Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
fiel auf sein Gesicht. »Aber auch das ist Schnee von gestern. Ich bin ständig so beschäftigt, dass ich sie kaum vermisse. Das ist einer der Gründe, weshalb ich die Einladung zu den Feierlichkeiten am Bardentag nach Bartambuckel angenommen habe. Das und der Umstand, dass als Ehrengast für gewöhnlich der Barde von Freiboll auftritt … der ich nicht bin. Alles in allem bedauere ich nichts. Und jetzt eröffnet sich mir die Gelegenheit, die Geschichte von Ara und ihrer heldenhaften Suche nach ihrer Tochter zu formen. Es könnte ein episches Werk werden, das mir einen Platz neben den großen Barden von Tyridan sichert.«
Ara kicherte. »Ich bezweifle, das meine Geschichte episch wird. Aber ich bin froh, dass du hier bist.« Sie wurde wieder ernst und streckte die Hand aus, um die seine zu berühren. »Es … es tut mir leid wegen Jessina. Du musst sie sehr geliebt haben.«
»Das habe ich. Aber ich habe von jeher für meine Kunst gelebt, und so wird es auch bleiben. Doch nun genug der alten Geschichten. Lass uns trinken, essen und unsere Sorgen eine Weile vergessen. Sonst können wir nichts tun, bis Kari zurückkehrt.«
Landyn rief Brynda herbei, um Essen und mehr Bier zu bestellen. Sie eilte in die Küche und kehrte bald mit einem Teller voll hartem Brot, Käse und Obst aus dem Garten zurück. Während sie das Mittagsmahl verspeisten, unterhielten sie sich. Landyn erzählte dabei mehr von seinen Reisen, Ara vom Führen ihres Ladens und vom Großziehen ihrer Tochter. Als sie von Sarah sprach, schwoll in ihrer Brust Schmerz an, und ein Kloß stieg ihr in den Hals. Dennoch verursachte ihr der Gedanke an ihre Tochter nicht nur Kummer, sondern verlieh ihr auch Kraft. Irgendwo tief in ihrem Innersten wusste sie, dass Sarah lebte. Noch bestand Hoffnung.
Ara verlor während der Unterhaltung jedes Zeitgefühl, da sie völlig in Landyns Schilderungen und ihren eigenen Gedanken aufging.
Als jedoch die Tür aufschwang und die Fährtensucher eintraten, drehte sie ihnen jäh den Kopf zu und bündelte alle Aufmerksamkeit auf sie. Kari trat ein; ihre große, kräftige Gestalt vermittelte ein kühles Selbstbewusstsein. Jinn folgte ihr mit einem verschlagenen Lächeln auf den Lippen und beschwingt federndem Schritt. Kari verbeugte sich vor Landyn und nickte Ara zu.
»Sie sind tiefer in den Nordwald unterwegs. Jinn ist dem Geruch des Mädchens bis zu einer Lichtung viele Meilen innerhalb des Waldes gefolgt. Dort sahen wir Anzeichen auf eine Auseinandersetzung. Wolfskadaver lagen verstreut herum, einige verkohlt und geschwärzt, als wären sie von einem Feuer versengt worden. Ich habe vier Spuren entdeckt, die vom Schauplatz des Gefechts wegführen, alle menschlich. Größe und Form des Schuhs eines der Abdrücke lassen auf eine Frau schließen. Jinn hat anhand des Geruchs bestätigt, dass es sich um die Fährte deiner Tochter handelt.«
Aras Herz blühte auf. »Oh, Grok sei Dank! Sie leben!«
Kari zuckte mit den Schultern. »Die Spuren sind mehrere Tage alt. Einem geringeren Fährtensucher wären sie völlig entgangen. Anhand alter Spuren können wir nicht davon ausgehen, dass diejenigen, von denen sie stammen, noch leben. Wir können es nur herausfinden, indem wir der Fährte zu ihrem Ende folgen.«
Karis Schwarzmalerei ärgerte Ara, doch bevor sie etwas erwidern konnte, sagte Landyn: »Dann tun wir das. Lasst uns noch rasch Vorräte zusammenpacken und dann aufbrechen. Ich hole unsere Pferde aus dem Stall, Ara.«
Ara nickte, als sich Landyn tief verneigte und hinauseilte. Kari begab sich in die Küche, um Verpflegung zu besorgen, und Jinn folgte ihr auf den Fuß wie ein gehorsamer Hund. Ara blieb sich selbst überlassen. Zweifel begannen, sich in ihre Gedanken einzuschleichen. Um sie zu vertreiben, beschloss sie, einen Spaziergang durch das Lager zu unternehmen.
Der Tag wurde heiß, da die Sonne ihren Höchststand erreichte. Das rege Treiben im Lager hatte sich ein wenig gelegt, da sich die Bewohner in die Häuser begaben, um zu Mittag zu essen.
Ara bahnte sich den Weg zu den Stallungen und hielt unterwegs mehrmals inne, um die geordnete Schlichtheit der Holzgebäude rings um sie zu bewundern, von dem Laden, in dem es nur das Notwendigste zu kaufen gab, bis hin zur Schmiede, wo Hufeisen, Ackerbaugeräte, Pfeile und Speerspitzen für die Jagd und Messer zum Verarbeiten der Jagdbeute angefertigt wurden.
Diese sich selbst versorgende Gemeinschaft, die selten Handel mit der Außenwelt trieb, erstaunte sie. Die Menschen hier
Weitere Kostenlose Bücher