Fluegelschlag
Sympathiebekundung mit einem zaghaften Lächeln. »Natürlich.« Abrupt blieb sie stehen. »Sieht dies nicht nach einer richtigen Tür aus?«
»Und ob! Dahinter verbirgt sich etwas.« Damit machte die Katzenfrau kehrt und rannte zu ihrem Herrn.
Wenig später stand er neben Arian vor der verschlossenen Tür. Juna hatten inzwischen vergeblich daran gezogen. Ein Schloss gab es nicht.
Der Marquis lauschte, sein kaltes Lächeln berührte kaum die Lippen, bevor er die Hände hob und die Tür regelrecht explodieren ließ. Den Anblick, der sich ihnen dahinter bot, würde Juna niemals vergessen: In mehreren Reihen hingen dort Schutzengel nebeneinander. Eingeschnürt wie Pakete und damit fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt, war das einzige deutlich sichtbare Merkmal einer Ordnung die Farbe ihrer Haut. Es begann ganz vorn, mit wächsernem Weiß, und endete mit einem Bündel aus Ebenholz.
»Endlich!« Arian schloss sie in die Arme, und Juna weinte die ihr verbliebenen Tränen.
»Rührend. Aber wir haben noch zu tun«, meinte der Marquis. »Die Angelegenheit bedarf keines großen Publikums. Hier wird jede Hand benötigt, um diese bedauernswerten Kreaturen freizuschneiden.«
Er verteilte scharfe Messer, und zu dritt begannen sie, die Schutzengel zu befreien, während sich ZinZin und Bébête um alles Weitere kümmerten. Als Juna glaubte, ihren Arm vor Schmerzen kaum noch anheben zu können, fragte sie sich, warum der Dämonenfürst, der an ihrer Seite verbissen Seil für Seil durchsäbelte, nicht einfach einen magischen Trick anwandte, um die Verschnürungen zu lösen.
Sie spürte seinen Atem an ihrem Hals, als er flüsterte: »Magie bleibt niemals unbemerkt. Je weniger dort draußen erfahren, was hier geschieht, desto besser für alle Beteiligten.«
Okay , dachte Juna. Also kein Zauber. Aber Nigella könnte doch eigentlich auch helfen.
Offenbar hatte der Kuss zwar genügt, um den Fluch von ihr zu nehmen, aber ihr Gehirn war immer noch weit davon entfernt, normal zu funktionieren. Anderenfalls wäre sie bestimmt nicht allein auf die Suche gegangen. Bébête war die Einzige, die ihr Verschwinden zu bemerken schien. Lautlos folgte sie ihrer Spur.
Juna durchquerte den Kreuzgang und all die anderen Illusionen, die Nácar geschaffen hatte, bis sie schließlich die Bauernküche erreichte, in der sie sich sicher und beschützt gefühlt hatte - bis der Dämon auch diesen Frieden mit seinem unerwarteten Auftauchen zerstören musste. »Nigella!« Juna flüsterte den Namen der Fee, die wie eine zerbrochene Puppe auf dem Boden lag. Die gebrannten Fliesen hatten einen Großteil des Blutes aufgesogen, das aus den zahllosen Wunden gesickert war. Bébête, die sich hinter ihr versteckt hielt und nur sehr zögerlich über Junas Schulter schaute, gab einen Klagelaut von sich, und Juna erwachte aus ihrer Starre. Sie hockte sich neben die Fee und weinte lautlos; sie merkte nicht, dass die Katzenfrau davonlief. Wollte dieser Tag denn niemals enden?
»Welch eine Verschwendung.« Der Marquis strich Bébête, die ihren Kopf an seiner Schulter rieb, über den Rücken und schob sie dann beiseite. »Das war sehr brav von dir.«
»Wer ist sie?« Arian war näher gekommen. Er hob Juna auf und stützte sie, bis ihre Beine sie wieder trugen.
»Nácars Apprentice. Eine Wasserfee, soweit ich weiß. Er muss verrückt geworden sein. Unbeschädigt wäre sie ein Vermögen wert.«
Es wird Cathure das Herz brechen! Juna dachte daran, wie glücklich Nigella gewesen war, als sie das Amulett ihres Geliebten bei ihr entdeckt hatte.
»Was hat …« Begreifen zeichnete sich auf Arians Gesicht ab. Er musste ihre Gedanken gehört haben. Still! Sag kein Wort. Arian kniete nieder und untersuchte den mageren Körper am Boden. »Sie lebt! Schnell, wir brauchen Wasser!«
Wie durch einen Schleier beobachtete Juna, wie er die Fee auf den Tisch legte, ZinZin sie entkleidete und ihren geschundenen Körper ohne Rücksicht auf ihre eigene Scheu vor Wasser mit einem Schwamm reinigte.
»Es gibt hier irgendwo einen Pool.« War das ihre eigene Stimme? Jedenfalls musste außer ihr noch jemand die Worte gehört haben, denn das Nächste, was sie sah, war Nigellas schmaler Körper, der im blaugrünen Wasser eines Bassins schwebte. Und dann hörte sie Arian ganz nah an ihrem Ohr sagen: »Ich liebe dich.«
»Rührend. Es wird noch eine Weile dauern, bis sie wieder zu gebrauchen ist. Überlass das meinen Kätzchen. Uns bleibt wenig Zeit, bevor die Anwesenheit der Engel von
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