Flüchtig!
ihn ein Stück weg, wobei ich in das Sukkulentenbeet trat. Die fleischigen Pflanzen knirschten und wurden von meinen Füßen zermatscht. Es fühlte sich kalt und feucht an, sogar durch die Hosenbeine.
Ich schleppte Graffius bis zum Waldrand, ging noch ein paar Meter weiter und lud ihn zuletzt zwischen zwei Redwoodbäumen ab.
Dann sammelte ich mein Werkzeug ein und näherte mich der ›Zuflucht‹.
Ein blaßgelbes Licht leuchtete über der Tür der Kirche. Das Kruzifix schien hoch über dem Turm zu schweben. Zwei männliche Sektenmitglieder patrouillierten in Zehnminutenabständen vor dem Eingang.
Ich ließ mir Zeit beim Überqueren des Viadukts, bückte mich, um nicht entdeckt zu werden, und versteckte mich hinter den Pfeilern des Laubengangs. Auf der rechten Seite des Hauptgebäudes unterbrach ein Tor die hohe Mauer zwischen den Häusern. Als die Gelegenheit günstig war, lief ich darauf zu, stellte fest, daß die Holztür unversperrt war, und ging hindurch.
Ich gelangte in einen der vielen kleinen Höfe, die mir bei meinem ersten Besuch aufgefallen waren, ein grasbewachsenes Rechteck, das an drei Seiten von Nelkenbeeten eingefaßt wurde. Die Kirchenwand bildete die vierte Seite. Am Ende des Rasens war eine Sonnenuhr mit Messingdach.
Die Vorhänge hinter den Fenstern der Empore waren zugezogen, aber durch eines fiel ein Lichtstreifen heraus und beleuchtete das Gras. Ich versuchte hineinzuschauen, aber die Fenster waren zu hoch, die Mauer zu glatt und ohne Halt zum Klettern.
Ich suchte nach etwas, worauf ich mich stellen konnte, sah aber nur die Sonnenuhr. Sie war aus massivem Stein und vermutlich viel zu schwer, als daß ich sie unter das Fenster hätte schleppen können. Um den unteren Teil hatten sich Wurzeln geschlungen. Ich bewegte den Stein hin und her, bis er sich gelockert hatte; dann rollte ich ihn über das Gras bis zu der Stelle unter dem Fenster, stellte mich auf die Sonnenuhr und schaute durch die Öffnung im Brokatvorhang hinein.
Der hohe Kuppelbau war hell erleuchtet. Die biblischen Deckenfresken wirkten lebhaft und beinahe kitschig bunt. Matthias saß in der Mitte, nackt und im Schneidersitz auf einer dickgepolsterten Matte. Sein Körper war mager wie der eines Fakirs. Weitere Matten waren ringförmig an den Wänden der Kirche ausgelegt. Auf ihnen hockten die Sektenmitglieder in ihren weißen Kutten, die Männer zur Linken, die Frauen zur Rechten.
Der Holztisch, der bei meinem ersten Besuch im Mittelpunkt des Kultraums gestanden hatte, war jetzt hinter den Platz des Gurus geschoben worden. Einer der Männer - der schwarzbärtige Hüne aus dem Obstgarten - stand daneben. Auf dem Tisch waren mehrere rote Porzellanschüsseln aufgebaut. Ich fragte mich, was darin sein mochte.
Matthias meditierte.
Die Anhänger warteten schweigend und geduldig, während ihr Hirte sich in eine innere Welt zurückzog, mit geschlossenen Augen, die Handflächen gegeneinandergepreßt. Er bewegte sich hin und her und summte, wobei sein Penis steif zu werden begann und sich allmählich aufrichtete. Die anderen starrten auf das schwellende Glied, als ob es etwas Heiliges wäre. Als es voll erigiert war, öffnete er die Augen und erhob sich.
Dann faßte er nach seinem Geschlechtsteil und betrachtete seine Anhänger mit autoritativer Selbstgefälligkeit.
»Laßt uns beginnen mit der Berührung!« donnerte er mit seiner tiefen, metallischen Stimme durch den Raum.
Eine Frau erhob sich; sie war um die Vierzig, etwas dicklich und blond. Jetzt ging sie demütig auf den Tisch zu. Der Schwarzbärtige legte einen goldenen Strohhalm auf eine der Schüsseln. Die Frau bückte sich hinunter und steckte das Röhrchen in die Nase, atmete dann ein und inhalierte das Pulver in ihre Nasenhöhlen.
Das Kokain mußte von erstklassiger Qualität sein. Es begann sehr rasch zu wirken. Die Frau geriet in Verzückung, grinste, begann zu kichern und machte ein paar Tanzbewegungen.
»Magdalene«, rief Matthias.
Sie ging zu ihm hin, warf die weiße Kutte von sich, unter der sie nackt war, und stand dann vor ihrem Meister. Ihr Körper war rosig und fett, die Hinterbacken waren uneben und mit blauen Adern marmoriert. Sie kniete nieder und nahm ihn in sich auf, wobei ihre Brüste bei jeder Bewegung hüpften. Matthias lehnte sich zurück, schob den Unterleib nach vorn und knirschte vor Lust mit den Zähnen. Sie bediente ihn, bis er sie bei den Haaren packte, ihren Kopf zurückriß und ihr andeutete, daß sie gehen solle.
Sie erhob sich, ging zur
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