Flucht nach Faerie - Beil, J: Talisman-Kriege 1 - Flucht nach Faerie
und berührte den Boden. Ara betrachtete den Waldboden und sah nichts. Sie hörte Schnuppergeräusche, drehte sich um und sah, wie Jinn die modrige Luft tief einsog und wohlig seufzend wieder ausstieß. Ara zuckte vor Abscheu zusammen.
Die fremdartige, dunkelhaarige Fährtensucherin wandte sich an Landyn. »Wir sollten weiterreiten, bevor das Licht schwindet. Wie ich schon sagte, die Fährte ist alt. Sie verblasst bereits, sogar für mich. Ich möchte heute Abend folgen, so weit es uns möglich ist.«
Jinn schnüffelte an den Spuren und nickte zustimmend. »Auch der Geruch ist schwach, holde Dame. Morgen, vielleicht übermorgen werden meine Fähigkeiten nutzlos sein.«
»Dann nichts wie weiter«, meinte Landyn. »Ich möchte ohnehin nicht an diesem Ort des Todes verweilen. Was sagst du, Ara?«
Hastig nickte sie. »Reiten wir.«
Sie überquerten die Lichtung und ließen die Pferde über die toten Tiere hinwegsteigen. Am gegenüberliegenden Rand stießen sie auf einen geschwärzten Ring, als wäre Feuer von einem Punkt in der Mitte hervorgeschossen und hätte alles in seinem Weg verkohlt. Ara musste den Blick von den verrenkten, verbrannten, wolfsartigen Schemen abwenden, die den schwarzen Ring sprenkelten. Sie konnte sich nicht vorstellen, was für eine sonderbare Macht solche Verheerung verursacht haben mochte.
Außer Hexerei. Konnte Salin das getan haben? O Grok … Sarah!
»Alles in Ordnung, Ara?«, erkundigte sich Landyn und ritt neben sie. Ara war im Sattel beinah zusammengeborchen und hielt sich mit den Händen den Kopf.
»Verflucht«, keuchte sie, als sie sich langsam fasste. »Hier sind keine menschlichen Leichen. Nicht wahr, Landyn? Du hast doch keine gesehen, oder?«
»Nein, nur Wölfe. Sarah und ihre Begleiter sind hier nicht gestorben. Sieh nur, Kari folgt den Spuren über den Aschering hinaus.«
Kurz ergriff er ihre Hand, dann reihte er sich wieder hinter ihr ein. Ara fühlte sich etwas besser und trieb Lucy an, um die Lücke zwischen sich und Jinn zu schließen.
Ich muss stärker sein. Ich muss das durchstehen.
Nach einigen weiteren Meilen ging die Sonne unter, und Dunkelheit hielt im Wald Einzug. Sie hielten an und schlugen das Nachtlager auf. Kari und Jinn zogen Decken aus den Satteltaschen hervor und warfen einige davon Landyn und Ara zu. Dann reichte Kari etwas Trockenfleisch und hartes Brot herum, und sie setzten sich in einen Kreis, um zu Abend zu essen. Rings um sie rückte die Nacht näher. Wenn sie sprachen, hörten sich ihre Stimmen zu laut an, deshalb herrschte vorwiegend Stille im Lager, und bald wickelten sie sich in ihre Decken.
»Ich übernehme heute Nacht die erste Wache«, verkündete Kari. »Jinn hat die zweite Schicht. Wir beide brauchen wenig Schlaf.«
Ara war froh, dass ihr Wachdienst erspart blieb. Die Reise des Tages hatte sie erschöpft, und sie brauchte die Erholung einer ganzen Nacht. Sie beobachtete, wie sich Landyn in seine Decke hüllte und die Augen schloss. Unwillkürlich lächelte sie, während ihr Blick auf ihm verharrte. Dann suchte sie sich eine behagliche, moosige Stelle und legte sich hin. Bald versank sie in tiefen, friedlichen Schlaf.
Am nächsten Tag weckte Kari sie früh. Nach einem raschen Frühstück aus Brot und Käse stiegen sie auf die Pferde und traten die Weiterreise an. Der Tag erwies sich neuerlich als klar und warm, und Ara vergaß alsbald, wie schaurig bedrückend der Wald bei Nacht gewirkt hatte. Sie atmete tief die frische Luft ein und genoss das Gefühl des Winds in ihrem Gesicht.
Kari hielt häufig inne, um die Fährte eingehender zu betrachten. Jinn nahm regelmäßig Witterung auf und hielt die Nase manchmal dicht über den Boden, wenn Kari auf eine Stelle deutete. Spät am Vormittag schließlich schüttelte er stirnrunzelnd den Kopf und verkündete, dass die Spur zu sehr erkaltet war und er den Geruch nicht mehr wahrnahm. Zum Glück war Kari noch in der Lage, die Fährte zu lesen. Sie blieb zuversichtlich, dass sie ihr bis zum Ende folgen könnte.
Der Vormittag ging in den Nachmittag über, und die Sonne trat ihren Abstieg gen Westen an. Zu Aras Überraschung veränderte sich der Wald unvermittelt und wurde vor Unterholz dichter, verschlungener und verwirrender. Beinah schien es so, als hätten sich die Bäume vorsätzlich zu Mauern verrenkt und einen Irrgarten erschaffen, der diejenigen durcheinanderbringen sollte, die sich weiterwagten. Kari bedeutete ihnen anzuhalten; ihre Augen weiteten sich.
»Bei den Sieben!«, rief sie
Weitere Kostenlose Bücher