Flucht vom Planet der Affen
keine Antwort und machte eine schnippische Geste.
»Er kann dich nicht verstehen«, sagte Milo zu ihr. »Die Primaten dieser Zeit können nicht sprechen, wie ich schon erklärte. Und ich bin der Meinung, daß wir einstweilen gut daran tun würden, ihrem Beispiel zu folgen. Wenn wir nicht mit den Menschen sprechen, können wir nichts enthüllen.«
»Einverstanden«, sagte Cornelius. »Und du, Zira?«
»Gute Nacht«, sagte sie und streckte sich im Stroh aus. »Wir werden den Schlaf brauchen.«
Zira erwachte früh. Geräusche erfüllten den Zoo: Vögel zwitscherten und trillerten, große Raubtiere grollten und brüllten schreckenerregend, Türen schlugen. Eimer klapperten, Motoren dröhnten. Sie konnte fast nichts von alledem identifizieren. Die Vorstellung einer mechanisch beherrschten Welt war ihr fremd, obgleich die historischen Forschungen ihres Mannes sie wenigstens in einem intellektuellen Sinn damit vertraut gemacht haben sollten. Sie wußte das eine oder das andere über diese Welt, aber sie konnte es nicht fühlen.
Cornelius und Milo schliefen noch, als Zira vom Strohlager aufstand und sich in dem seichten Wasserbecken in einer Ecke des Käfigs wusch. Der große Gorillamann lag im Nachbarkäfig auf einem zerkratzten Laufbrett und schlief schnaufend. Zira hatte Zeit, ungestört den Käfig zu erforschen. Die Gitterstäbe waren fingerdick und ließen keinen Gedanken an ein Entkommen zu, die beiden Zugänge waren mit Vorhangschlössern gesichert, die nur mit Schlüsseln geöffnet werden konnten. Sie legte sich nicht die Frage vor, warum die Menschen solche Schlösser verwendeten. In ihrer eigenen Welt und Zeit pflegten die in Käfig gehaltenen Menschen so lange mit den Türverschlüssen herumzuspielen, bis sie sie geöffnet hatten, selbst wenn sie keine Schlüssel in die Hände bekamen. Genauso, sagte sie sich, sollten sie es hier und jetzt machen.
Aber wohin, wenn sie hier herauskämen? Alles war fremd, unbekannt und beängstigend. Sie hatten die Zerstörung der Erde gesehen, darin waren sie sich einig. Aber jene Schreckensbilder begannen bereits zu verblassen, verwandelten sich unversehens in eine Erinnerung, die zunehmend schwieriger zu vergegenwärtigen war. Es war alles so schnell gegangen. Kaum hatten sie das Raumfahrzeug in eine Umlaufbahn geschickt, als die Welt unter ihnen weiß und rot und orangefarben aufgeflammt war. Dann waren sie von der Druckwelle getroffen worden, und das Schiff hatte selbsttätig auf das automatische Wiedereintritts- und Landeprogramm geschaltet.
Ihr Gedankengang wurde unterbrochen, als die Tür aufflog und der Mann hereinkam, der am Vorabend versucht hatte, sie mit einer Banane für sich zu gewinnen. Er lächelte mit geschlossenen Lippen, um die Zähne nicht zu zeigen, und sagte: »Nun, wie fühlen wir uns heute morgen? Hoffentlich besser!«
Zira hätte ihm beinahe geantwortet. Wäre der Mensch nicht so häßlich gewesen, so »menschlich«, hätte sie es wahrscheinlich getan; aber es überraschte sie immer noch, Menschen sprechen zu hören. In ihrem anderen Leben hatte sie nur drei gekannt, die sprechen konnten. Sie schämte sich, daß sie den Wärter geschlagen hatte. Wie sollte er wissen, daß sie keine Bananen mochte und obendrein gereizt war? Er versuchte nur freundlich zu sein.
Der Mann schaute in alle Käfige, dann ging er in das Abteil mit dem Hirsch und tat etwas, was Zira nicht sehen konnte. Es war offensichtlich, daß er Tiere mochte. Er schien nicht weniger zivilisiert als Cornelius oder Milo. Während sie ihn noch beobachtete, wurden die beiden anderen wach, standen auf und kamen zu ihr ans Käfiggitter. Zira wandte den Kopf und sagte: »Guten Morgen.«
Der Wärter unterbrach seine Beschäftigung mit dem kranken Hirsch, richtete sich auf und blickte umher. »Wer ist da?« sagte er. Als niemand antwortete, ging er durch die Krankenstation und blickte in alle Winkel, wobei er vor sich hinmurmelte.
»Still«, wisperte Cornelius.
»Ich finde immer noch, daß es falsch ist«, flüsterte Zira zurück. »Wir sollten mit ihnen reden.« Der Wärter kehrte zu seinem Hirsch zurück, noch immer murmelnd und kopfschüttelnd.
Nicht viel später wurde die Tür abermals geöffnet. Diesmal kamen zwei Menschen in weißen Mänteln herein. Das männliche Exemplar war sehr groß und schmal, mit hellbraunem Haar und kantigen, vorspringenden Gesichtszügen, die nach Ziras Erfahrung für aggressive Menschen charakteristisch waren. Das weibliche Exemplar war viel kleiner,
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