Fluegelschlag
und Küssen gehörte unbedingt dazu. Was als Trost für sie gedacht war, wurde zu Balsam für seine eigene Seele. Sie öffnete sich ihm vertrauensvoll, und es dauerte nicht lange, bis sie seine Leidenschaft hungrig erwiderte.
Engel haben kein Schamgefühl , dachte Juna ein paar Stunden später und sah Arian nach, wobei sie auch nicht viel davon zeigte, denn sie konnte sich kaum vom Anblick seines Hinterns losreißen. Ihr kam eine Idee. Schnell schwang sie die Beine aus dem Bett.
Im Bad befand sich eine riesige Wanne, die sie bereits bei ihrem ersten Besuch liebend gern ausprobiert hätte. Wenn sie schon mit einem gefallenen Engel in Sünde lebte, warum sollten sie dann nicht auch um zwei Uhr morgens Champagner trinken? Sie hatte sich noch nicht an das hüllenlose Herumspazieren in einer fremden Wohnung gewöhnt. Zwar konnte niemand von außen in das Penthouse
sehen - ein eindeutiger Vorteil, wenn man im höchsten Haus der Stadt residierte. Aber Gabriel beispielsweise konnte jederzeit auf der Terrasse auftauchen. Es wäre nicht das erste Mal. Also streifte sie Arians Morgenmantel über, der ihr beinahe bis zu den Fußknöcheln reichte, und krempelte die viel zu langen Ärmel auf. Vielleicht sollte sie auch ein paar Kerzen suchen, um die passende Atmosphäre zu schaffen und sich damit ins rechte Licht zu setzen.
Arian hatte ihr zwar in den letzten Stunden mehr als einmal gesagt und gezeigt, wie begehrenswert er sie fand, aber sie hätte schon die eine oder andere Stelle ihres Körpers benennen können, die in ihren Augen alles andere als perfekt war. Dabei stellte sie sich vor, wie er den Knoten des Gürtels löste, den weichen Stoff von ihren Schultern schob und sie schließlich einer Meergöttin gleich in den duftenden Schaum der in ein Podest eingelassenen Badewanne stieg.
In diesem Augenblick klingelte es an der Wohnungstür. Sie besaß die Geistesgegenwart, durch den Spion zu blicken, bevor sie öffnete, denn außer dem Hausmeister und Cathure besaß niemand den Schlüssel, um den Aufzug bis zum Penthouse nutzen zu können.
Vor der Tür standen zwei Männer mit einer riesigen Kiste. Ein Sarg? An der Wand hinter ihnen lehnte der Marquis. Von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, die Hände in den Hosentaschen vergraben, sah er sie direkt an und zwinkerte ihr zu.
Juna drehte sich um und rief: »Arian, komm schnell.«
15
Vier Monate später
E twas Schweres lag auf Junas Füßen. Sie wackelte mit den Zehen und erhielt als Antwort ein dunkles Brummen. Wie jede Nacht hatte sich Finn am Fußende ihres Bettes eingerichtet. Und warum auch nicht? Seit Arian fort war, gab es genügend Platz für ein halbes Dutzend einohrige Setter.
Am Tag nach Arians Aufbruch in eine ungewisse Zukunft hatte Finn offenbar beschlossen, die Leitung des Haushalts zu übernehmen. Und anfangs war Juna so sehr mit ihrer Trauer beschäftigt gewesen, dass ihr alles gleichgültig gewesen war. Inzwischen nahm sie seine Einmischung in ihr Leben, wie viele andere Dinge, einfach hin.
»Aufstehen!«
Diesen Befehl kannte Finn. Er sprang aus dem Bett, lief zur Terrassentür und blieb schwanzwedelnd davor stehen.
»Du willst raus? Warte, ich ziehe mir nur etwas an.«
Arian hatte Finn und Juna nahezu jeden Tag zu langen Spaziergängen in den Highlands mitgenommen, und seither dachte der Hund offenbar, Juna könnte ihn auch ohne ihren himmlischen Begleiter von der Dachterrasse unmittelbar in die freie Natur transportieren.
Allein Finn war es zu verdanken, dass die essentiellen Dinge in ihrem Leben noch funktionierten. Seine Bedürfnisse
gaben ihren Tagen Struktur und hielten sie zumindest in Bewegung. Wäre es nach Juna gegangen, sie hätte sich ins Bett gelegt und versucht, die Zeit bis zu Arians Rückkehr mit Schlafen zu überbrücken. Dass er zurückkommen würde, daran hatte sie keinen Zweifel.
Ihr Verhältnis zu Cathure war lange Zeit merkwürdig gewesen. Arian erklärte es damit, dass Feen grundsätzlich Schwierigkeiten hatten, ihre Dankbarkeit zu zeigen. Zusammen mit zwei Gehilfen hatte der Marquis Nigella in einem Karton bis vor ihre Haustür geliefert und es Arian und Juna überlassen, Cathure die frohe Nachricht zu überbringen.
Immerhin hatte der Feenprinz im Laufe der darauffolgenden Wochen so viel verlauten lassen, dass sich Nigella inzwischen weitgehend erholt hätte und fortan unter Cathures persönlichem Schutz stünde. Danach hörte sie nichts mehr von ihm.
Als ahnte er, was in Juna vor sich ging, war Cathure vor
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