Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
Frieden zu verleben. Und dennoch kann ich nicht mit ansehen, dass solche Jugend und Schönheit von der dunkeln Macht Salin Urdrokks besudelt wird. Ich kenne den Wald gut und kann euch nach Bordonstett führen. Dort finden wir vielleicht Hilfe für euch.«
Erleichtert seufzte Alek. Es zerriss ihm fast das Herz, seine Heimat zu verlassen, erst recht im Gefolge der Verheerung, die er ausgelöst hatte, aber er wusste, dass Flucht die einzige Antwort war. Und mit einem Führer bestand die Aussicht, dass sie es nach Bordonstett schaffen könnten. Wenngleich er noch nicht restlos davon überzeugt war, Michael vertrauen zu können, erschien ihm der Einsiedler zweifellos vertrauenswürdiger als Salin.
»Alek«, flüsterte Sarah unter Tränen. »Müssen wir wirklich gehen? Ich war noch nie außerhalb von Bartambuckel.«
»Wir müssen. Er ist zwar hinter mir her, aber ich kann dich nicht zurücklassen. Er könnte dir etwas antun, um an mich heranzugelangen. Außerdem kann ich dich nicht alleine durch den Wald laufen lassen, wo sich Wölfe und wer weiß was noch herumtreiben. Kraig ist so gut wie blind; er wäre dir keine große Hilfe.«
Der Friedenswächter zuckte betreten mit den Schultern. »Er hat Recht. Und ich würde euch unterwegs nur aufhalten. Ich bleibe hier. Vielleicht kann ich bei Tageslicht genug erkennen, um mir den Weg zurück ins Dorf zu bahnen.«
»Nein«, widersprach Alek. »Du kommst auch mit. Wenn sich dein Augenlicht nicht wieder einstellt, stirbst du hier draußen. Und ich lasse nicht zu, dass noch jemand meinetwegen sein Leben verliert.«
Michael, der gerade einige Gegenstände aus seiner Truhe für die Reise in ein Bündel lud, drehte sich um und sah Alek an. »Niemand ist deinetwegen gestorben. Sie sind wegen Salins Habgier tot. Er kann ruhig wie ein Grab erscheinen, aber wenn seine Gelüste ihn übermannen, ist sein Zorn fürchterlich. Du hast richtig damit gehandelt, ihm den Talisman nicht zu geben. Es ist schrecklich, dass Menschen gestorben sind, aber sollte er erlangen, was du bei dir trägst, würden viele andere ins Elend gestürzt. Wir müssen sofort aufbrechen, damit der Tod deiner Freunde nicht umsonst war. Wir müssen den Talisman an einen Ort bringen, an dem er ihn nicht finden kann.«
»Und wo gibt es einen solchen Ort?«, wollte Alek wissen.
Michael schüttelte den Kopf. »Später. Dorthin werden euch andere bringen. Ich begleite euch nur bis Bordonstett.« Damit öffnete der Einsiedler die Tür und trat hinaus in die Nacht.
Zögerlich folgten ihm die anderen. Auf Sarahs Wangen klebten immer noch Tränen, aber sie wirkte gefasster und entschlossener. Kraig ertastete sich nach wie vor halb blind den Weg, dennoch bewegte er sich mit mehr Zuversicht als zuvor. Und Alek fühlte sich besser damit, ein Ziel vor Augen zu haben. Einen Führer zu haben, empfand er als tröstlich, selbst wenn es nur Michael war.
Der Einsiedler marschierte in die Dunkelheit, ohne zurückzuschauen. Es schien ihn nicht zu kümmern, ob ihm jemand folgte oder nicht. Doch Alek bereitete Michaels Teilnahmslosigkeit vorerst kein Kopfzerbrechen. Im Augenblick wollte er nur nach Bordonstett. Dort würden sie Zeit haben, sich Gedanken um die Zukunft zu machen. Außerdem stand ihnen eine mehrere Tage dauernde Reise bevor. In dieser Zeit würde er sich Antworten von Michael holen, und wenn er sie zwischen den versiegelten Lippen des Einsiedlers hervorzwängen müsste. Er würde nicht so blind, wie Kraig derzeit war, von einer Gefahr in die nächste stolpern.
Gemeinsam marschierten sie in nördlicher Richtung in den dunklen, Ehrfurcht gebietenden Wald.
I M W ALD
Die Nacht war beinah vorüber, als Michael ihnen gestattete, zu rasten. Alek wankte mühsam vor sich hin; sein Körper fühlte sich schwer vor Erschöpfung an. Sarah schien es ähnlich zu ergehen, und sogar Kraig wirkte, als bräuchte er eine Pause. Michael hingegen ließ keinerlei Anzeichen von Müdigkeit erkennen. Als sie anhielten, drehte er sich zu den anderen um und verkündete: »Hier lagern wir für die Nacht.«
Das Plätzchen, das er dafür gewählt hatte, war eine kleine, von dicht wachsenden, hohen Bäumen geschützte Lichtung. Dickes Moos und Laub bedeckten den Boden, der dadurch eine weiche, wenngleich etwas feuchte Unterlage bot, um sich auszuruhen. Alek ließ sich zu Boden plumpsen und beobachtete, wie Sarah es ihm gleichtat. Kraig setzte sich mit dem Rücken an eine mächtige Eiche. Michael bückte sich, öffnete sein Bündel und holte ein
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