. Der untere Teil des Beins brach ab; die aus dem Gleichgewicht geratene Kreatur wankte kurz, dann fiel sie zu Boden und löste sich in Staub und Trümmer auf. Sarah verzog vor Anstrengung das Gesicht, doch Alek vermeinte, auch grimmige Befriedigung in ihrer Miene zu erkennen.
Die Massen der Toten strömten weiter heran, und Alek wusste, wenn nicht bald Hilfe käme, würden ihre kühnen Bemühungen vergeblich sein. Sarah und er traten, schlugen und stachen weiter auf die Leichen ein, und viele gingen unwiderruflich zu Bruch, doch jene unter ihnen, die noch Fleisch besaßen, hielten Treffern besser stand. Alek stellte fest, dass er sie zwar zurückstoßen, aber nicht zerstören konnte. Hieb er mit der Klinge auf sie ein, floss weder Blut, noch verursachte er ihnen Schmerzen, und sie stürmten jedes Mal, wenn er sie abwehrte, nur umso entschlossener wieder heran.
Seine Angst wuchs wieder, als sich mehrere der noch fleischigen Ungetüme mit ausgestreckten, verrotteten Armen näherten. Sie bildeten einen Ring um Sarah und ihn, der sich beängstigend schnell enger zog. Verzweifelt suchte Aleks Verstand nach einem Ausweg. Kämpfen, das wusste er, war eine Möglichkeit, die nur mit dem Tod enden konnte.
Dann fiel ihm die Schatulle zu seinen Füßen ein, die immer noch ihren Silberschein in einem Kreis rings um ihn abstrahlte. Vielleicht konnte man das magische Licht verwenden, um diese Kreaturen abzuwehren. Rasch bückte er sich, ergriff die Truhe und schwenkte sie, um die Untoten in grelles, reinigendes Licht zu tauchen.
Es war vergebens. Der Schein diente nur dazu, das herannahende Grauen zu erhellen, wodurch die grässlichen Einzelheiten deutlicher zutage traten. In der Vergangenheit hatte sich Horrens Geschenk als unschätzbar wertvoll erwiesen, nun jedoch ließ es Alek ihm Stich.
Aber ich war nicht der Einzige, der ein Geschenk von dem Addin erhalten hat!
»Sarah!«, rief er. »Die Flasche, die dir Horren gegeben hat – die, von der er sagte, sie enthält einen Baumgeist … Ich denke, du solltest sie öffnen.«
Sarah nickte und fasste in den Beutel, den sie an ihrem Gürtel trug. Kurz tastete sie herum, dann zog sie die kleine Glasflasche hervor.
Doch es hatte zu lange gedauert. Abgelenkt von seiner Hoffnung hatte Alek einen Leichnam nicht bemerkt, bis dieser ihm die verwesten Finger um den Hals legte. Panisch packte Alek die Arme des Untoten, der gnadenlos zudrückte, doch es gelang dem Bäcker nicht, sich dem schraubstockartigen Griff der Kreatur zu entwinden. Weitere Leichname
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