Fluegelschlag
beruhigen. Mit dem Attentat habe ich nichts zu tun.«
»Beschützt hast du mich aber auch nicht gerade.« Juna wollte es genau wissen.
»Ist dir denn etwas zugestoßen?«, fragte er mit sanfter Stimme.
»Wenn man von ein paar tellergroßen Blasen an meinen Füßen absieht … danke der Nachfrage.« Vor ihr fuhr jemand in seinem Kleinwagen fast Schritttempo, aber sobald sie überholen wollte, tauchte Gegenverkehr auf. Nicht nur am Nummernschild, sondern auch an der unsicheren Fahrweise erkannte man den Touristen vom Kontinent.
»Stört er dich?«
»Nein, nein!« Juna hatte das mulmige Gefühl, der Dämon neben ihr hätte gern einfach mit dem Finger geschnippt, um das Auto vor ihnen in den Straßengraben zu befördern.
In seinen Augen glitzerte ein böses Licht.
»Und wer hat die Bombe gezündet?«, fragte sie, um ihn abzulenken.
Er breitete die Arme aus. »Da muss ich passen. Einen Augenblick nur kümmert man sich um seine Geschäfte, da bringst du dich schon in Schwierigkeiten.« Er seufzte theatralisch. »Was habe ich nur getan, um jemanden wie dich verdient zu haben?«
»Das musst du selbst herausfinden.« Juna fand, dass die Unterhaltung allmählich absurde Züge annahm.
»Ich habe Armeen zu führen, weißt du.« Er sprach betont deutlich.
»So?« Hielt er sie für schwer von Begriff? »Und ich hätte geglaubt, dass dir seit kurzem ein erfahrener Krieger dabei hilft.«
»Wie es immer so ist mit den Angestellten.« Er gab vor, ihren Ärger nicht zu bemerken. »Bis man den Nachwuchs angelernt hat, vergehen Jahrhunderte, und kaum versteht einer sein Handwerk, ist er schon auf der Suche nach einer lukrativeren Beschäftigung.« Er beugte sich zu ihr herüber, bis sie seinen Atem zu spüren glaubte. »Man fragt sich, was kann es Schöneres geben, als mir dienen zu dürfen?«
»Ja, in der Tat …« Wäre Ironie flüssig, sie wäre von jedem ihrer Worte herabgetropft. Arian hatte niemals darüber gesprochen, aber sie wusste, dass er die Aussicht, für den Marquis arbeiten zu müssen, verabscheut hatte.
Als er eine Locke ihrer Perücke zwischen den Fingern rieb, zuckte sie so heftig zurück, dass der Wagen schlingerte. Hinter ihr hupte jemand, und Juna fasste das Steuer fester.
Der Marquis lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Eine hübsche Idee. Aber diese Verkleidung wird dir auf Dauer nicht helfen. Ich glaube, bevor ich mir einen neuen Gehilfen ausbilde, werde ich mit dir trainieren müssen.«
Juna verbot es sich, erneut zur Seite zu sehen. Meinte er das ernst? »Kein Interesse.«
Der Dämon gab einen Laut von sich, der an das Knurren eines Raubtiers erinnerte. Sofort setzte sich Finn auf, knurrte ebenfalls und hob drohend seine Lefzen.
Der Marquis ignorierte ihn ebenso wie ihren Einwand. »Willst du etwa behaupten, du hättest dein Feuer im Griff?«
»Nein, ich …«
»Und was würdest du tun, wenn dich morgen nicht irgendein Verrückter in die Luft sprengen will, sondern die Gerechten auftauchen?« Als sie etwas entgegnen wollte,
hob er die Hand. »Ich habe mein Wort geben müssen, dass dir nichts zustößt. Und ich werde es halten, ob dir das nun passt oder nicht.«
Ärgerlich presste Juna die Lippen zusammen. Sie erinnerte sich sehr genau an den Wortlaut seines Versprechens: Solange sie lebt, soll niemand von uns ihr ein Leid antun, sofern ich es verhindern kann. Damals hatte sie gedacht, mit uns wären Dämonen gemeint. Was ihn dazu bewogen hatte, sich nun zu ihrem Survivaltrainer aufzuschwingen, darüber mochte sie gar nicht spekulieren. Zumal dies ohnehin müßig sein dürfte. Wer sich sogar über die Gesetze von Gehenna hinwegsetzte, wie der Marquis es getan hatte, der würde sich seine Pläne sicher nicht von ihr ausreden lassen.
Immerhin verzichtete er ebenfalls auf eine weitere Unterhaltung. Nach einer Weile kam ihr sein Schweigen allerdings merkwürdig vor. Juna war nicht sonderlich überrascht, als ein Seitenblick ihr verriet, dass der Dämon verschwunden war.
Die restliche Fahrt gestaltete sich erfreulich ereignislos, und sie entspannte sich allmählich wieder. Obwohl sie Glasgow im dicksten Feierabendverkehr erreichten und eine Weile im Stau standen, hatte sie ihr Zuhause schließlich doch in bemerkenswert kurzer Zeit erreicht.
An der Einfahrt zur Tiefgarage ihres Apartmenthauses war die Schranke verschlossen, und daneben stand ein dunkel gekleideter Mann, der nach ihrer Legitimation fragte. Sie betrachtete ihn von ihrem erhöhten Sitz aus, und dabei entging ihr weder die leichte
Weitere Kostenlose Bücher