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Fluegellos

Fluegellos

Titel: Fluegellos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Cardinal
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wieder«, hörte er sie in einer glücklichen Tonlage sagen.
    Er antwortete nicht.
    »Woran denkst du?« Sie stand mittlerweile im Wohnzimmer und sah zu ihm herab.
    Als ob dich das interessiert , dachte er. Er hob nur die Schultern. »An gar nichts.«
    Er sah ihr an, dass sie an dem zweifelte, was er sagte. Sie musterte ihn missbilligend. »Ganz klar.«
    Wieder keine Reaktion seinerseits.
    »Du denkst an Nina, oder?«
    »Und wenn schon.«
    Sie lachte auf und wandte sich kopfschüttelnd von ihm ab. Sie hatte doch gewusst, was er für Nina empfand, seit er sie von Alex aus angerufen hatte. Da konnte sie jetzt so überrascht spielen, wie sie wollte. Er fiel nicht darauf hinein.
    »Was ist passiert, als sie hier war?«, fragte er.
    »Gar nichts. Sie war nur ein paar Minuten hier, um zu fragen, ob der Vertrag schon fertig ist. Dann ist sie wieder gegangen.« Sie untermalte die Antwort mit einem gleichgültigen Achselzucken.
    Valentin biss die Zähne aufeinander und starrte weiter in die Ferne. Das war nicht die Antwort, die er hatte hören wollen.
    »Wo warst du eigentlich die ganze Nacht?«, fragte sie jetzt.
    »Ich war im Krankenhaus. Mit Nina.«
    Sie runzelte die Stirn. Kein Teil meiner Antwort schien ihr zu gefallen. »Im Krankenhaus. Mit Nina«, wiederholte sie.
    »Ich habe mir gestern die Schulter verletzt. Geprellt. Ich wollte dich nicht bei der Arbeit stören und habe deswegen Nina gebeten, mich zu fahren.«
    Offenbar war das nicht die Antwort, die Emilia erwartet hatte. Natürlich nicht. Sie hatte eine flüchtige, gestotterte Ausrede erwartet, die ein Schäferstündchen kaschieren sollte. »Tatsächlich?«, erwiderte sie, nicht ohne Zweifel.
    »Tatsächlich.« Wie als Beweis kramte er mit seinem gesunden Arm ein Döschen Schmerzmittel aus der Hosentasche, das ihm der Arzt verschrieben hatte. »Bitte sehr, falls du einen Beweis brauchst.«
    Sie musterte das Etikett mit dem Verschreibungsdatum nur flüchtig. Sie schien sich gar nicht wirklich auf eine Sache konzentrieren zu können. Schon die ganze Zeit wirkte sie irgendwie abwesend, was sie mit ihrer guten Laune zu überschminken versuchte.
    »Ist irgendwas?«, fragte Valentin.
    Jetzt schüttelte Emilia den Kopf. »Du kannst mich mal«, sagte sie mit fester Stimme, wandte sich ab und sah aus dem Fenster. Doch auch dort schien es, als konnte ihr Blick sich nirgendwo für mehr als den Bruchteil einer Sekunde festsetzen. Er irrte ziellos umher.
    »Nett«, seufzte er. »Wirklich nett von dir.«
    »Du hättest auch fragen können, wie es mir geht, statt dich nur für dein Flittchen zu interessieren.«
    Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen. »Flittchen?«
    »Ich habe doch gesehen, wie du sie mit deinen Blicken ausziehst. Hältst du mich für so dumm, dass mir das entgeht?«
    »Wenn du so schlau bist«, begann er und bereute den Rest des Satzes schon, bevor er ihn ausgesprochen hatte, »dann müsstest du doch auch den Grund kennen, wieso ich das nötig habe?«
    Ihre Kiefer spannten sich an. »War das ein Geständnis?«, fragte sie.
    »Jeder von uns hat jetzt etwas, das ihm wichtiger ist, als wir«, sagte er. »Das ist keine Vermutung, sondern eine Feststellung.«
    Sie lachte schrill auf. »Mit wem soll ich dich bitte betrügen? Du bist derjenige, der sich eine Neue gesucht hat!«
    »Ich habe nicht von Personen geredet«, entgegnete er. Valentin sah, wie eine Träne über ihre Wange kullerte. Aber er glaubte nicht, dass sie aus Trauer weinte. Wohl eher aus Wut. »Du hast deine Arbeit«, fuhr er gnadenlos fort. »Du hast die ganze Zeit nur an sie gedacht. Sie war dir immer wichtiger als ich. Ich habe es mittlerweile aufgegeben, angekrochen zu kommen und dich zu fragen, ob du etwas mit mir unternehmen willst, es hatte ja sowieso keinen Sinn. Da war es doch logisch, dass ich mir irgendwann eine Andere suche.«
    »Und dann nimmst du meine Kundin.« Sie schüttelte den Kopf. »Verschwinde«, brachte sie hervor und wandte ihm den Rücken zu.
    »Das hier ist meine Wohnung, Emilia. Schon vergessen? Du hast mich schon oft genug von hier vertrieben.«
    »Verschwinde«, beharrte sie. »Ich möchte dich nicht mehr sehen.«
    Er schüttelte den Kopf. Sie hielt sich für unglaublich stark, die ganze Zeit schon. Unverwundbar. Sie hielt sich für eine Göttin, die unantastbar über allen anderen schwebte und alles erreichte, was sie wollte. Sie war narzisstischer als jeder andere, dem er jemals begegnet war. Sie war genau das Gegenteil von Marlen. Es war falsch von ihm

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