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Fluegellos

Fluegellos

Titel: Fluegellos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Cardinal
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gewesen, jemals zu erwarten, dass sie sie ersetzen konnte. Er wusste nicht mehr, ob überhaupt jemand Marlen ersetzen konnte. Kurz hatte er in Nina diese Person gesehen, aber jetzt schien auch sie nicht anders als Emilia zu sein. Wie ein Spiegelbild. Auch sie erwartete, dass er alles tat, was sie verlangte, und dass sie alles erreichte, was sie wollte. Ihr war ganz egal, dass Valentin nicht wusste, wo sie war. Sie rief ihn einfach an und ging davon aus, dass er sie schon retten würde.
    Lachhaft.
    Valle.
    »Hast du etwas gesagt?«, fragte er, doch Emilia war verschwunden. Er hörte sie in der Küche. Sie ließ ihre Wut am Geschirr aus, das scheppernd auf dem Boden landete. Ein Teller zerschellte in einer ungewohnt hohen Tonlage.
    Valentin seufzte. Das war kein Teller, sondern der Bilderrahmen gewesen, mit dem Foto von ihnen beiden.
    Das war also ihr Schlussstrich. Und merkwürdigerweise war es ihm mehr als recht.
    Valle.
    Wieder diese Stimme. Valentin erschrak. Wurde er verrückt? Hörte er Stimmen, wo keine waren? Wurde er wie Nina?
Du wirst nicht verrückt.
    Nein? Er schluckte. Er lieferte sich ein gedankliches Duell, mit einer Stimme, die ihm vollkommen fremd war. Er wurde ganz sicher verrückt.
    Nein , beharrte diese Stimme. Und machte ihm bewusst, dass er sie doch kannte.
    Ich bin es.
    Nina.
    Ein eisiger Schauer rollte ihm über den Rücken. Scheiße. Wieso hörte er Ninas Stimme in seinem Kopf? Was stimmte mit ihm nicht? War sie …
    Oh Gott.
    War sie tot?
    Nein. Ja, es war Ninas Stimme. Ganz definitiv! Aber sie schien sich mit jedem Wort mehr zu verzerren. Sie schien immer mehr zu seiner eigenen zu werden.
    In dem Augenblick realisierte er, was gerade vor sich ging. Davon hatte sie ihm erzählt. Als sie zusammen etwas getrunken hatten.
    Das war nicht er, der das dachte. Das war Nina. Das war Nina, die mit ihm kommunizierte, auf ihre ganz eigene Art. Sie kommunizierte mit ihm so, wie sie normalerweise mit denen kommunizierte, die sie zusammenbringen wollte.
    Du hast es erfasst.
    Wo bist du? , dachte er sofort. Sie wollte ihm irgendetwas sagen. Irgendetwas, was sie ihm nicht hatte sagen können, als sie ihn angerufen hatte.
    Sie hat mich gefesselt, Valle. Emilia hat mich niedergeschlagen.
    Sein Blick huschte plötzlich auf einen handlichen Briefbeschwerer in Form einer Büste, der auf dem Boden lag. Er war ihm vorhin gar nicht aufgefallen, aber dort gehörte er nicht hin. Er gehörte auf die weiße Kommode im Flur.
    Sie ist heute Morgen vollkommen ausgerastet und hat mich bei euch im Keller eingesperrt.
    Valentins Gedanken begannen, zu rasen. Bitte was?! Hatte er richtig gehört? Seine Freundin hatte Nina zusammengeschlagen, in den Keller gesperrt und spielte ihm nun eine heile Welt vor?!
    Genau.
    Wieso sollte ich dir glauben? , antwortete er Nina. Er traute Emilia viel zu. Sehr viel. Aber so eine Brutalität hatte er noch nie ins Auge gefasst.
    Es stimmt, Valle. Ich wollte dich vorhin anrufen, aber ich habe zu spät gemerkt, dass ich geknebelt war. Ich konnte dir nicht antworten. Ich bin immer noch bei euch im Keller.
    Scheiße. Oh Scheiße. Ein dicker Kloß legte sich in seinen Hals und erschwerte ihm das Atmen. Dumpf hörte er Emilia, die sich noch immer in der Küche abreagierte. Das war dieses dunkle Geräusch gewesen, das er am Telefon gehört hatte. Er hatte es für ein Motorengeräusch gehalten. Vielleicht eine Katze, die sich irgendwo stritt. Aber niemals hatte er daran gedacht, dass es Nina war, die gefesselt war und so kein Wort herausbringen konnte.
    Du musst mir glauben , hörte er sie in seinen Gedanken flehen.
    Ich glaube dir , dachte er. Er brauchte einen klaren Kopf, damit er darüber nachdenken konnte, was es zu tun gab.
    Du bist immer noch im Keller? , fragte er.
    Ja.
    Er schloss die Augen.
    Oh verdammt.
    Ich bekomme das hin. Vertrau mir. Keine Panik. Ich hole dich da raus. Alles wird gut. Valentin beruhigte seinen Atem und wartete. Er wartete auf ihre Antwort, aber sie blieb aus. Es war still in seinem Kopf. Vollkommen still.
    Nina? , dachte er.
    Nichts. Keine Antwort.
    Sie war wieder weg.
    Er schluckte und spürte, wie ihn Schwindel überkam. Er fühlte sich plötzlich so leer. Ausgelaugt und leicht, aber auf eine unangenehme Weise.
    Lag es daran, dass er gerade eine zweite Person in seinem Kopf gehabt hatte, die jetzt plötzlich weg war?
    Oder lag es daran, dass sich seine Freundin als eine eiskalte Person entpuppt hatte, die jemanden – ohne zu zögern – niederschlug?
    Aber vielleicht

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