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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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also nicht geträumt?«
    Mitfühlend sah er sie an. »Nein, das hast du nicht.«
    »Wie hast du mich überhaupt gefunden?« Sie biss in ein mit Honig bestrichenes Brötchen und seufzte. »Ist das Ambrosia?«
    »Welche Frage möchtest du zuerst beantwortet haben?« Arian lachte, doch schnell wurde er wieder ernst. »Du hast mich gerufen.«
    »Das konntest du hören?«
    »Es war dein Feuer, das mich auf die richtige Fährte gebracht hat. Anfangs hatte ich keine Ahnung, ich wusste ja nichts von deinem kleinen Geheimnis. Aber Cathure wusste es. Erdwesen sind gut darin, die Elemente anderer zu erkennen. Und als erst einmal klar war, dass du irgendwie eine
Möglichkeit gefunden hattest, dein eigenes Feuer über mich zu verstärken …«
    »Ich habe was getan?« Juna stellte die Teetasse so heftig ab, dass ein See auf der Untertasse entstand. »Willst du damit etwa sagen, ich hätte dich … angezapft?«
    »Nicht ganz. Erinnerst du dich daran, wie du gesagt hast, Engel- und Höllenfeuer kämen aus der gleichen Quelle?«
    Sie nickte. »Dann stimmt es also?«
    »Zumindest liegt die Vermutung nahe. Ist dir nicht aufgefallen, dass dein Feuer stärker geworden ist?«
    Juna dachte an den Angriff der Satyrn und nickte.
    »Das dachte ich mir. Offenbar ist dir der Zugang zur Quelle über mich leichter gefallen, und da bist du eben diesen Weg gegangen. Als mir dies klar wurde, musste ich dir nur noch folgen.«
    »Aber ich tue das nicht mit Absicht.« Juna erzählte ihm von den Problemen, die sie bereits als Kind gehabt hatte. »Jedes Mal, wenn ich aufgeregt war, fing irgendetwas an zu brennen.« Der Schrecken war ihr noch immer anzusehen. »Mein Großvater hat mir schließlich beigebracht, wie ich meine Emotionen im Griff behalten kann. Es klappt leider nicht immer.«
     
    Liebevoll sah Arian sie an. »Und ich habe mir eingebildet, ich hätte dich vor dem Zugriff des Gerechten geschützt. Das warst du ganz allein.«
    »Wenn deine Theorie stimmt, waren wir beide daran beteiligt.« Sie presste sich die Finger auf die Lippen. »Darum hat er mich so angesehen. Er muss es gewusst haben. Ich hätte niemals geglaubt, dass ich so etwas sagen würde, aber
ich bin froh, dass er unser Geheimnis nicht mehr ausplaudern kann.«
    »Was bringt dich auf diese Idee?«
    »Ich dachte …«
    »… dass ich ihn getötet habe? Nein. Aber vielleicht hätte ich es besser tun sollen.« Er blickte aus dem Fenster. Nach einem heftigen Regen schob sich jetzt die Sonne hinter prächtigen Wolkentürmen hervor und fand ihren Weg in das Apartment, wo sie das Weiß in einem feuerroten Licht erstrahlen ließ. Eine Vorahnung ließ ihn erschauern. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich werde dir zeigen, wie man das Feuer bewusst einsetzen kann.« Und er würde herausfinden, woher diese Fähigkeit überhaupt stammte. Engelseher waren gefürchtet, weil sie, wie John, eine Gefahr für seine Art darstellten. Von einem Seher mit Junas zweiter Begabung hatte er noch nie gehört. John. Noch so eine Sache, die geklärt werden musste.
    »Was ist mit meinem Bruder?«
    Und hier kam schon die nächste Frage. Warum konnten sie gegenseitig ihre Gedanken hören? Er suchte so viele Antworten, und keine davon würde man ihm umsonst geben. »Es geht ihm gut.«
    Juna war sich nicht sicher, ob sie sich über diese Nachricht freuen sollte. Den Augenblick ihrer Entführung würde sie nie vergessen - als es seine einzige Sorge gewesen war, wie er freikommen konnte, während sie gerade von einem Dämon verschleppt wurde. »Ich hoffe, er kann keinen Schaden mehr anrichten. Er ist zwar mein Bruder, aber es ist so ungerecht. Er lebt, und Iris …« Sie konnte nicht weitersprechen.
    Arian stellte das Tablett beiseite und nahm sie in den
Arm. »Dort, wo sie jetzt ist, geht es ihr nicht schlecht.« Zumindest hoffte er, dass es so war - niemand wusste genau, wohin die Seelen getöteter Engel gingen, wenn sie einmal in Ungnade gefallen waren. Und dass Iris kein normaler Schutzengel gewesen war, daran zweifelte er nicht. Arian bedauerte nun, sich nicht eher und intensiver mit Junas himmlischer Begleiterin beschäftigt zu haben. Es gab so einiges, was er sie gern gefragt hätte, allem voran die Frage nach ihrem Auftraggeber. Wer hatte es für erforderlich befunden, Juna ganz besonderen Schutz zuteil werden zu lassen? Dafür war es nun zu spät, doch er würde den gleichen Fehler nicht noch einmal machen.
    Stattdessen nahm er sich vor, die ihm verbleibende Zeit mit seiner tapferen Engelseherin zu nutzen,

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