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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Substanz benetzt. Etwas Glitschiges lag auf ihrer Zunge, und bevor sie es ausspucken konnte, war es tief in ihren Hals geglitten. Unwillkürlich musste sie schlucken,
und das Ding rutschte die Speiseröhre hinab, wo es ein Brennen hinterließ wie hochprozentiger Schnaps. Gleichsam breitete sich das höllische Gefühl erst in ihrem Magen und von dort aus in ihrem gesamten Körper aus.
    »Wenn du die Schutzengel erwähnst, wird dein Bruder sterben!«, hörte sie Nácars Stimme wie durch einen Nebel, und das Letzte, was sie sah, war Nigellas mitleidiger Blick.
    Die Hitze in ihrem Körper betäubte ihr Denken, und selbst die Dunkelheit, in die sie langsam glitt, konnte den Schmerz nicht lindern. Nun bin ich wirklich in der Hölle angekommen.
    Danach war endlich Stille. Ein schwefelgesottenes Nichts.

12
    G efällt dir Cathures Penthouse nicht?« Gabriel landete neben Arian auf dem Balkon vor Johns Apartment. Scharf entgegnete er: »John ist Junas Bruder.«
    »Und was soll mir das sagen? Außer einem beklagenswerten Geschmack in Sachen Namensgebung?«
    Arian konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, jetzt, da er seine Gefühle frei zeigen durfte. »Die Namen sind ein bisschen unglücklich gewählt, nicht wahr?« Entschuldigend sagte er schnell: »Sie sind Halbgeschwister. Trotzdem ist es nicht auszuschließen, dass John ebenfalls über außergewöhnliche Fähigkeiten verfügt. Und bei ihm bin ich überzeugt, dass er sie zu keinem guten Zweck einsetzen würde.«
    »Während deine Juna natürlich über jeden Zweifel erhaben ist.« Gabriel faltete seine Flügel zusammen und lehnte sich an das Geländer.
    »Mir gefällt dein Ton nicht.« Arian sah ihn scharf an. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob der Verlust seiner himmlischen Privilegien den Freund verändert hatte oder ob er selbst früher einfach nur blind für dessen Fehler gewesen war.
    Gabriel hob die Hand, als wolle er ihn beschwichtigen. »Es war nur eine Frage.« Er drückte das Balkonfenster ein und stieg hindurch, ohne sich um die mörderischen Glaszacken
zu kümmern. »Worauf wartest du? Lass uns nachsehen, was dieser Johnny zu verbergen hat.«
    »Das wäre auch weniger auffällig gegangen.« Arian folgte seinem ehemaligen Partner und Vorgesetzten, den er noch nie derartig nachlässig erlebt hatte. Gabriel hatte immer darauf bestanden, so wenige Spuren wie möglich auf der Erde zu hinterlassen. Er nahm sich vor, Gabriels Geheimnis zu ergründen, sobald er Juna gefunden und das Schutzengelproblem gelöst hatte. Langweilig würde es ihm vorläufig auch als verstoßener Engel nicht werden.
    Doch trotz gründlicher Suche fanden sie keinen einzigen Hinweis auf dämonische Aktivitäten.
    Gabriel hatte ihm nach einer kurzen Untersuchung das Feld überlassen und beobachtete Arian nun mit vor der Brust verschränkten Armen. »Mein Bruder, du bist auf dem besten Wege. Von deinen neuen Gefühlen, so überwältigend sie auch sein mögen, aber lass dich nicht verführen.« Danach verschwand er lautlos.
    Du bist wirklich eine große Hilfe … Bruder! So hatte Gabriel ihn seit ihrem Wiedersehen nicht mehr genannt. Sie waren nicht verwandt, aber unter den Vigilie war dies eine übliche Anrede.
    Die Suche hatte nichts ergeben außer einer zerbrochenen Fensterscheibe. Sollte hier ein Abgesandter Gehennas am Werke gewesen sein, dann hatte er es mit einem Meister seines Fachs zu tun, der sich darauf verstand, seine Spuren selbst vor ihm zu verbergen. Um dem Kerl auf die Schliche zu kommen, brauchte er eine gute Idee!
    Wenn Arian Ruhe zum Nachdenken haben wollte, flog er häufig zu der Kathedrale in Glasgows Osten. Er konnte sich nicht erinnern, sich jemals hilfloser gefühlt zu haben -
nicht einmal damals, als Nephthys ihn aus seiner Traumwelt gerissen und ihm eröffnet hatte, wer sein Vater war. Er erinnerte sich plötzlich wieder, als sei es gestern gewesen: Sie hatte ihn vor die Entscheidung gestellt, und er entschied sich, ohne lange nachzudenken, für ein Leben in Elysium. Seinen Vater hatte er niemals kennengelernt, und Nephthys hatte seine Herkunft danach nie wieder auch nur mit einem einzigen Wort erwähnt. Bis zu dem Tag, an dem sie ihn als das, was er immer schon gewesen war, gebrandmarkt hatte: ein Außenseiter.
    Und nun war er auch noch ein von den himmlischen Mächten Verstoßener. Ohne echte Freunde und, was momentan viel schwerer wog: ohne die leiseste Ahnung, wie er weitermachen sollte. Junas Bruder war seine einzige Spur gewesen, und so ganz traute er dem Mann

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