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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Dämon strich sich über das Kinn, und
die Haut unter seinen Fingerspitzen klang trocken. Sofort entstand das Bild rauer Schlangenschuppen vor ihrem geistigen Auge. Noch immer hatte sie keine Gelegenheit gehabt, sein Gesicht genauer zu betrachten, und vielleicht war das auch ganz gut so. »Man kennt mich als Nácar. Und weil ich das Gefühl habe, dass wir in Zukunft viel Zeit miteinander verbringen werden, ist es nur recht und billig, wenn du mir auch deinen Namen verrätst.«
    »Sag nichts!«
    In ihrem Entsetzen hatte Juna John vergessen und zuckte beim Klang seiner Stimme zusammen.
    Nácar wischte Johns Warnung mit einer ungeduldigen Handbewegung beiseite. »Mein Täubchen, mach dir keine Gedanken. Früher oder später finde ich ihn heraus.« Zweifellos sah er die Angst, die es nun doch geschafft hatte, sich einen Weg in ihre Augen zu bahnen. Er wirkte erfreut. »Eine interessante Familie, überaus talentiert. Und ihr seid wirklich Geschwister?«
    »Halbgeschwister.« John spie die Worte im selben Augenblick hervor, in dem Juna bat: »Lass ihn gehen. Er hat nichts damit zu tun.«
    Völlig unerwartet begann Nácar zu lachen, und sein tiefer Bariton klang keineswegs unsympathisch. »Aber Täubchen, er hat alles damit zu tun. Weißt du denn nicht, dass dein lieber Bruder ein Nekromant ist?«
    John, ein Magier der dunklen Künste? »Das glaube ich nicht!«
    »Natürlich mangelt es ihm an Finesse, aber ein gewisses Gespür für die guten Dinge im Leben kann ich ihm nicht absprechen. Immerhin war er es, der mich in diese Welt geholt hat.«

    Sie keuchte. »Das ist nicht wahr!«
    »Erzähl es ihr, Johnathon Arthur. Und vergiss nicht, den Deal zu erwähnen, den du mir angeboten hast.«
    Und als könne er sich diesem Befehl nicht entziehen, zählte John seine ruchlosen Taten mit monotoner Stimme auf.
    Als er seinen Verrat an den Schutzengeln gestand, schrie sie: »Du lügst. Du konntest nie Engel sehen! Erzähl ihm, wie du dich über mich lustig gemacht hast, als ich dir mein größtes Geheimnis anvertraut habe!«
    Noch heute konnte sie sein Lachen hören. Und auf einmal wusste sie: An diesem Tag hatte ihre Entfremdung begonnen. Danach hatte sich ihr Verhältnis grundlegend geändert. Jetzt ahnte sie, dass es Eifersucht gewesen war, die ihn immer weiter von ihr entfernt hatte. Er war noch nie gut mit Konkurrenz zurechtgekommen.
    Eine Träumerin hatte er sie genannt, und als sie auf ihrer Geschichte beharrte, hatte er sie gewarnt: Du wirst in der Klapsmühle enden, wenn du jemandem diesen Unfug erzählst.
    An jenem Tag hatte sie ihr Feuer zum ersten Mal bewusst eingesetzt.
    Du bist wahnsinnig! , hatte John gebrüllt und war voller Angst aus dem Zimmer gestürzt. Jetzt schwieg er, und sie wusste, dass der Dämon nicht gelogen hatte.
    »Warum?« Ein Kloß formte sich in ihrem Hals. »Warum tust du so etwas Schreckliches?«
    »Geld, Täubchen. Dein Bruder ist ein Spieler. Ein erstaunlich glückloser obendrein. Nicht wahr, mein Freund?« Nácar lachte erneut, und Juna vermutete, dass er an Johns Pechsträhne nicht unbeteiligt war.

    »Du hast ihn dazu verleitet!« Sie spürte die Hitze in sich aufsteigen.
    »Keineswegs. Er schafft es ganz allein, sich immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen.« Nácar gab dem am Boden Liegenden einen Tritt.
    Doch John kannte ihn inzwischen gut genug und ließ keinen Schmerzenslaut hören, um seine sadistische Lust nicht zu schüren.
    Ausgerechnet diesen Zeitpunkt wählte Finn, um auf sich aufmerksam zu machen. Knurrend kam er aus der Dunkelheit gerannt. Der Dämon hob den Arm, ein Schwert erschien in seiner Hand.
    »Rühr meinen Hund nicht an!«
    Ein zufriedenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Iris, wo warst du nur so lange?« Er fuhr herum und wehrte Iris’ Angriff ab. Stahl traf auf Stahl.
    Finn wich bellend zurück, und Juna musste mit ansehen, wie sich ihr Schutzengel und Nácar ein tödliches Duell lieferten.
    Der Dämon attackierte schnell und brutal. Seine Faust traf Iris am Kinn, so dass sie zurücktaumelte. Doch dann nahm sie den Schwung ihres Sturzes auf, machte einen Salto rückwärts und nutzte den Sprung zu einem Gegenschlag. Schwer von ihrem gut platzierten Fuß getroffen, taumelte Nácar zurück, schüttelte sich und griff erneut an.
    Schnell wurde klar, dass die beiden Gegner so gut wie ebenbürtig waren. Was Iris an Kraft fehlen mochte, machte sie durch ihre Geschicklichkeit wett. Der Dämon kämpfte immer wütender, und plötzlich erkannte Iris ihre Chance. Sie

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