Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
darin befand. Manche Dinge erschienen ihm einfach zu unglaublich, um wahr zu sein.
»Kraig, für dich habe ich etwas, das für dich nützlich sein könnte, so sehr ich es bedauere.« Der Addin zog eine mächtige Doppelaxt aus dem Sack. »Ein grässliches Ding, dafür gefertigt, sowohl Köpfe abzuschlagen, als auch Bäume zu fällen. Ich weiß nicht, was schlimmer ist. Vor Jahren gedachte ein Tor, im Addinhain Bäume umzuhacken. Er träumte von großem Reichtum durch den Verkauf des Holzes meiner besonderen Bäume. Ich musste ihm eine … strenge Lektion erteilten, und natürlich nahm ich ihm die Axt ab. Allein ihre Berührung verursachte mir Übelkeit, deshalb verstaute ich sie an einem Ort, wo ich sie vergessen konnte. Jetzt aber bin ich froh, dass ich sie noch habe, denn ihr könntet ein solch grauenhaftes Werkzeug brauchen, bevor euer Abenteuer ausgestanden ist.«
Kraig ließ sich die Axt reichen, betrachtete sie mit ernster Miene und sagte: »Ich danke dir. Ich hoffe, ich muss sie nie verwenden, aber allein ihr Anblick könnte uns Ärger vom Hals halten.«
»Vielleicht«, räumte der Addin ein, »vielleicht auch nicht.« Ohne Überleitung wandte er sich an Alek. »Junger Alek Maurer, du trägst eine schwere Bürde. Der Talisman der Einheit ist ein mächtiges Ding, und du musst es in Sicherheit bringen. Für dich habe ich ein Geschenk, das dir Hoffnung verleihen kann, wenn die Last zu schwer wird.« Er griff in den Sack und brachte eine Silberschatulle zum Vorschein. Als er sie öffnete, strahlte weißes Licht daraus hervor. »Diese Schatulle ist Elbengewerk. Für dich könnte sie zweierlei Zwecke erfüllen. Zum einen wird niemand außer dir in der Lage sein, sie zu öffnen, sobald sie sich auf dich eingestimmt hat. Ein vollkommenes Versteck für den Talisman. Zum anderen stärkt es die Entschlossenheit und den Geist, in ihrem Licht zu baden. Schau in das Licht, wenn du alle Hoffnung verlierst.«
Alek nahm die Schatulle entgegen und sagte: »Ich werde sie weise benutzen, großer Addin.«
Horren richtete den Blick auf Michael. Der Einsiedler meinte: »Ich brauche nichts, mein Freund. Deine Großzügigkeit ist mir Geschenk genug, außerdem fürchte ich, du hast nichts, das ich verwenden könnte.«
»Im Gegenteil, Elsendarin«, widersprach Horren in tadelndem Tonfall und schwenkte einen Finger. »Du brauchst mein Geschenk vermutlich am meisten.«
Er zog ein klobiges Buch aus dem Sack und warf es Michael zu, der taumelte, als er es auffing. »Du tätest gut daran, dich an einige Dinge zu erinnern. Über dich selbst und über die Welt. Du hast etwas Großem den Rücken zugekehrt. Noch ist Zeit für dich, die Schritte dorthin zurückzulenken, alter Freund. Ein wenig Zeit.«
Seine sonst so vergnügten Züge wirkten bitterernst. Er bedachte Michael mit einem ehernen Blick, in dem alle Bedeutung der Welt mitzuschwingen schien. Michael erwiderte ihn mit einem ausdruckslosen Starren. Sofern der Einsiedler überhaupt eine Regung verspürte, ließ er es sich nicht anmerken.
»Ein Buch zu lesen, wird mir nicht helfen, Horren.«
»Wie du meinst. Behalte es trotzdem, und sei es nur aus Gefälligkeit mir gegenüber. Du bist noch nicht aller Hoffnung beraubt, mein Freund. Ich weigere mich, das zu glauben.« Er verstummte und musterte alle. Dann lächelte er herzlich und sagte: »Lebt wohl, meine Freunde. Die Welt ist seltsam, und manchmal lässt sich ihr Schicksal durch etwas Kleines verändern. Man möchte nicht meinen, dass drei Kinder aus einem winzigen Bauerndorf in eine der größten Geschichten aller Zeit verstrickt werden könnten, und dennoch könnte es so sein.«
»Grok, das hoffe ich nicht«, gab Alek zurück. »Ich möchte das alles nur hinter mich bringen.«
Der Addin nickte. »Es ist vergnüglich, Geschichten zu hören und zu erzählen, aber nicht immer, sich mitten in ihnen zu befinden. Das kann ich nachempfinden. Gehabt euch wohl, meine Freunde, und möget ihr immer Wärme beim Grünvolk finden.«
»Gehab dich wohl, Freund Horren«, gab Michael zurück.
Mit einem letzten Lächeln drehte sich der Addin um, ging zwischen die Bäume seines Hains und verschwand im dichten Unterholz. Michael, der das Buch an die Brust gedrückt hielt, durchquerte mit forschen Schritten den Garten zu dem Gewirr, das zurück in den Wald führte. Alek wechselte einen raschen Blick mit Sarah und Kraig. Er fragte sich, weshalb plötzlich solche Eile geboten war. Schulterzuckend folgte er dem Einsiedler.
Und so begann der dritte
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