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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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daß er genügend Luft bekam, und überließ ihn seinem Schicksal.

23
    Zwar hatte ich nicht gefunden, was ich suchte, aber mit Swopes Aufzeichnungen und der Akte, die ich aus der Zelle des edlen Matthias hatte mitgehen lassen, war immerhin genügend Material vorhanden, das ich vorzeigen konnte. Kein Zweifel, daß meine Diebstähle gegen alle Regeln für die Beschaffung von Beweismaterial verstießen, aber was ich dabei entdeckt hatte, reichte bestimmt aus, um eine Aktion in Gang zu bringen.
    Es war kurz nach zwei Uhr morgens. Ich setzte mich hinter das Steuer des Seville, vollgepumpt mit Adrenalin und überwach. Während ich den Motor anließ, versuchte ich meine Gedanken zu organisieren: Ich würde erst einmal bis Oceanside fahren, dort ein Telefon suchen und Milo anrufen. Wenn er noch in Washington war, würde ich mich mit Del Hardy in Verbindung setzen. Es würde nicht allzu lange dauern, um die zuständigen Behörden zu informieren, und mit etwas Glück konnten die Ermittlungen der Polizei noch vor Tagesanbruch beginnen.
    Jetzt war es wichtiger denn je, daß ich mich nicht in La Vista blicken ließ. Also wendete ich und fuhr wieder bis zur Abzweigung, von dort auf die Umgehungsstraße, wo ich die Scheinwerfer ausschaltete und im Dunkeln weiterrollte. Ich kam am Grundstück der Swopes vorbei, dann an Maimons Pflanzschule, an den kleineren Behausungen und den Zitrushainen und hatte eben die Hochfläche in den Vorbergen erreicht, als vor mir ein anderer, aus Westen kommender Wagen auftauchte.
    Ich hörte ihn, bevor ich ihn sah. Auch er hatte die Scheinwerfer ausgeschaltet. Der Mond schien hell genug, daß ich das Fabrikat erkennen konnte, als er rasch an mir vorbeifuhr. Das neuere Modell eines Corvette, dunkel, möglicherweise schwarz, die Motorhaube dicht über dem Boden. Dazu hörte ich das Grollen eines starken Motors, sah den Heckspoiler, die funkelnden großen Räder.
    Als ich schließlich auch noch die breiten Reifen sah, änderte ich schlagartig meinen Plan.
    Der Corvette fuhr nach links. Ich überquerte die Kreuzung, bog rechts ein und folgte ihm dann, wobei ich großen Abstand hielt, um nicht gehört zu werden. Es war ziemlich mühsam, aus dieser Entfernung und im Dunkeln das schwarze Chassis vor mir auszumachen. Wer auch immer am Lenkrad saß, er kannte sich aus und fuhr wie ein wildgewordener Teenager, schleuderte um die Kurven, ohne zu bremsen, und beschleunigte, daß der Motor aufheulte und der Drehzahlmesser die roten Zahlen erreichte.
    Die geteerte Straße war zu Ende; jetzt ging es über einen Schotterweg weiter. Der Corvette schluckte die Stöße der Schlaglöcher und kam zügig wie ein Wagen mit Vierradantrieb voran. Die Radaufhängung des Seville ließ die Lenkung flattern, aber ich blieb dran. Der andere Wagen verlangsamte das Tempo an der abgesperrten Einfahrt zu den Ölfeldern, wendete scharf und fuhr dann am äußeren Rand der Mesa entlang.
    Dabei beschleunigte er wieder und brauste dicht am Zaun entlang, wobei er einen dünnen Schatten auf den Maschendraht warf.
    Die verlassenen Ölfelder erstreckten sich meilenweit, einsam wie eine Mondlandschaft. Die Fossilien von Traktoren und Lastwagen erhoben sich aus den Senkgruben. Reihe für Reihe schlafender Bohrlöcher, markiert von Gitterpyramiden, die aus der gequälten Erde aufragten, schufen die Illusion einer nächtlichen Skyline.
    Von einem Augenblick zum anderen war der Corvette plötzlich verschwunden. Ich bremste sofort, aber behutsam und schaute nach vorn. Im Maschendrahtzaun war ein Loch, breit genug für einen Wagen.
    Der Zaun war zerfetzt und rollte sich rings um das Loch, als wären die Maschen von gewaltigen Scheren aufgetrennt worden. Reifenspuren drückten sich deutlich im Schlamm des Untergrunds ab.
    Ich fuhr durch das Loch im Zaun, parkte hinter einem verrosteten Bohrturm, stieg aus und inspizierte die Umgebung.
    Die Reifen des Corvette hatten einen Doppelwurm entstehen lassen, der sich durch konvexe Metallwände schlängelte: Öltonnen, die hier aufgestapelt waren und eine hundert Meter lange Barriere bildeten. Die Nachtluft stank nach Teer und verbranntem Gummi.
    Der Korridor endete auf einer Lichtung. Mitten auf der freien Fläche stand ein alter, auf Blöcken aufgebockter Wohnwagen ohne Räder.
    Durch das einzige, vorhangverhangene Fenster drang schwacher Lichtschein heraus. Die Tür bestand aus nacktem Sperrholz. Ein paar Meter daneben stand der schlanke schwarze Wagen.
    Die Tür auf der Fahrerseite ging auf. Ich drückte

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