Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie

aus. »Ihre Spuren führen unmittelbar in den Addinhain!«
    »Wohin?«, fragte Ara.
    »In einen Addinhain«, wiederholte Landyn. »Ich habe gehört, dass es im Nordwald mehrere davon geben soll, doch ich hätte nie damit gerechnet, dass wir uns in solcher Nähe zu einem davon befinden könnten. Die Addins sind eine sonderbare Rasse von Riesen, die sich um die Wälder der Welt kümmern, Ara. Ich glaube, in gewisser Weise sind sie mit dem Elbenvolk verwandt.«
    »Nicht verwandt«, berichtigte ihn Kari, deren von Natur aus kalte Augen noch frostiger wirkten, »wenngleich sie in der Vergangenheit mit den Elben zu tun hatten. Sie sind Verräter, denen man nicht trauen darf. Ara, bedauerlicherweise haben deine Tochter und ihre Gefährten den Hain betreten, und es führen keine Spuren wieder heraus. Wenn sie diesen Ort verlassen haben, dann über einen anderen Pfad. Wir müssen … wir müssen ihnen folgen, wenn wir die Fährte nicht verlieren wollen.«
    Zum ersten Mal las Ara Zögerlichkeit in Karis Worten und Verhalten. Zögerlichkeit … und vielleicht einen Anflug von Furcht. Was für Kreaturen mochten diese Addins sein?
    Langsam bahnten sie sich einen Weg durch das Gewirr der Bäume und Büsche. Ara glaubte, dass sie sich bestimmt verirrt hätten, wenn sie nicht Sarahs und Aleks Schritten gefolgt wären. Einen Augenblick geriet sie beinah in Panik, als sie sich fragte, ob die Kinder selbst sich hoffnungslos verirrt und gestorben waren, während sie durch dieses Durcheinander gewandert waren. Dann jedoch legten sich ihre Ängste, als sie endlich auf eine weitläufige Lichtung mit dichtem, saftigem Gras gelangten. In ihrer Mitte ragte der größte Baum auf, den sie je gesehen hatte, umgeben von einem wundersamen Garten.
    »Das … ist wunderschön«, stieß sie im Flüsterton hervor.
    »In der Tat. Auf all meinen Reisen ist mir nie etwas so …« Landyn schüttelte den Kopf und ließ den Satz unvollendet. Er fand keine Worte.
    Kari zeigte sich ungerührt. »Ich will von hier weg. Kommt, die Spuren führen in diese …«
    Plötzlich erhob sich zu ihrer Linken unmittelbar außerhalb der Lichtung ein entsetzlicher Lärm. Es raschelte zwischen den Bäumen und Büschen, dann stoben Blätter auf, als eine Horde grünlich-grauer Kreaturen aus dem Wald hervorstürzte. Sie waren klein und hässlich, hatten stumpfe Schnauzen und grobschlächtige Zähne und ließen Ara vor Abscheu zusammenzucken. Dann packte sie Angst, denn die Kreaturen rasten geradewegs auf sie zu.
    »Sie wollen uns angreifen!«
    »Nein«, widersprach Kari. »Hör nur ihr Gebrüll. Sie haben Angst vor etwas.«
    »Kobolde«, murmelte Landyn. »Widerlich.«
    Die Bäume erzitterten erneut und diesmal heftiger, dann brachen drei gewaltige Ungetüme auf die Lichtung hervor, gut und gern acht Fuß groß, muskelbepackt und von gräulicher Haut. Das kurze Haar wucherte dicht, borstig und schwarz. Die Gesichter muteten beinah menschlich an, wiesen jedoch eine ausgeprägte Wölbung über den Augen sowie einen vorstehenden Unterkiefer auf. Jede der Kreaturen trug eine Pelzhose, eine Weste aus Leder und eine mächtige, mit Spitzen bewehrte Keule. Für ihre Größe zeigten sie sich äußerst wendig.
    »Bei Groks Hintern!«, schrie Ara und umklammerte Landyns Arm. »Was ist das?«
    »Oger«, antwortete Kari. Aus ihren Zügen sprach Ungläubigkeit. »So weit südlich habe ich keine mehr gesehen, seit …« Kopfschüttelnd verstummte sie.
    Die panischen Kobolde rannten in alle Richtungen, einige geradewegs auf ihre Angreifer zu. Die Oger knüppelten erbarmungslos auf die kleinen Ungeheuer ein und ließen ihre Schädel platzen. Dann teilten sich die drei Angreifer auf und jagten ihre verwirrte Beute planvoll. Blut spritzte über die Lichtung, Fleischbrocken und Knochensplitter flogen durch die Luft. Die Oger wurden von oben bis unten rot vor Blut, als sie die Kobolde erschlugen, und sie schienen sich daran zu ergötzten, zumal sie lauthals dabei lachten. Ara beobachtete das wilde Gemetzel, das sich überschlagende Gewirr von Bewegungen und Geräuschen. Sie wollte den Blick abwenden, war jedoch wie gelähmt. Ihren Gefährten schien es ähnlich zu ergehen.
    »Ich habe noch nie solche … solche Grausamkeit erlebt«, stieß Landyn hervor.
    »Wir sollten dem Einhalt gebieten«, befand Kari.
    »Warum?«, fragte Jinn und leckte sich genüsslich die Lippen. »Mir gefällt’s.«
    Ausnahmsweise teilte Ara die Meinung des kleinwüchsigen Mannes, wenngleich aus anderen Gründen. »Was