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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Freundin ließ es sich nicht nehmen zu erklären, dass es auch hier Ausnahmen von der Regel gab. »Und wenn ich mir Arian so ansehe, dann bin ich ziemlich sicher, dass er dazugehört.«
    Junas Handy meldete eine neue Nachricht und enthob sie so einer Antwort. »Mir ist nach einer richtig langen Dusche«, teilte sie Iris mit und sprang vom Behandlungstisch.
    »Dann geh ich mal mit dem Hund raus. Wo ist er überhaupt?« Iris pfiff, und Finn kam herbeigerannt.
    »Ich hoffe, du setzt ihn nicht wieder vor der Tür ab und verschwindest.« Juna drohte spaßhaft mit dem Finger, aber beide wussten, dass sie es ernst meinte.
    Iris beugte sich vor und kraulte Finn hinter den Ohren. Dabei murmelte sie etwas, das wie Als hätte ich eine Wahl! klang.
     
    In ihrem Zimmer sah Juna auf das Handydisplay: drei Kurznachrichten und zwei Anrufe.
    Zuerst der Anrufbeantworter, entschied sie. »Bitte, das ist jetzt kein Scherz. Ich bin in diesem Castle, du weißt schon, dieser Haufen Steine, den Dad kaufen will. Ich bin gestürzt. Kann nicht mehr auftreten. Bitte, komm so schnell du kannst, ja?«
    Obwohl sie immer noch wütend auf John war, machte sie sich Sorgen. Ihr Mitleid hielt genau bis zur nächsten Nachricht: »Das ist jetzt echt nicht witzig. Ich weiß, dass du dein Handy wegen der Viecher immer dabeihast. Okay, wenn es wegen neulich ist … also, es tut mir leid. Ach, Scheiße, hol mich hier raus! Es wird bald dunkel.«

    Sie konnte sich noch gut an Baltersan Castle erinnern. Es war kaum mehr als eine Ruine, und nachdem ihr Vater sie besichtigt hatte, war ziemlich klar gewesen, dass er sie nicht kaufen wollte. Hatte er es sich doch anders überlegt und John noch einmal dorthin geschickt? Glasgow lag etwa eine Stunde entfernt, und sie fragte sich, ob es nicht besser war, die Polizei anzurufen, um ihn retten zu lassen … oder einen Krankenwagen. Aber wenn er in Schwierigkeiten war - was man bei ihm getrost annehmen durfte -, dann war es sicherer, selbst hinzufahren. Auf Arians Rückkehr wollte sie nicht warten. Die beiden hatten sich überhaupt nicht gemocht, und er würde nicht verstehen, warum Juna so weichherzig reagierte, wenn es um ihren nutzlosen Bruder ging.
    Die Haustür schlug zu. »Ich bin wieder da!« Iris hielt sich offenbar an Arians Anweisung und hatte den armen Finn nur kurz bis zum Park geführt. »Wollen wir kochen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, begann sie mit Töpfen zu klappern. Die Arbeitsteilung war ohnehin klar: Iris würde ein wunderbares Gericht zaubern und Juna dafür später den Abwasch erledigen. Sie lächelte, als kurz darauf fröhliches Pfeifen aus der Küche erscholl. Ob Arian zum Abendessen wiederkäme? Hoffentlich ohne Gabriel.
    Kaum hatte sich dieser Gedanke geformt, wurde ihr klar, wie absurd es war, darüber nachzudenken, ob ein Engel seine Dämonenjagd unterbrechen würde, um an den sprichwörtlichen Herd zurückzukehren. Wann bin ich dermaßen spießig geworden? , fragte sie sich, klappte ungeduldig ihr Handy auf und wählte Johns Nummer. Erst als sie wieder auflegen wollte, erklang die weibliche Stimme seines Anrufbeantworters, die freundlich darum bat, nach dem Signalton eine Nachricht zu hinterlassen. Kaum war der verklungen,
fauchte sie: »Du bist wohl verrückt geworden, mich einfach so durch die Gegend zu scheuchen!« Sie dämpfte ihre Stimme. »Idiot! Ich rate dir, ernsthaft verletzt zu sein, sonst kannst du was erleben!«
     
    So leise wie möglich schlich sie auf bloßen Füßen durch den Flur, um Iris nicht auf sich aufmerksam zu machen. An der Tür erwartete ihr Hund sie. »Du musst hierbleiben, Finn.« Aber er ließ sich nicht überzeugen und antwortete mit einem leisen Winseln. »Also gut, aber du bist still. Hörst du?«
    Vorsichtig zog sie die Haustür hinter sich zu. Danach stieg Juna in ihre Stiefel und rannte zum Auto.
    Die untergehende Sonne malte blassrosa Streifen auf die langgezogenen Wolkenbänder am Horizont. Es würde längst dunkel sein, wenn sie Baltersan Castle erreichte.
    Nachdem sie an der Ausfahrt 22 auf den M77 abgebogen war, hatte sie zum ersten Mal Gelegenheit, nach ihrem Handy zu tasten. Stadtauswärts war der Verkehr auch um diese Zeit noch ziemlich dicht, und die langgezogene Baustelle, durch die sich die Fahrzeuge jetzt quälten, machte es nicht leichter, Glasgow zu verlassen. In ihrer Handtasche fand sie nichts, und als Finn ein strenges Wuff von sich gab, blickte sie gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, dass vor ihr ein Lastwagen aufgetaucht war, der

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