Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
nach Einbruch der Dunkelheit mied. Bisweilen streunten Wölfe über die bewaldeten Hügel, und Schlangen lauerten unter Steinen und abgefallenen Ästen. Nun jedoch boten die Bäume den Anschein von Sicherheit. Wenigstens befanden sie sich nicht mehr auf offenem Gelände und wären schwieriger zu verfolgen. Im Hinterkopf hoffte Alek, er würde die Hütte des Einsiedlers überhaupt finden können. Er wusste, dass sie unmittelbar nördlich der Stadt lag, war jedoch noch nie dort gewesen. In der Dunkelheit könnte er weniger als hundert Fuß davon entfernt vorbeilaufen und sie völlig übersehen. Und dennoch, sich im Wald zu verirren, schien immer noch besser als jede andere Möglichkeit.
Kraig fiel allmählich zurück. Ohne sein Augenlicht gestaltete es sich schwierig, den Weg zwischen den Bäumen hindurch zu finden. Nachdem er gegen den ersten Stamm gerannt war, hatte er die Schritte verlangsamt und begonnen, sich mit den Händen voranzutasten. Als sich Alek letztlich umdrehte, um hinter sich zu blickten, sah er, dass der Friedenswächter in die falsche Richtung steuerte.
»Vermaledeit!«, stieß er zähneknirschend hervor. »Bleib hier, Sarah.« Er wollte nicht brüllen und ihren Standort verraten, deshalb hetzte er los, um Kraig abzufangen. Als er den großen Mann erreichte, ergriff er dessen Hand und zog ihn zurück zu Sarah. Danach bahnten sich die drei langsamer einen Weg durch die Dunkelheit und hielten einander dabei an den Händen.
Mittlerweile wird sich jeder im Dorf fragen, was los ist
, dachte Alek. Nach den Explosionen und Lichtblitzen würden die Menschen von Bartambuckel mehr als neugierig sein – und verängstigt. In der gesamten Geschichte des Dorfes hatte es niemals einen derartigen Aufruhr gegeben. Hexerei gehörte in das Reich der Legenden, obendrein in jenes der unangenehmen Legenden. Selbst die wenigen, die schon andere Ortschaften und Städte Tyridans besucht hatten, waren nirgendwo auf einen Beweis für Magie gestoßen, weshalb die meisten Menschen im Dorf sie lediglich für einen Mythos hielten. In dieser Nacht waren solche falschen Vorstellungen zerschmettert worden, zumindest für Alek.
Der Wald rings um sie wurde dichter, und er fragte sich, ob sie bereits längst an Michaels Hütte vorbeigelaufen waren. Seine Kenntnisse der Landschaft außerhalb des Dorfes waren karg, doch er wusste, dass die Bäume ein paar Meilen nördlich zu einem noch dichteren Wald wurden. Ein paar Mal war er im Süden in Flussfurt gewesen, nach Osten war er einmal bis zur
Grundaugenschänke
vorgedrungen, aber er hatte sich noch nie so weit in den Nordwald vorgewagt.
Er glaubte, wenn sie Richtung Westen abbögen, müssten sie auf den Wyndsweg gelangen, die Straße, die nach Freiboll führte. Allerdings wäre es auf der Straße einfach, ihnen zu folgen, und der Gedanke daran entsetzte ihn. Noch vor wenigen Stunden war er frohgemut zur Schänke aufgebrochen, um einen Handel mit Salin abzuschließen; nun flüchtete er vor dem hitzigen Zorn des alten Mannes. Also rannte er weiter nach Norden, zog Sarah und Kraig mit sich und versuchte, nicht an jene zu denken, die der Hexer bereits hingemetzelt hatte.
Ein Wolf heulte. Sarah wimmerte vor Angst, und Kraig murmelte etwas über ein Messer, von dem er wünschte, er hätte es nicht zu Hause gelassen. Alek schleifte sie weiter; er fürchtete Salin mehr als die Wölfe. Dennoch raste sein Herz schneller.
Es fühlte sich an, als rannten sie schon über eine Stunde blindlings durch den Wald. Seine Brust hob und senkte sich angestrengt, und Sarah stolperte vor Erschöpfung nur noch vor sich hin. Allein Kraig schien noch unbeeinträchtigt zu sein. Sie hatten die Schritte fast auf Spaziergeschwindigkeit verlangsamt, als Alek durch die Bäume ein Licht erspähte. Er deutete darauf, und Sarah nickte zustimmend. Gemeinsam steuerten sie darauf zu.
Endlich waren sie nah genug, um das Licht deutlicher zu erkennen. Es drang aus dem Fenster einer kleinen Holzhütte. Rauch stieg durch ein Loch im Strohund Schlammdach auf. Hoffnung keimte in Aleks Brust, als er seine Gefährten zur Tür führte. Als er davor zum Stehen kam, wäre er um ein Haar in die Knie gegangen. Er konnte keinen Schritt weiterlaufen.
»Wo sind wir?«, fragte Kraig. »Ich sehe Licht.«
»Bei einer Hütte. Der von Michael, hoffe ich.«
»Mir ist immer noch nicht klar, was du ausgerechnet von
ihm
willst«, erwiderte Kraig verwirrt.
»Ich bin mir selbst noch nicht sicher«, gestand der Bäcker.
Er klopfte an die
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