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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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seltsam schlingerte. Sie gab die Suche auf, überholte den Wagen und trat das Gaspedal durch.
    Es wurde immer dunkler, und allmählich kamen ihr erste Zweifel, ob ihr übereilter Aufbruch klug gewesen war. Doch deutlicher hätte Gabriel gar nicht sein können, als er ihr vorwarf, die Suche nach dem Dämon zu behindern. Arian fühlte sich für ihre Sicherheit verantwortlich, was durchaus
schmeichelhaft war, auch ohne das verwirrende Gefühl in ihrem Bauch, das anhob, sobald sie an ihn dachte. Als würden winzige Engelsflügel darin flattern , dachte sie und schalt sich gleich darauf ein Schaf. Als Veterinärmedizinerin wusste sie genau um die Mechanismen der Anziehungskraft zwischen den Geschlechtern, und das, was in ihr geschah, ließ sich physiologisch erklären.
    Nur wollte sie das gar nicht. Am liebsten hätte sie sich einfach nur zurückgelehnt und Arians Zärtlichkeiten genossen. Juna zwang sich, zurück auf die Straße zu sehen. Ob Iris sie finden würde, wenn ihr jetzt etwas zustieße? Bestimmt, schließlich war sie ihr Schutzengel. Zwar ein äußerst merkwürdiger, aber nichtsdestotrotz ein Schutzengel. Möglicherweise würde sie aber eines Tages auch zu spät kommen und ihren leichtsinnigen Schützling nicht mehr retten können. Ebenso wie der zarte Engel in Johnstone, der nur erschienen war, um die Seele des ermordeten Jungen freizulassen.
    Aber womöglich war dessen Zeit einfach reif gewesen? Juna runzelte die Stirn. Über Sterben und Vorbestimmung wollte sie jetzt nicht nachdenken.
    Immerhin saß ihr Bruder seit mehreren Stunden in einer Ruine fest, und sie hatte seine Nachrichten einfach ignoriert. Eine leise Stimme in ihr warnte, dass es durchaus Gründe dafür gab, dies auch jetzt zu tun. Juna wusste, dass sie gut daran getan hätte, ihrer Intuition zu folgen und an der nächsten Ausfahrt kehrtzumachen.
    John mochte ein Idiot sein - mehr noch: Er hatte versucht, sie zu bestehlen. Aber er war immer noch ihr Bruder. Früher, als sie neu in die Familie gekommen war, war er es gewesen, der sie wie eine verschollene Schwester begrüßt
hatte - beinahe so, als wäre er froh gewesen, endlich jemanden gefunden zu haben, mit dem er über alles reden, dem er alles anvertrauen konnte.
    Juna hatte ihn zurückgewiesen. Nicht absichtlich, aber sie war damals ein schüchternes Mädchen gewesen, und der Umzug in eine neue Welt ohne ihre geliebten Großeltern war nicht leicht für sie gewesen. Er hatte ihr geholfen, wenn sie in Schwierigkeiten geraten war, was ziemlich schnell geschah, denn damals hatte sie ihre Kräfte längst nicht im Griff gehabt und ahnte nicht, dass sie über einzigartige Fähigkeiten verfügte, die andere Menschen verwirrten und bestürzten. John hatte ihr beigestanden, wenn die anderen Kinder über sie lachten, und einmal hatte er sogar die Schuld auf sich genommen, als ihre Gardinen im Kinderzimmer in Flammen aufgingen, weil Juna ihre Gefühle nicht im Griff hatte. Zu welchem Zeitpunkt oder aus welchem Grund sich ihr Verhältnis so grundlegend verändert hatte, wusste sie nicht. Sosehr sie sich bemühte, sie konnte sich an keinen konkreten Anlass erinnern, der ihren einstigen Verbündeten zu einem erbitterten Gegner gemacht hatte. Und dennoch fühlte sie sich verpflichtet, ihm jetzt zu helfen.
    »Wir sind doch Geschwister!« Selbst ihre eigene Stimme konnte sie nicht ganz überzeugen, doch immerhin brachte sie Juna zurück in die Gegenwart. Gerade passierte sie den Flughafen Prestwick. Der Verkehr war inzwischen abgeflaut, und sie suchte erneut nach dem Handy, um Iris eine Nachricht zu schicken. Es musste doch irgendwo sein.
    Und dann fiel es ihr ein: Sie hatte das Telefon vorhin einfach auf das Bett gepfeffert - und da lag es immer noch. Großartig! Wie sollte sie jetzt John in der finsteren Ruine aufstöbern? Nun galt ihre Suche der Taschenlampe, die sie
ins Auto gelegt hatte, nachdem sie einmal zu einem Notfall gerufen worden war und dabei ewig gebraucht hatte, um die angegebene Hausnummer in einer unbekannten und schlecht beleuchteten Straße zu finden. Endlich ertasteten ihre Finger etwas Längliches, Kühles. Da war sie … und funktionierte sogar noch, wie ein kurzer Test ergab. Schnell knipste sie das Licht wieder aus.
    Kurz vor Baltersan Castle befand sich das Dörfchen Maybole. Vielleicht würde sie dort eine Telefonzelle finden, von der aus sie Iris anrufen und beruhigen könnte. Gewiss würde die Freundin nicht annehmen, ein Dämon habe sie samt Hund und Auto verschleppt, aber

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