Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
endgültig wach und vertrieb sogar einen Teil der Steifheit aus seinen Gliedern.
»Guten Morgen, Alek Maurer«, begrüßte ihn lachend der Addin, der ein Bündel mit Wurzeln und Nüssen zusammenschnürte. »Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Hattest du auch keine unangenehmen Träume?«
»Nein, Horren Addin. Gar keine Träume. Ich habe sehr gut geschlafen.«
»Fein«, meinte der Addin und hockte sich auf seinen Stumpf. Anscheinend saß er gern, wenn er mit Menschen redete, damit er nicht auf sie hinabblicken musste. »Hier im Wald, zumindest im Addinhain, bescheren die Waldgeister Frieden. Sogar Träume werden heiter. Unter anderem aus diesem Grund ist der Wald kostbar und wert, beschützt zu werden. Auf dem Tisch sind einige Früchte zum Frühstück, wenngleich sich die anderen die besten Stücke herausgepickt haben. Ein paar Krümel sind noch übrig, wenn du dich beeilst.«
Sarah kam mit einem Lächeln auf Alek zu. Allerdings waren ihre Augen gerötet, als hätte sie erst vor kurzem geweint. »Es ist wunderbar hier, besonders, seit die Sonne aufgegangen ist. Ich wünschte, wir könnten bleiben. Und hör nicht auf Horren – wir haben keineswegs alles aufgegessen. Auf dem Tisch sind noch so viele Äpfel und Beeren, dass selbst Kraig sie nicht ansatzweise verputzen könnte.« Sie bedachte den Addin mit einem strengen Blick, dann jedoch lächelte sie, um ihm zu zeigen, dass sie bloß scherzte. Er lachte.
Während Alek am Tisch stand und aß, verschnürte Michael den großen Sack, den Horren mit Bündeln des seltsamen Essens gefüllt hatte. Dann schaute er zu Alek und nickte. Der Ansatz eines Lächelns spielte um seine Lippen. »Horren war so freundlich, uns Verpflegung für die Reise zu überlassen. Er kann zwar ein langatmiger Prahlhans sein, aber er ist auch ein großzügiger Freund. Er hat uns angeboten, eine weitere Nacht zu bleiben, doch wir müssen weiter. Ich habe vor, noch zur Stunde aufzubrechen.«
»Ich wünschte, du würdest es dir noch einmal überlegen«, sagte Horren. »Ich habe selten so angenehme Gäste, und der schwarze Hexer würde es nicht wagen, hier einzudringen. Hier habt ihr Sicherheit, Wärme, Frieden und gutes Essen.«
»Sei dir nicht zu sicher, dass deine Verteidigung gegen Salin gefeit ist. Seine Kräfte entstammen einer noch älteren und stärkeren Quelle als deine.«
»Pah! Ich habe schon Hexer zum Abendessen verschlungen, da war Salin noch gar nicht geboren!« Als er sah, wie sich Sarahs Augen weiteten, lachte Horren. »Bildlich gesprochen, Kind. Addins essen keinerlei Fleisch.«
Kraig, der dem Addin am Vortag noch nicht getraut hatte, lachte lauthals. Unwillkürlich stimmte Alek darin mit ein. Er wünschte, sie könnten im Addinhain bleiben. Bereits nach zwei Reisetagen gelangte Alek zu dem Schluss, dass er nicht für lange Märsche durch die Wildnis geschaffen war.
Bald stiegen sie die lange, gewundene Treppe zum grasigen Garten hinab. Horren begleitete sie und blieb an seinem Tor stehen, als sie sich zum Aufbruch vorbereiteten. Er hatte einen weiteren Sack mitgenommen, den er öffnete, als sie sich voneinander verabschiedeten.
»Ich sehe es nicht gern, wenn meine Freunde ungewappnet in Gefahr ziehen, deshalb wollte ich euch an Hilfe geben, was ich kann. Ich würde euch ja begleiten, aber ich kann mein Heim nicht verlassen. Ginge ich hier weg, würde die Macht des Hains verringert, und das Böse könnte ihn ungehindert betreten. Dafür habe ich einige Dinge zusammengetragen, die euch von Nutzen sein könnten.«
Er griff in den Sack und holte eine kleine, mit einem Korken verschlossene Glasflasche daraus hervor. Sie schien leer zu sein. »Junge Sarah, diese Flasche ist mein Geschenk für dich. Im Inneren weilt ein großer Baumgeist, der einst in einem alten Eichenhain lebte, den vor langer Zeit ein Feuer verschlang. Seinen Hain konnte ich nicht retten, aber den Geist selbst, indem ich ihm in der Flasche eine Zuflucht bot. Der Geist ist alt, hatte ein erfülltes Leben und möchte seine Zeit auf dieser Welt beenden. Doch er möchte noch eine letzte Aufgabe gegen die Diener des Bösen vollbringen, die den Wäldern wenig Achtung entgegenbringen. Entkorke die Flasche, wenn du in schlimmer Gefahr schwebst und keinen anderen Ausweg siehst. Daraus befreit, vermag der Geist nicht lange zu überleben, aber er wird dir helfen, so gut er kann.«
»Danke, Horren Addin«, flüsterte Sarah und nahm die Flasche entgegen. Alek konnte nicht umhin, sich zu fragen, ob sich tatsächlich etwas
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