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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Dies war die einzige Vorwarnung, dann stand er vor ihr. Etwas kleiner als sie - dank ihrer hohen Schuhe -, schwer und mit einer schmutzigen Fellhose bekleidet, die aussah, als habe er sich kürzlich in etwas Klebrigem gewälzt. Seine Haut schien er hastig mit Ruß geschwärzt zu haben, und der Oberkörper war dicht mit gekräuseltem schwarzen Haar bedeckt, das über die Schultern wuchs und vermutlich auch den Rücken bedeckte. Was der Bart von seinem Gesicht erkennen ließ, passte bestens zu seiner übrigen Erscheinung und war wenig vertrauenerweckend. Sie wünschte, ihre Begleiterinnen hätten sie nicht allein gelassen. Die beiden hatten keineswegs ihr Herz erobert, aber im Vergleich zu diesem … Ungeheuer waren sie die niedlichsten Kätzchen, die Juna jemals kennengelernt hatte.
    Langsam wich sie zurück, doch er folgte, indem er jede ihrer Bewegungen imitierte wie ein Spiegelbild. Wenn ich so aussähe, würde ich mich in den nächsten Abgrund stürzen! Mit seinen deformierten Füßen mochte er nicht besonders Mit seinen deformierten Füßen mochte er nicht besonders flink sein, aber die Chancen zur Flucht standen dank ihrer unmöglichen Absätze dennoch nicht besonders gut. Langsam humpelte er näher und machte ekelhafte Kussgeräusche,
dabei wackelten übergroße Ohren, und sie hätte schwören können, dass die Hörner, die zwischen seinen dunklen Locken hervorwuchsen, rot glühten. Besser, sie brachte ihn schnell auf andere Gedanken!
    Juna öffnete den Mund, um ihm irgendwas - egal, was - zu erzählen, während sie sich so unauffällig wie möglich ins Licht zurückbewegte, da stieß sie gegen eine weiche Wand. Erschrocken fuhr sie herum: »Verflucht!«
    »Du sagst es, Schätzchen.« Der Kerl hinter ihr war das genaue Spiegelbild ihres Verfolgers und nach der kurzen Kollision mindestens ebenso erregt. Igitt, sind das etwa Satyrn? Was sie anfangs für eine Pelzhose gehalten hatte, war überhaupt kein Kleidungsstück. Und jetzt tauchten auch noch ein dritter und ein vierter auf, die bis auf ihre noch größeren Nasen eine erschreckende Ähnlichkeit zum ersten Satyr hatten.
    »Kommen hier alle Monster im Doppelpack?«
    Der Alptraum hatte einen vorläufigen Höhepunkt erreicht, als der zweite Angreifer nun nach ihr griff, während sich der erste schwer atmend weiter näherte. Juna geriet in Panik. Ihr Herz raste, und von einer Sekunde zur anderen war das Feuer da. Sie riss ihren Arm aus der Umklammerung einer haarigen Hand, drehte sich wie ein Derwisch, und die Flammen wuchsen zu einem schützenden Kreis, in dessen Mitte sie schließlich zitternd stehen blieb. Doch nicht etwa, weil sie geschwächt gewesen wäre. Das Feuer nährte sich zwar von ihrer Energie, aber anders als sonst schien es irgendwo eine unerschöpfliche Quelle zu geben, die die immer höher lodernden Flammen unaufhörlich fütterte. Ob sie die Satyrn in die Flucht geschlagen hatte, konnte Juna allerdings nicht sagen. Aus den Augenwinkeln
sah sie bizarre Schatten jenseits des Infernos, die sich wie in Zeitlupe um sie herum bewegten, als suchten sie nach einem Schlupfloch, um zu ihr zu gelangen. Arian , flehte sie. Juna! Suchend sah sie sich um. Hatte er ihren Hilferuf gehört?
    Unerwartet teilte sich das Inferno, und sie erblickte eine dunkle Silhouette, die sich ihr näherte. Arian . Ihr rettender Engel war gekommen. Sie legte ihre Finger in die Hand, die er ihr entgegenstreckte, und als sie seine kühle Haut berührte, kehrte das Feuer zu ihr zurück, als habe es in Juna nun endlich seinen Meister gefunden. Ihr Körper, den sie immer als Gefäß für diese unbeherrschbare Macht betrachtet hatte, nahm die züngelnden Flammen auf wie ein lange vermisstes Kind, ließ sie erst noch frei tanzen und umfing sie dann, bis Frieden eingekehrt war. Doch anders als sonst bettete er sie dieses Mal nicht an einem geheimen Ort, wo sie bis zum nächsten Ausbruch ruhig schlummern durften. Stattdessen fühlte Juna einen Sog, und der Ball aus Energie, der ihre zerstörerische Kraft nährte, raste ihren Arm hinab, über eine plötzlich unauflöslich erscheinende Verbindung, und fuhr in ihren Retter. Dessen Pupillen weiteten sich, und er schien zu taumeln. Ganz kurz nur, aber es reichte aus, um sich von ihm loszureißen. Schnell versteckte Juna ihre brennenden Hände hinter dem Rücken. Doch es war zu spät. Zwar linderte die kühle Leere vorübergehend ihren Schmerz, schnell aber folgte schneidende Kälte. Ihre Zähne schlugen aufeinander.
    »Was tust du da?«
    Ihre

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