Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
Tag ihrer Reise. Er verlief ereignislos, ja sogar angenehm. Es war warm und sonnig, und wieder beschlich Alek der Eindruck, er unternähme einen Sonntagsspaziergang durch die Wälder, vielleicht nach Flussfurt, um einige Küchlein gegen ein neues Brotmesser einzutauschen. Zu seiner Überraschung, sah er, dass auch die anderen bei sich lächelten und den Tag genossen. Irgendwann ertappte er sich dabei, dass er grinsend Sarahs Hand hielt, während sie marschierten.
Was mache ich da? Dies ist nicht der Zeitpunkt für zärtliche Gefühle.
Trotzdem ließ er nicht los. Ihre Zeit erschien viel zu kostbar, um sie zu vergeuden. Allzu bald begann die Sonne unterzugehen, und der Himmel verdüsterte sich. In der Abenddämmerung heulte ein Wolf.
D ER S PIELMANN
Landyn, Sohn des Gordon, Spielmann von Freiboll, hatte nicht damit gerechnet, so bald nach seinem letzten Besuch nach Bartambuckel zurückzukehren. Es störte ihn nicht, gelegentlich durch die Bauerndörfer zu ziehen, die das Land sprenkelten, dennoch zog er an sich deutlich das geschäftige Treiben der Stadt vor. In Freiboll spielte sich stets etwas ab. Es gab immer einen wohlhabenden Händler oder Adeligen, für den man auftreten konnte, immer ein Kartenspiel, in das man in den Schänken einsteigen konnte. Natürlich wussten auch die Menschen in Dörfern wie Bartambuckel, Flussfurt und Schlossgild ein gutes Lied zu schätzen, allerdings nicht so großzügig in barer Münze wie Stadtbewohner. Zudem spielten sie selten. Und die Frauen waren entweder vermählt, zu jung oder, um ehrlich zu sein, zu unansehnlich.
Nein, falls überhaupt, hatte Landyn nicht beabsichtigt, vor dem nächsten Bardentag nach Bartambuckel zurückzukehren. Von Freiboll aus war es ein Dreitagesritt, und das nur bei forscher Geschwindigkeit und wenn man lediglich während der Nacht eine Pause einlegte. Den Großteil des Weges war die Straße in gutem Zustand, und um diese Jahreszeit war es keineswegs eine unangenehme Reise. Dennoch wollte Landyn sie nicht erneut antreten. Aber er musste.
Er ritt auf seinem grauen Hengst namens Glück und beugte sich erneut hinab, um die Satteltaschen zu überprüfen. Sie waren fest verzurrt; es bestand keine Gefahr, dass sie sich lösten, dennoch vergewisserte er sich mehrmals täglich, dass alles in Ordnung mit ihnen war. Sie enthielten reichlich Goldmünzen, ganz zu schweigen von Verpflegung, Wein, Kleidern und Ersatzsaiten für seine Laute. Vor einigen Monaten hatte er eine beträchtliche Menge Münzen und einen teuren Krug Wein an Wegelagerer verloren. Seither achtete er umso sorgsamer auf seine Habseligkeiten.
Ein warmer Sommerwind blies und wehte ihm angenehm durch das lange, hellbraune Haar. Unwillkürlich lächelte er. Die schillernd grünen Blätter der Bäume am Straßenrand säuselten in der Brise, die Wiesen flüsterten leise. Ein herrlicher Tag für einen Ritt. Der Spielmann hätte eine Weile angehalten, um den klaren Tag zu bewundern, doch ihm gingen andere Dinge im Kopf herum, und Bartambuckel lag nur noch wenige Meilen entfernt.
Landyn war bereits am Vormittag nach dem Bardentag zurück nach Freiboll aufgebrochen und konnte seinen nächsten Auftritt im
Koboldfuß
kaum erwarten. Die Schänke war dreimal so groß wie der
Silberschild
und wartete mit einer großen Stammkundschaft von betuchten Händlern und Handwerkern auf. Selbstverständlich würde niemand von edlem Geblüt eine solche Gaststätte aufsuchen, doch man konnte dort üppig Geld verdienen, sowohl durch Auftritt als auch durch Glücksspiel. Drei Tage später traf er dort ein und sang am Abend vor einem vollen Haus großzügiger Gäste. Nach der Darbietung trat Nerid, ein hochrangiger Diener von Fürst Penndryn von Freiboll, mit einem Angebot an ihn heran, das er nicht ausschlagen konnte.
»Landyn«, sagte Nerid und klopfte ihm mit einer Vertrautheit auf den Rücken, die Landyn nicht behagte. Er hatte den Mann noch nie gemocht. »Wie du weißt, ist nächsten Monat der fünfzigste Geburtstag unseres Fürsten. Fürstin Shanna hat mich ersucht, eine Feier solchen Ausmaßes vorzubereiten, dass man sie nie vergessen wird. Es wird Speis, Trank und Unterhaltung jenseits deiner Vorstellungskraft geben!«
»Das ist großartig, Nerid«, erwiderte Landyn und eilte zur Tür. »Ich hoffe, ich werde eingeladen.«
»Ha, ha, du bist ein solcher Scherzbold, Landyn – wie dein Vater, Lars hab ihn selig. Ich bin hier, um dich zu bitten, den Hauptauftritt zu übernehmen. Zusammen mit der Frau, mit der du
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