Fluegelschlag
Ausbeulung in seiner Jacke noch die geradezu militärische Haltung.
»Ich wohne hier«, sagte sie ein bisschen zu arrogant.
»Ihr Name, Miss?« Seine Stimme klang höflich und nahezu neutral, doch ganz konnte er den Londoner Dialekt nicht verbergen.
»MacDonnell. Und jetzt lassen Sie mich bitte durch. Ich habe eine lange Fahrt hinter mir.« Junas Finger schwebte über dem Schalter, um die Seitenscheibe hochfahren zu lassen.
»Und der Vorname, bitte!« Der Mann blätterte in seinen Unterlagen, in denen er zweifellos eine Ms MacDonnell entdeckt haben musste, denn sie konnte das Foto gut erkennen. Das Problem war nur, dass sie derzeit schwarze statt der darauf abgebildeten herbstfarbenen Haare hatte und keineswegs vorhatte, die Perücke in aller Öffentlichkeit abzunehmen. Schließlich fuhr sie doch nicht seit Stunden mit dem Ding auf dem Kopf durch die Gegend, um sich nun zu verraten.
»Ich bin Juna MacDonnell. Und wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie einfach mal Ihren Boss.« Ihr war nicht entgangen, dass zwei neue Überwachungskameras über der Einfahrt hingen, von denen sich eine mit leisem Surren auf sie gerichtet hatte.
Juna konnte nicht widerstehen: Sie streckte dem heimlichen Beobachter der peinlichen Szene die Zunge heraus. Immerhin behielt sie ihre Finger bei sich.
Nicht ganz unerwartet tauchte ein zweiter Mann auf. Sie brauchte seinen Duft gar nicht erst wahrzunehmen, um zu wissen, dass es sich um einen von Cathures persönlichen Mitarbeitern handelte. Er war nicht besonders groß, bewegte sich aber trotz seiner kräftigen Statur mit unübertrefflicher Eleganz. Die Arroganz, die er dem Kollegen gegenüber zeigte, verriet ebenfalls seine Herkunft. Feen
hielten nicht viel von den menschlichen Bewohnern der Erde, so viel wusste Juna inzwischen.
Sie sah ihn hochmütig an. »Nun?«
Das entlockte ihm zu ihrem Erstaunen ein Lächeln. »Wir haben schon auf Sie gewartet, Miss MacDonnell.«
Juna nickte, als sei dies ganz normal für sie.
»Ich bin Santandér, meine Nummer finden Sie in Ihrem Handy. Sollten Sie Fragen haben, erreichen Sie mich jederzeit.« Damit überreichte er ihr neue Schlüssel für das Penthouse und eine Codekarte für die Garage. »Es hat ein paar Veränderungen gegeben. Werden Sie heute noch einmal ausgehen?«
Juna hatte Lust, ihn im Ungewissen zu lassen, aber sie war viel zu müde, um noch größere Pläne für den Abend zu haben, als nach einem heißen Bad vor dem Fernseher zu dösen und früh ins Bett zu gehen. »Ich glaube nicht.«
»Gut.« Er blickte durch die Scheibe auf den Rücksitz, wo Finn aufrecht saß und dem Gespräch aufmerksam zu lauschen schien. »Wenn Sie möchten, kann ich mit ihm noch eine Runde drehen.«
Juna wollte widersprechen, aber dann sah sie sich nach Finn um, der mit dem Schwanz wedelte, als gefiele ihm der Vorschlag.
»Du bist einverstanden?«
Als Antwort erhielt sie ein freudiges Bellen.
»Also gut, er scheint nichts dagegen zu haben.«
Santandér öffnete die Tür, Finn sprang hinaus und lief in die Grünanlage.
Juna hob entschuldigend die Schultern. »Wir hatten die Anweisung durchzufahren.«
Santandér lachte und tippte sich dabei an die schwarze
Mütze, bevor er Finn folgte. Die Schranke öffnete sich, und Juna fuhr hinein.
Im Penthouse riss sie sich zuerst die Perücke vom Kopf und lief ins Bad. Als das Telefon klingelte, kam sie gerade mit einem Handtuchturban auf dem Kopf wieder heraus.
Der Wachmann war dran. »Wir sind fertig. Möchten Sie, dass ich Ihnen den Hund hinaufbringe?«
Wenig später läutete es an der Wohnungstür, und als Juna öffnete, stürmte Finn an ihr vorbei in die Küche. Santandér erklärte ihr die neue Alarmanlage. Bevor er wieder gehen konnte, bedankte sich Juna. »Was hat es mit all der Security auf sich?«
Er zuckte mit den Schultern. »Anweisung vom Boss. Meine Leute haben einige zusätzliche Kameras installiert. Garagenzufahrt und Eingang werden rund um die Uhr bewacht.«
»Was sagen die anderen Bewohner dazu?«
»Die sind vermutlich froh, dass sie deshalb keine Mieterhöhung bekommen.«
Er stand schon vor dem Aufzug, als Juna noch einmal aus der Tür schaute. »Sagen Sie … Ihrem Chef vielen Dank. Für alles.«
Santandér drehte sich um. »Sie können sich auf uns verlassen, Miss.«
Als er fort war, aktivierte sie den Alarm, wie er es ihr gezeigt hatte, und folgte Finn in die Küche. Nach einem Imbiss verbrachten sie den restlichen Abend gemeinsam vor dem Fernseher. Vor dem Schlafengehen ließ Juna
Weitere Kostenlose Bücher