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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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wenigen Wochen bei ihr erschienen und hatte verkündet, es sei an der Zeit, die Grundregeln der elysäischen Welt zu erlernen. Deshalb hätte er jemanden für sie engagiert.
    Es stellte sich heraus, dass ihre Lehrerin Sirona ebenfalls mit einem gefallenen Engel liiert war. Viel Neues wusste sie indes nicht zu berichten, doch sie zeigte sich bei jedem Treffen gut gelaunt, und die Lehrstunden endeten mit Gesprächen über die neueste Popmusik oder die günstigen Angebote in den Boutiquen der Buchanan-Galerie .
    Trotz ihrer grundverschiedenen Interessen erwuchs aus den regelmäßigen Treffen eine Freundschaft, und Juna erfuhr, dass Sirona noch mehr Menschen mit dem gleichen Schicksal kannte. Ihre quirlige Tutorin war es auch, die ihr
half, das Leben schließlich doch wieder selbst in die Hand zu nehmen.
    Ihr Großvater war bald nach Abschluss ihres Abenteuers im Sommer aus Kanada zurückgekehrt, und obwohl sie nicht verstehen konnte, warum er dermaßen reserviert auf Arian reagiert hatte, war sie dennoch davon ausgegangen, dass sie ihm weiter in der Praxis helfen würde.
    Doch er hatte offenbar andere Pläne und stellte einen jungen Tierarzt ein, was er damit begründet hatte, dass Juna zu emotional für diesen Beruf sei. Sie erkannte ihn nicht wieder und war tief getroffen.
    Arians Versuche, sie zu trösten, waren allesamt vergeblich gewesen. Der Großvater war alles, was ihr von der Familie geblieben war, und sie trauerte um seine verlorene Freundschaft wie um den Tod eines geliebten Menschen.
    Juna bewunderte, wie gelassen Arian Duncan MacDonnells kaum verborgene Feindseligkeit hinnahm. Sogar als dieser vorgab, nichts über Junas Mutter zu wissen, drängte er den alten Mann nicht weiter. Seine Enkelin war da weniger rücksichtsvoll, aber er behauptete, sich nicht mehr erinnern zu können. Schließlich gab sie es auf, weiter nachzufragen, obwohl sie wusste, dass er der unbekannten Frau wenigstens einmal begegnet sein musste. Auch ihr Vater, der nun wirklich mehr hätte wissen müssen, sagte nichts von Bedeutung. Sie glaubte beiden kein Wort.
    Inzwischen arbeitete Juna aushilfsweise in einer örtlichen Tierklinik oder für die Tierrettung. Das Geld, das sie dafür erhielt, reichte aus, die wichtigsten materiellen Bedürfnisse ihres Lebens zu befriedigen. Dazu brauchte es nicht viel, denn die Wohnung mit allem Drum und Dran kostete sie nicht einen Penny, und der Kühlschrank war ebenso gut
gefüllt wie ihr Kleiderschrank. Sironas Einkaufsleidenschaft sorgte für beides. Obwohl sich Juna immer wieder dagegen zu wehren versuchte, ignorierte die neue Freundin ihre Einwände und stand mindestens einmal pro Woche mit gefüllten Tüten vor ihrer Tür.
    »Ich habe genug Geld, und es macht mir Freude. Was bleibt mir denn sonst …?«, sagte sie und schaute dabei so traurig und verloren, dass Juna es einfach nicht übers Herz brachte, etwas zurückzugeben, obwohl sie durchaus ahnte, dass hier jemand ihre weiche Seite inzwischen sehr gut kannte.
     
    »Wo hast du diesen Wagen aufgetan?« Es war früher Morgen, und Juna warf ihre Reisetasche auf den Rücksitz, weil Finns Körbchen neben einem riesigen Koffer den gesamten Gepäckbereich einnahm. Sie stieg in einen lackschwarzen SUV, um mit Sirona nach London zu fahren. »Der riecht ganz neu.«
    »Ist er auch!« Sirona klang zufrieden. »Mein Engel meinte, wenn ich schon nicht fliegen wolle«, sie kicherte, »dann sollte es sich zumindest annähernd so anfühlen.«
    Sie nannte ihren Freund niemals beim Namen, und Juna hatte den geheimnisvollen irdischen Engel auch noch nie getroffen. Er sei sehr beschäftigt, behauptete Sirona, und es fand sich immer wieder ein neuer Grund, warum er gerade verhindert war. Besonders wild auf eine Begegnung war Juna allerdings ohnehin nicht. Je weniger sie an Engel dachte, desto besser für ihr Seelenheil.
    »Warum hast du eigentlich solche Flugangst?« Juna legte den Gurt an und lehnte sich in dem bequemen Sitz zurück. Anders als in ihrem kleinen Auto konnte sie hier sogar
die Beine ausstrecken. Luxus hatte manchmal schon etwas für sich.
    »Machst du Witze?« Nachdem sich Sirona in den Berufsverkehr eingefädelt hatte, warf sie ihr einen grimmigen Blick zu. »Nichts gegen ein Business-Class-Ticket nach Paris, aber mit ihm? Das muss nicht sein. Erzähl mir nicht, dass du gern fliegst!«
    »Na ja, es gibt bequemere Arten zu reisen, als sich an jemanden festzuklammern, während der wie ein Geschoss durch die Wolken zischt.« Sie erinnerte sich an

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