Fluegelschlag
Komitee nicht sagen, dass die Gerechten hinter dir her sind, dann wirst du gewiss auch aufgenommen. Und wer kann schon einem eleganten Ball widerstehen?«
Es hätte keinen Sinn gehabt, ihr zu erklären, dass Juna solche Veranstaltungen hasste, weil sie weder ein Vereinsmensch noch eine Freundin großer Roben war. Also schwieg sie.
Sirona blickte nun ernst. »Und außerdem haben wir alle ein ähnliches Schicksal. Wir müssen zusammenhalten. Für die Liebe. Und für die Freiheit!«
Schließlich ließ sich Juna überreden, gemeinsam mit ihr zumindest am heutigen Abend ein Treffen zu besuchen, um sich selbst ein Bild zu machen. Und sie stimmte sogar zu, sich ein elegantes Kostüm von Sirona zu leihen, nachdem die Freundin ihr mit wenigen Handgriffen eine elegante Hochsteckfrisur gemacht hatte.
Interessiert betrachtete sie sich im Spiegel. Arian würde es gefallen. Beinahe glaubte sie, seine Lippen auf der zarten Haut hinter ihrem Ohr zu spüren, und seine Hände, wie sie langsam die Nadeln herauszogen. Eine nach der anderen …
»Für den Hund habe ich einen Tiersitter besorgt.«
Juna ließ die Hand auf der Türklinke liegen und sah sich um. »Ohne Finn gehe ich nirgendwohin.«
Sirona sah sie entsetzt an. »Aber das geht nicht. Das Treffen findet im St. James’s Club statt. Hunde sind dort nicht erwünscht.«
»Gut.« Juna machte Anstalten, ihre Kostümjacke auszuziehen. »Dann werden sie auf meine Anwesenheit verzichten müssen.«
»Bitte. Sei doch nicht so streng. Finn wird bestens versorgt, und es dauert auch nicht so fürchterlich lange.«
»Nein?«
»Nur die kurze Vorstellung der neuen Bewerber und danach ein klitzekleines Dinner.«
»Kein Dinner.« Juna zog ihre Jacke wieder an.
Sirona seufzte. »Also gut, kein Dinner. Ich werde einen Tisch hier im Hotel reservieren.«
»Einverstanden. Wenn Finn ins Restaurant darf.«
»Natürlich. Und jetzt lass uns gehen, sonst kommen wir noch zu spät.« Der Hundesitter stand schon vor ihrer Tür und wollte eben die Hand heben, um zu klopfen. Juna schob ihn in ihr Zimmer. »Das ist Finn. Er hat bereits gefressen. Keine Leckerlis, bitte. In etwa einer Stunde muss er Gassi gehen. Haben Sie Beutel? Gut! Meine Handynummer …«
»Natürlich, Madam.«
Sie begann in ihrer Handtasche zu kramen. »Mist. Irgendwo ist der Zettel. Ich habe nämlich ein neues Handy. Wie heißen Sie eigentlich?«
Er reichte ihr seine Karte. »Bitte sehr, Madam.«
Juna sah ihn gehetzt an. »Darauf hätte ich auch kommen können, nicht wahr?« Sie fand ihre Visitenkarte mit aktueller Telefonnummer, erklärte ihm erneut, wie Finn zu behandeln sei, bis aus seinen höflichen Antworten ein Mhm, mhm! geworden war. Juna ermahnte ihren Hund ein letztes Mal: »Und du bist schön brav!«
Er gab einen Laut von sich, der ebenfalls verdächtig nach Mhm, mhm! klang, und weil ihr Handy inzwischen zum dritten Mal klingelte, verabschiedete sie sich schließlich und rannte den Gang entlang zum Aufzug.
Der Club war nicht weit entfernt, und Juna wurde klar, dass Sirona alles genau geplant haben musste. Nur mit dem Butler, der die schwere Holztür öffnete, die sich bestimmt seit Gründung des Clubs vor gut eineinhalb Jahrhunderten dort befand, hatte sie offenbar nicht gerechnet. Als er erkannte, dass zwei Frauen die Dreistigkeit besaßen, Einlass
zu verlangen, schloss er die Tür und blickte nur durch einen Spalt auf sie herab.
»Es tut mir leid, Madam«, sagte er zum dritten Mal mit monotoner Stimme. »Ohne Einladung kann ich Sie nicht einlassen. Dies ist ein exklusiver Club!«
Sirona kochte vor Wut, und man sah es ihr an. »Ich erkläre es Ihnen jetzt ein letztes Mal: Wir werden erwartet. Und ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, wenn der Vorsitzende des RFH herausfindet, wie Sie uns behandeln.«
Es folgten einige handfeste schottische Beleidigungen, von denen Juna hoffte, dass der Doorman sie nicht verstehen würde. Sirona hatte die Neigung, ein bisschen ordinär zu werden, wenn sie sich ärgerte.
Seine Antwort ließ gerade so viel Akzent durchklingen, dass sie wusste, ihre Hoffnung war vergebens gewesen. Sie hatten es mit einem waschechten Highlander zu tun.
Bevor sich Sirona noch mehr blamieren konnte, griff sie ein. »Sir, ich verstehe ihre Situation, aber wir werden tatsächlich erwartet, und es wäre doch wirklich bedauerlich, wenn ein paar Minuten Verspätung uns dermaßen in Schwierigkeiten bringen würden.« Sie fühlte sich heute kontrolliert genug, um ein Experiment zu wagen. Langsam
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